Nährstoffe für die Schilddrüse: Was die Hormondrüse wirklich braucht
Eine gesunde Schilddrüse sorgt für gut funktionierenden Stoffwechsel und Kreislauf sowie für eine entspannte Psyche. Aber was ist für die Schilddrüse gut?
Jeder dritte Deutsche leidet laut Experten im Laufe seines Lebens an einer krankhaften Veränderung oder an hormonellen Fehlfunktionen der Schilddrüse. Und doch wird die Bedeutung des kleinen schmetterlingsförmigen Organs unterhalb des Kehlkopfes oft unterschätzt. Dabei produziert die kleine Drüse ständig Hormone: Damit lenkt sie viele wichtige Funktionen im Körper und entscheidet über Ihr Wohlbefinden, sowohl körperliches als auch seelisches. So können Symptome wie Müdigkeit, Frösteln – oder auch Herzrasen und Schlaflosigkeit auf eine Dysfunktion des Mini-Organs hindeuten. Die gute Nachricht: Sie können Ihre Schilddrüse mit entsprechender Ernährung und richtigen Nährstoffen gesund halten – auch bei erblicher Veranlagung.
Damit die Schilddrüse ihre umfangreichen Aufgaben erfüllen kann, benötigt sie vor allem Jod. Dieses Spurenelement ist einer der Hauptbestandteile der Schilddrüsenhormone und lebenswichtig. In kleinen Mengen (10 bis 20 Milligramm) kommt Jod zwar in unserem Körper vor und wird mit der täglichen Nahrung eingenommen. Auch kann die Schilddrüse diesen Nährstoff einteilen und speichern. Dennoch ist es wichtig, auf die ausreichende Jodzufuhr zu achten.
Jod ist besonders wichtig für eine gesunde Schilddrüse, Jodsalz allein reicht oft nicht aus
Wie viel Jod Sie täglich brauchen, hängt vom Alter und den Lebensumständen ab. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sollten täglich folgende Mengen an Jod eingenommen werden:
- Kinder: etwa 100 bis 140 Mikrogramm
- Jugendliche und Erwachsene: etwa 180 bis 200 Mikrogramm
- Schwangere: 230 Mikrogramm
- Stillende: 260 Mikrogramm
Wenn Sie nicht gerade am Meer leben, wo die Luft jodhaltig ist und Sie häufiger Seefisch und Meeresfrüchte essen, reicht die alleinige Verwendung von jodiertem Salz oft nicht aus. Bei einer Jodunterversorgung kann die Schilddrüse nicht mehr ausreichend Hormone produzieren – und das Risiko für Schilddrüsenerkrankungen wie die Schilddrüsenvergrößerung (auch als Kropf bekannt), Schilddrüsenunter- oder -überfunktion steigt.

Jodhaltige Lebensmittel sind für die Schilddrüse gut und gehören auf den Speiseplan
Wer regelmäßig jodhaltige Lebensmittel zu sich nimmt, braucht normalerweise keine zusätzlichen jodhaltigen Nahrungsergänzungsmittel. Diese Lebensmittel gelten beispielsweise als hervorragende Jodlieferanten:
- Milchprodukte wie Milch und Käse
- Eier
- Schellfisch, Kabeljau und Seelachs
- Meeresfrüchte wie Miesmuscheln, Hummer und Garnelen
- Algen
- Gemüse wie Spinat und Brokkoli
- Nüsse und Kerne: beispielsweise Erdnüsse oder Kürbiskerne
Wer über die tägliche Ernährung hinaus Jod einnehmen möchte, sollte in jedem Fall medizinisch abklären lassen, wie es um seine Jodversorgung steht. Das geht unter anderem mittels eines Jod-Urintests. Wenn Sie auf Nummer sicher gehen möchten, sollten Sie Ihre Blutwerte in Bezug auf Jod prüfen lassen.
Gut zu wissen: Eine jodhaltige Ernährung hilft zwar, einer Fehlfunktion der Schilddrüse vorzubeugen und Symptome zu lindern, kann diese aber nicht bekämpfen. Vor allem bei Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse wie Morbus Basedow oder Hashimoto Thyreoiditis sollte man besonders darauf achten, dass die empfohlene Tagesdosis nicht auf Dauer überschritten wird.
Zu viel Jod ist zu viel des Guten – und kann die Schilddrüse krank machen
Leider kann auch der Jodüberschuss der Schilddrüse schaden: Er begünstigt dieselben Erkrankungen wie der Jodmangel: sowohl die Schilddrüsenunterfunktion als auch -überfunktion. Bei einer vom Jodüberschuss verursachten Schilddrüsenunterfunktion erholt sich die Schilddrüse allerdings in den meisten Fällen von selbst. Problematischer wird es, wenn Sie an einer unentdeckten Überfunktion der Schilddrüse leiden. In diesen Fällen kann eine zu hohe Jodzufuhr eine manifeste Hyperthyreose verursachen: Dabei produziert Ihr “Schmetterlingsorgan” zu viele Schilddrüsenhormone. Dies kann lebensbedrohliche Folgen und neurologische Ausfälle wie Koma begünstigen.
Darum ist es sinnvoll und von Experten empfohlen, auf die alters- und umweltgerechte Jodzufuhr zu achten – und im Zweifelsfall einen medizinischen Rat zu holen.
Eine gesunde Schilddrüse braucht weitere Nährstoffe wie Selen, Eisen und Vitamin D
Für eine gesunde Schilddrüse braucht es außer Jod weitere Vitamine und Spurenelemente wie
Selen ist dabei für die Hormondrüse ein unverzichtbares Spurenelement und ist in tierischen Produkten wie Fleisch, Eiern oder Fisch enthalten – aber auch in Pilzen, Nüssen oder Samen. Der tägliche Selen-Bedarf liegt laut DGE bei
- Männern bei 70 µg,
- Frauen bei 60 µg,
- Kindern bei 15 - 30 µg,
- Stillenden 75 µg.
Zum einen schützt Selen die Schilddrüse vor oxidativem Stress: Es neutralisiert schädliche Radikale wie beispielsweise Wasserstoffperoxid, welches bei der Hormonproduktion in der Schilddrüse entsteht. Zum anderen aktiviert Selen – ebenso wie Eisen – die Produktion der Schilddrüsenhormone. Diese beiden Spurenelemente sind nämlich daran beteiligt, das Schilddrüsenhormon Thyroxin (T4) in seine aktive Form Trijodthyronin (T3) umzuwandeln.
Wer seine Schilddrüse gesund halten möchte, achtet darauf, ausreichende Mengen an wichtigen Vitaminen und Spurenelementen mit der täglichen Nahrung zuzuführen. Auch hier klärt ein Blutbild am besten darüber auf, ob eine zusätzliche Supplementierung vonnöten ist.
Vorsicht statt Nachsicht: Bei erblicher Veranlagung auf jegliche Schilddrüsenveränderungen achten
Zwar sorgt in den meisten Fällen die richtige Ernährung für eine gesunde Schilddrüse. Allerdings können Erkrankungen des Schmetterlingsorgans – wie Hashimoto Thyreoiditis – genetisch bedingt sein. Unser Tipp: Wenn in Ihrer Familie Schilddrüsendysfunktionen bekannt sind, sollten Sie die Gesundheit Ihrer Schilddrüse besonders stark im Auge behalten. Hier sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen ratsam, auch wenn die Kosten für diese nicht von gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden.
Doch Sie können für die Gesundheit Ihrer Schilddrüse mehr tun, als nur auf die jodhaltige Ernährung zu setzen. Auch wenn Sie keine sichtbaren Symptome wie Kropf am Hals wahrnehmen: Gehen Sie achtsam mit sich selbst um. Beobachten Sie sich und stellen Sie sich von Zeit zu Zeit Fragen wie:
- Fühle ich mich häufig abgeschlagen und wenig belastbar?
- Bin ich oft antriebslos und schlecht gelaunt?
- Hat sich mein Halsumfang vergrößert?
- Verändert sich mein Gewicht kurzfristig, auch wenn mein Essverhalten gleich bleibt?
- Schwitze ich zu stark oder friere ich trotz warmer Temperaturen?
- Ist meine Haut zu trocken und meine Fingernägel brüchig geworden – oder verliere ich ungewöhnlich viele Haare?
Wenn Sie einige dieser Fragen bejahen können, ist es noch kein Grund zur Panik. Zwar sind diese Symptome für eine Schilddrüsenfehlfunktion typisch. Doch sie weisen nicht unbedingt auf ein Problem hin. Im Zweifelsfall lohnt es sich, einen ärztlichen Rat zu holen. Dabei kann Ihre Ärztin oder Ihr Arzt, beispielsweise ein Endokrinologe oder ein Radiologe, Ihre Hormondrüse auf Vergrößerung, Knoten oder Zysten untersuchen. Ein Bluttest klärt außerdem auf, ob Ihre Schilddrüse zu viel oder zu wenig Schilddrüsenhormone produziert. Mit einer passenden Therapie kann Ihre Schilddrüse wieder ins Lot kommen.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren RedakteurInnen leider nicht beantwortet werden.