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Lockdown senkt Corona-Zahlen aber begünstigt zwei lebensbedrohliche Krankheiten: Arzt mit eindringlichem Appell

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Der Winter-Corona-Lockdown zeigt Wirkung: Die Infektionszahlen sinken aktuell drastisch. Doch die Auflagen haben ihren Preis. Sie fördern folgende Leiden und Probleme.

Wie eine Merkur-Umfrage zeigt, fühlen sich ganze 30 Prozent von rund 34.000 Umfrage-Teilnehmern depressiv aufgrund des Corona-Lockdowns. Fast 42 Prozent geben an, dass die aktuellen Umstände ihre Laune negativ beeinflussen. Auch Studien belegen, dass psychische Probleme während eines Lockdowns zunehmen. So geht aus der NAKO-Gesundheitsstudie hervor, dass der erste Lockdown 2020 vermehrt Stress, Angst und depressive Symptome zur Folge hatte. „Viele Menschen sind zwar ängstlicher geworden und hatten leichte depressive Episoden, aber das alles in einem Maß, das nicht behandlungsbedürftig ist. Die Häufigkeit von schweren behandlungsbedürftigen Symptomen hat allerdings auch zugenommen: von 6,4 Prozent auf 8,8 Prozent“, erklärt Studienleiterin Annette Peters vom Helmholtz Zentrum München. Auch eine US-amerikanische Studie belegt negative Auswirkungen von Corona-bedingten Einschränkungen auf die Psyche. In der im Fachblatt Jama veröffentlichten Studie kommen die Autoren zu dem Schluss, dass die Pandemie eine erhebliche Zunahme von Angstzuständen, Depressionen, Einsamkeit, häuslicher Gewalt und Medikamenten- und Drogenmissbräuchen zur Folge haben kann.

Doch nicht nur die Psyche leidet bei vielen: Auch die körperliche Gesundheit kann immens Schaden nehmen. Einfluss hat unter anderem der Fakt, dass viele Menschen den Arztbesuch scheuen, Früherkennungsuntersuchungen verschieben und aus Angst vor einer Corona-Infektion bei starken Beschwerden nicht in die Notaufnahme fahren. Im Bild-Interview warnt Prof. Volker Ragosch vom Asklepios-Klinikum Hamburg-Altona: „Wir werden am Ende wahrscheinlich mehr Tote haben, weil Menschen ihre Therapien verzögert haben“. Ein Beleg für diese These: Während des ersten Lockdowns wurden zwölf mehr Herzinfarkt-Tote gemeldet als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

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Zwölf Prozent mehr Herzinfarkte im ersten Corona-Lockdown – bei Symptomen sofort zum Arzt

So kamen hessische Forscher in einer Auswertung zu dem Ergebnis, dass es während des Lockdowns im Frühjahr 2020 zu zwölf Prozent mehr Sterbefällen durch Herzinfarkt kam. Einem Bild-Bericht zufolge hatten die Mediziner die Leichenschau-Scheine aus 26 Kliniken, die zwischen dem 23. März und dem 26. April 2020 ausgestellt wurden, mit den Todesfällen im Vorjahres-Zeitraum verglichen. 1.977 Tode von insgesamt fast 6.000 Todesfällen entfielen auf Herzinfarkte – zwölf Prozent mehr als im Vorjahr, als 208 Menschen weniger an Herzinfarkt verstarben. Professor Holger Nef, stellvertretender Direktor am Universitätsklinikum Gießen und Erstautor der Studie, sagte im Bild-Interview: „Die Patienten sind während der ersten Lockdown-Phase dem Rat gefolgt, zu Hause zu bleiben. Dadurch wurden allerdings Herzbeschwerden verschleppt und, wenn überhaupt, zu spät behandelt.“ Nef appelliert an alle Bürger, Beschwerden ernst zu nehmen und zum Arzt oder in die Notaufnahme zu gehen.

„Die Tumore hatten durch Corona einfach mehr Zeit, zu wachsen“ – Krebsfrüherkennung wahrnehmen

Auch in Hinblick auf Krebserkrankungen zeichnet sich ein gefährliches Bild ab. So erklärte Gernot Marx, Sprecher des „Arbeitskreises Intensivmedizin“ der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin, im Gespräch mit FOCUS Online, dass viele wichtige Krebs-OPs während des ersten Lockdowns verschoben worden sind. Rund 50.000 verschobene Operationen meldete im Sommer vergangenen Jahres allein die Deutsche Krebshilfe, wie Focus informiert. Infolge werden gefährliche Tumore erst spät erkannt, was die Heilungschancen drastisch reduzieren kann: „Wir sehen momentan deutlich mehr Menschen mit höheren Tumor-Stadien als vor der Pandemie. Die Tumore hatten durch Corona einfach mehr Zeit, zu wachsen“, zitiert Fokus Online Radioonkologe Hendrik Wolff. (jg) *Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerkes.

Quellen: https://www.helmholtz.de/gesundheit/wie-beeinflusst-der-lockdown-die-psychische-gesundheit/

Umfrage zum Thema Corona-Lockdown

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