Fast 43 Fehltage wegen psychischen Beschwerden: Corona-Krise trifft Berufstätige in Bayern hart
Die Corona-Pandemie hat enormen Einfluss auf unsere Stimmung, auch psychische Leiden nehmen zu. Das zeigen unter anderem die Fehltage 2020.
Spurlos geht die aktuelle Situation wohl an niemandem vorbei. Einige Bürger müssen sogar um ihre Existenz fürchten, weil der Lockdown vorübergehende Ladenschließungen zur Folge hat. Doch auch Angestellten setzen die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Einschränkungen zu. So kam es im Jahr 2020 zu vermehrten Fehlzeiten aufgrund von psychischen Leiden, wie die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) informiert.
Laut Versichertendaten der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) waren Arbeitnehmer im vergangenen Jahr im Schnitt 43,7 Tage wegen Depressionen*, chronischer Erschöpfung und Co. krankgeschrieben. Das sind 4,2 Tage mehr als im Jahr 2019. Den stärksten Anstieg mit 7,1 Tagen verzeichnete die KKH in Thüringen, den geringsten in Brandenburg und Hessen mit je 2,1 Tagen. Am häufigsten diagnostizierten Ärzte depressive Störungen, Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen sowie chronische Erschöpfung und Angststörungen.
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2020 wurden Arbeitnehmer im Schnitt deutlich länger krankgeschrieben
„Ob die gestiegenen Fehlzeiten unmittelbar mit der Corona-Krise zusammenhängen, können wir an den Zahlen nicht erkennen“, sagt KKH-Wirtschaftspsychologin Antje Judick. Isolations- und Quarantänemaßnahmen sowie damit einhergehende Veränderungen im beruflichen und privaten Alltag hinterließen aber in jedem Fall ihre Spuren. Denn viele Berufstätige stehen nach wie vor wegen fehlender Kinderbetreuung, der Versorgung hilfebedürftiger Angehöriger, zunehmender Vereinsamung sowie aufgrund von Existenzängsten durch Kurzarbeit, Insolvenz und Arbeitsplatzverlust unter Dauerstress. Aber auch der Umgang mit der bislang unbekannten Situation und die dabei oftmals erlebte Hilflosigkeit würden große Unsicherheit erzeugen. Gerade für psychisch vorbelastete Menschen könnten sich solche einschneidenden Veränderungen zusätzlich negativ auswirken, erläutert Antje Judick. „Und dass Arbeitnehmer im Schnitt deutlich länger krankgeschrieben sind, zeigt, dass es offenbar mehr langwierige Fälle gibt als vor der Pandemie.“
Ausgewertet wurde die Zahl der Kalendertage mit ärztlichem Attest von pflichtversicherten und freiwillig versicherten Mitgliedern der KKH, neu für das Jahr 2020 – ohne Arbeitslose und Rentner. Die KKH Kaufmännische Krankenkasse ist eine der größten bundesweiten gesetzlichen Krankenkassen mit mehr als 1,6 Millionen Versicherten, geht aus der KKH-Pressemitteilung hervor. *Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerkes.
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