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Einschlafhilfe für Kinder: Mediziner warnt vor Melatonin-Gummibärchen

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US-Schauspielerin Kristen Bell verabreicht ihren Töchtern Melatonin-Gummibärchen, damit sie besser einschlafen. Ist dieser Trend für Kinder gesund?

Als Spray, Tee oder in Form von Tropfen: Immer häufiger wird Melatonin als natürliches Schlafhormon bei Einschlafproblemen von Erwachsenen verwendet. Obwohl es als hormonaktiver Wirktstoff eigentlich verschreibungspflichtig ist, sind manche Präparate rezeptfrei, da die Mengen an Melatonin so gering sind, dass sie auch in Nahrungsmitteln vorkommen können. Ob der Wirkstoff allerdings auch als Einschlafhilfe für Kinder zuträglich ist, ist seit einem Interview mit der US-Schauspielerin Kristen Bell (42) umstritten. Mithilfe von Melatonin-Gummibärchen bringt sie ihre beiden Töchter zum Einschlafen, wie sie gegenüber „E-News“ verriet. Mediziner sehen dieses Vorgehen kritisch.

Melatonin-Gummibärchen: Mediziner warnt vor Einschlafhilfe für Kinder

Schlafendes Kind
Damit Kinder gut einschlafen, helfen Rituale und ein gut getakter, rhythmischer Tag. Von Melatonin wird hingegen abgeraten. (Symbolbild) © Jos Temprano/IMAGO

„Es haut sie einfach schneller um, und es geht ihnen super“, erklärte die 42-Jährige im Interview. Bell und Ehemann Dax Shepard (47) geben ihren beiden Töchtern Lincoln (9) und Delta (7) Melatonin-Gummibärchen, damit sie besser einschlafen und die Eltern in Ruhe zu zweit den Abend verbringen können. Denn die Familie teilte sich bis vor Kurzem ein Schlafzimmer. Wenn die Eltern dann einen Film anschauen wollten, mussten die beiden Mädchen versuchen einzuschlafen. Sie gaben ihnen deshalb die Gummibärchen, denn als Gegenspieler des Stress-Hormons Cortisol ist das in der Zirbeldrüse im Gehirn produzierte Schlafhormon Melatonin wichtig für einen gesunden Schlaf.

Wenn die Lichtaufnahme abnimmt und von Blau- und Rotlicht umstellt ist, dann steigt der Melatonin-Spiegel im Körper an. So sorgt es dafür, dass der Körper herunterfährt und der Energieverbrauch gedrosselt wird. Die Folge davon sind eine sinkende Körpertemperatur und ein sinkender Blutdruck. Im Gegensatz dazu hält uns zu Cortisol tagsüber wach und aufmerksam. Da Melatonin für den Schlaf-Wach-Rhythmus verantwortlich ist, wird es gerne bei Schichtarbeit oder Jetlag eingesetzt, um ihn wieder ins Lot zu bringen. Die Verabreichung an Kinder ist jedoch bislang umstritten und wird von Experten nicht empfohlen.

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Einschlafen bei Kindern: Rituale statt Süßigkeiten mit Melatonin

In den Leitlinien der Arbeitsgruppe Pädiatrie der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) rät von einem unkritischen Einsatz im Kindesalter ab. Es könne „nicht nur Nebenwirkungen verursachen, sondern auch den Beginn einer sinnvolleren Therapie verzögern.“ Bei Schlafstörungen sollen hingegen schlafhygienische Maßnahmen angewandt werden. Allgemeinarzt Dr. Christoph Specht warnt gegenüber RTL ebenfalls vor Nebenwirkungen wie Übelkeit, Kopfschmerzen, Erbrechen und Hautausschlägen. „Warum Kinder schlafen oder nicht, hat ganz viel mit dem Ritual zu tun“, so der Mediziner. Er rät beispielsweise dazu, das Licht zu dimmen oder auszuschalten und Displays von Smartphones oder Tablets auszuschalten, sobald es Schlafenszeit ist.

Anmerkung der Redaktion: Dieser Text ist bereits in der Vergangenheit erschienen. Er hat viele Leserinnen und Leser besonders interessiert. Deshalb bieten wir ihn erneut an.

Mit Ritualen und Einschlafroutinen kann außerdem schon viel früher am Abend begonnen werden und nicht erst, wenn die Kinder bereits im Bett liegen. So hilft es beispielsweise, die Kinder vor dem Abendessen noch ein wenig spielen zu lassen, damit sie schon mal herunterfahren können, verrät Schlaftrainerin Astrid Steindl gegenüber dem österreichischen Tageszeitung Der Standard Online. Nach dem Abendessen können Kinder auf das zu Bett gehen vorbereitet werden, indem man ihnen zum Beispiel ein Buch vorliest oder eine Geschichte erzählt und mit ihnen kuschelt.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.

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