Psychose nach Coronavirus-Infektion: Ärzte beobachten unheilvolle Folge von Covid-19

Bei einer Infektion mit Coronaviren kann die Lunge großen Schaden nehmen. Doch auch die psychische Gesundheit ist gefährdet: Ängste bis Psychosen wurden beobachtet.
- Husten, Fieber, Kurzatmigkeit: Zu Beginn des Coronavirus-Ausbruchs lag der Fokus von Medizinern auf erkältungsartigen Symptomen*. Doch das sollte sich schnell ändern.
- Je länger die neuartige Lungenkrankheit Covid-19 erforscht wird, desto mehr mögliche Ausprägungen und Symptome werden bekannt. Unter anderem konnten bei einer Vielzahl von Patienten Geschmacks- und Geruchsstörungen beobachtet werden.
- Und auch das Gehirn und das Nervensystem können beteiligt sein: So fanden Wissenschaftler heraus, dass eine Coronavirus-Infektion auch mit neurologischen Beschwerden wie Schwindel und Kopfschmerzen einhergehen kann.
- Kürzlich wurde auch eine Studie veröffentlicht, die einen Zusammenhang zwischen Covid-19 und der Entstehung psychischer Probleme wie depressiven Verstimmungen, Ängsten, Manien und Psychosen herstellt.
Wo Mediziner anfangs wenige Daten über die neuartige Krankheit Covid-19 gesammelt hatten, werden es immer mehr Studien, die detaillierte Erkenntnisse über die Erkrankung liefern. Das kommt vor allem dem Behandlungserfolg zugute. Denn je besser der Verlauf und die Ursache einer Krankheit erforscht sind, desto besser stehen die Chancen, wirksame Medikamente zu entwickeln.
Eine neue Studie fördert nun eine Auswirkung von Coronavirus-Infektionen zu Tage, die die Psyche betrifft. So belegten britische Forscher in einer Studie, dass Covid-19 folgende psychische Beschwerden zur Folge haben kann:
- depressiven Verstimmungen
- Ängste
- Steroid-induzierte Manie (Eine Manie, die durch Einnahme von Steroiden wie etwa Anabolika, ausgelöst wird)
- Psychosen
Die Forscher beobachteten diese Symptome nicht nur in der akuten Phase von Covid-19: Auch in der Erholungsphase hätten Patienten mit ihnen zu kämpfen. Einige von den Betroffenen litten sogar langfristig unter einer posttraumatischen Belastungsstörung.
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Bei psychischen Beschwerden auch Coronavirus-Infektion in Erwägung ziehen
In ihrer Studie hatte ein Team um Benedict Michael von der Universität Liverpool die Datensätze von 153 Covid-19-Patienten ausgewertet. Bei 39 der 125 Betroffenen (31 Prozent) wurden psychiatrische Veränderungen dokumentiert, wie das Ärzteblatt zitiert. So wurden bei 23 Patienten (59 Prozent) Veränderungen des mentalen Zustands beobachtet, die die Kriterien einer psychiatrischen Diagnose erfüllten. Zehn Patienten hatte eine neu einsetzende Psychose entwickelt, bei sechs Personen waren demenzähnliche Störungen beobachtet worden und vier Patienten zeigten eine affektive Störung, zu welcher auch bipolare Störungen zählen, die durch einen Wechsel von Depression und Manie gekennzeichnet sind.
Die Studie wäre zwar nicht repräsentativ genug, um genaue Angaben zur Häufigkeit derartiger Symptome zu machen. doch der Studienautor Benedict Michael und sein Team geben zu Bedenken, dass Mediziner bei psychiatrischen Symptomen eines Patienten während der aktuellen Coronavirus-Pandemie auch eine Infektion mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 in Erwägung ziehen sollten. (jg) *merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.
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