"Labello" & Co.: Sind Lippenstifte krebserregend?

Weiche Lippen sind bestimmt schön zum Küssen. Wer täglich einen Lippenpflegestift benutzt, sollte auf die Inhaltsstoffe achten. In Labortest haben Experten sehr bedenkliche Substanzen gefunden.
Gegen trockene oder rissige Lippen - zahlreiche Produkte versprechen eine zarte geschmeidige Haut. Statt nur auf die Schönheit, Marke oder Preis zu achten, lohnt sich ein Blick auf die Inhaltsstoffe der Kosmetikprodukte. Das haben Recherchen des Verbraucher- und Wirtschaftsmagazins "Markt" im NDR-Fernsehen ergeben.
Mineralöl in Lippenpflegestiften
Bei einer Laboruntersuchung von Lippenpflegestiften der Marken "Labello", "Blistex" und "Carmex" wurden aromatische Kohlenwasserstoffe aus Mineralöl (MOAH - "Mineral Oil Aromatic Hydrocarbons") und gesättigte Kohlenwasserstoffe aus Mineralöl (MOSH - "Mineral Oil Saturated Hydrocarbons") gefunden. MOAH stehen im Verdacht, krebserregend und erbgutverändernd zu sein. MOSH können sich in den Organen ablagern.
Die Ergebnisse seien beunruhigend, so Dr. Konrad Grob, einer der führenden europäischen Wissenschaftler im Bereich Mineralölforschung.
Abgeschleckt: Gefährliche Stoffe gelangen in unseren Körper
Mineralöl in Kosmetika haben auch nach Ansicht von Stiftung Warentest nichts in Pflegeprodukten zu suchen. Die Experten raten nach einem Test von 25 Produkten (26.05.2015) von mineralölhaltiger Lippenpflege ab.
Die Kosmetikhersteller weisen darauf hin, sie würden sich an die Gesetze halten, und die Aufnahme über die Haut sei unbedenklich. Die Produkte seien sicher. Doch laut des wissenschaftlichen Ausschusses für Verbrauchersicherheit der Europäischen Kommission (SCCS), gelangen die bedenklichen Inhaltsstoffe über die Lippen in den Körper. Bei einem durchschnittlichen Verbrauch nimmt man so pro Jahr eine Menge an Fettstift in den Körper auf, die vier kompletten Lippenpflegestiften entspricht.
Richtlinien für Kosmetika, die nur auf die Haut aufgetragen werden, seien demnach für Lippenpflege nicht ausreichend, so der Experte Dr. Grob. Die Stifte müssten nach den gleichen Kriterien wie Lebensmittel behandelt werden, so Dr. Grob weiter. Laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) sollten die potenziell krebserregenden und erbgutverändernden MOAH in Lebensmitteln gar nicht vorhanden sein. Dr. Konrad Grob warnt schon vor geringsten Mengen krebserregender Substanzen. Er hält das Ergebnis für nicht tolerabel.
Nach Meinung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) ist zwar die Aufnahme von Mineralölen in Kosmetika über die Haut eher ohne Risiko. Aber die Substanzen sollten in Lebensmitteln vermieden werden, da sich MOSH im menschlichen Körper anreichern. Die festgestellten Mengen in den drei Lippenpflegestiften von "Labello", "Blistex" und "Carmex" bewertet der Wissenschaftler Grob als beunruhigend.
Tipp von Stiftung Warentest
Ob Mineralöl in einem Kosmetikprodukt steckt, verät, laut Stiftung Warentest, die Liste der Inhaltsstoffe auf der Verpackung. Folgende Angaben deuten darauf hin:
- Cera Microcristallina (Microcristallina Wax)
- Ceresin
- Mineral Oil
- Ozokerite
- Paraffin
- Paraffinum Liquidum
- Petrolatum.
Daneben weisen die Experten auf Pflegeprodukte ohne den Zusatz von Mineralöl hin. In Naturkosmetik beispielsweise dürfte es per se nicht eingesetzt werden.
ml/ots