Leide ich unter einer Sozialphobie? Welche Symptome Sie ernst nehmen sollten

Nach der Alkoholsucht und der Depression zählt die Sozialphobie zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Wie Sie sie erkennen & erfolgreich behandeln.
Bis zu 16 Prozent aller Menschen sollen mindestens einmal im Leben an einer Sozialphobie erkranken. Wie das Fachportal Thieme weiter informiert, beginnt die Angststörung oft im Kindes- oder Jugendalter. Wird sie nicht frühzeitig erkannt und behandelt, kann dies schwerwiegende Folgen haben: Die Störung wird chronisch und schränkt den Alltag von Betroffenen enorm ein. Das kann soweit gehen, dass sie zwischenmenschliche Kontakte gänzlich vermeiden, keine Partnerschaft eingehen* oder nicht mehr vor die Türe treten aus Angst vor negativen Reaktionen ihrer Mitmenschen.
Symptome der Sozialphobie ernst nehmen
Je nach Ausprägung der sozialen Phobie kann sie sich auf unterschiedliche Art und Weise äußern. Die Schön Klinik führt folgende Warnzeichen auf, die auf eine Sozialphobie hinweisen:
- Angst vor prüfender Betrachtung durch andere Menschen
- Angst vor Kritik
- Angst, in der Öffentlichkeit zu essen oder/und zu sprechen
- Angst, sich mit dem anderen Geschlecht zu treffen
- soziale Isolation
- niedriges Selbstwertgefühl
- Zittern, Herzrasen, Durchfall und Übelkeit – in der angstauslösenden Situation selbst oder allein bei dem Gedanken daran
- Panikattacken
- Blackout
Sozialphobie: Nur schüchtern oder Angstpatient?
Typische Sozialphobie-Patienten meiden aus Angst, sich zu blamieren oder abgewiesen zu werden zwischenmenschliche Kontakte. Doch es gibt auch andere Formen der Erkrankung. So kann sich die Phobie der Schön Klinik zufolge auch insofern äußern, dass Betroffene nicht in der Öffentlichkeit essen oder schreiben – aus Angst davor, zu zittern und so verurteilende Blicke auf sich zu ziehen. Häufig vermeiden die Betroffenen auch Telefonate mit Ämtern, den Umtausch von Waren oder das Einholen von Informationen bei Unbekannten, wie die Schön Klinik informiert. Auch Prüfungsangst oder die Angst zu erröten würde zu den sozialen Ängsten zählen, heißt es weiter.
Schüchtern oder doch Angstpatient? Die Übergänge sind oft fließend, weshalb die Diagnose „Sozialphobie“ nur von einem Experten gestellt werden kann. Krankhaft wird es der Apotheken Umschau zufolge erst, wenn der Betroffene massiv in seiner Lebensführung beeinträchtigt ist. „Schüchternheit zeigt sich eher als eine leichte Befangenheit anderen gegenüber. Die Folge können Zurückhaltung und leichtere Vermeidungstendenzen sein“, zitiert der AOK Bundesverband Dr. Astrid Maroß, Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie: „Menschen mit sozialer Angst leiden deutlich stärker an körperlichen Angstsymptomen wie Zittern, Schwitzen oder Übelkeit. Sie haben auch viel mehr Angst, von anderen abgelehnt oder kritisiert zu werden, obwohl sie wissen, dass die Befürchtungen unrealistisch hoch sind.“
Die soziale Angststörung verstehen und behandeln
Im Buch „Soziale Angststörung – Fortschritte der Psychotherapie“* (werblicher Link) liefern die Autoren Ulrich Stangier, David M. Clark, Denise M. Ginzburg und Anke Ehlers aktuelle Erkenntnisse zur Diagnostik & Therapie der sozialen Angststörung.
Welche Ursachen hinter einer Sozialphobie stecken können
Der Schön Klinik zufolge treten soziale Ängste oftmals bereits in der Pubertät auf. Untersuchungen würden zeigen, dass die genetische Veranlagung eine wesentliche Rolle spielt, heißt es weiter. Auch wenn Elternteile sozialphobische Züge an den Tag legen, steigt die Gefahr, dass Kinder derartige Ängste entwickeln. Wie das Institut für Verhaltenstherapie-Ausbildung Hamburg (IVAH) berichtet, geht man aktuell davon aus, dass viele verschiedene Faktoren die Entstehung und Aufrechterhaltung der sozialen Phobie fördern. Ein wesentlicher Faktor sei die genetische Vorbelastung mit einem Anteil von 30-50 Prozent, heißt es.
Mögliche Ursachen für die Entstehung einer Sozialphobie im Überblick:
- Gestörte Balance zwischen den Botenstoffen Serotonin, Noradrenalin und Dopamin im Gehirn.
- Traumatische oder negative Erfahrungen im Kindes- und Jugendalter.
- „Überbehütend-beschützender“ Erziehungsstil der Eltern und damit einhergehend starke Kontrolle und Einschränkungen für das Kind.
- Gleichgültiger Erziehungsstil.
- Wenig soziale Interaktion im Kindesalter.
- Eltern, die übermäßig viel Wert auf die Meinung anderer legen, was Bewertungs- und Kritikangst fördern kann.
- Persönlichkeitsmerkmale wie Perfektionismus und niedriges Selbstwertgefühl.
Wie die IVAH ausführt, wird eine soziale Phobie meist dadurch ausgelöst, dass ein spezielles Belastungserlebnis auftritt. Dieses kann individuell sehr verschieden ausfallen, sich in Form eines einschneidenden Lebensereignisses oder einer enormen Überforderung zeigen. Auslöser können etwa der Eintritt ins Berufsleben, Mobbing oder schamhafte Erlebnisse in der Öffentlichkeit sein, heißt es.
Therapie der Sozialphobie
Die frühzeitige Behandlung einer Sozialphobie verhindert ein Verfestigen der krankhaften Verhaltensmuster. Wenn Sie den Verdacht haben, an der Krankheit zu leiden, ist der erste Ansprechpartner Ihr Hausarzt. Dieser wird Ihnen Anlaufstellen wie etwa Psychotherapeuten nennen, die sich auf die Behandlung von Angstpatienten spezialisiert haben. Auch in fortgeschrittenem Stadium stehen die Chancen auf Linderung der Sozialphobie gut. Mithilfe einer Verhaltenstherapie ist die Störung in der Regel so in den Griff zu bekommen, dass das alltägliche Leben wieder gut funktioniert, so der AOK Bundesverband.
In einigen Fällen können auch Medikamente verschrieben werden, heißt es weiter. In Selbsthilfegruppen profitieren Betroffene außerdem von den Erfahrungen anderer Patienten und erfahren hier mehr über Bewältigungsmuster, die Erfolg versprechen. Eine bundesweite Übersicht findet sich auf der Webseite des Selbsthilfeverbandes für Soziale Phobie (VSSP e.V.). Doch nicht nur Menschen können anderen Menschen Angst machen: 24vita.de* geht der Frage nach, woher Tierphobien kommen und wie man die Angst in den Griff kriegt. (jg) *Merkur.de und 24vita.de sind ein Angebot von IPPEN.MEDIA.
Mehr Quellen: https://m.thieme.de/viamedici/klinik-faecher-psychiatrie-1544/
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