Darmkrebs früh erkennen: Erste Anzeichen können schon zehn Jahre vor der Diagnose auftreten
Die Diagnose Darmkrebs trifft Betroffene oft völlig unerwartet. Dabei können aufmerksame Menschen erste Warnsignale für die Krebserkrankung schon Jahre vorher bemerken.
Laut Stiftung Deutsche Krebshilfe erkranken in Deutschland jedes Jahr rund 80 von 100.000 Männern und etwa 59 von 100.000 Frauen an Darmkrebs. Insgesamt erhalten über 58.000 Menschen jährlich die Diagnose. Im Durchschnitt sind Männer um die 72 und Frauen um die 75 Jahre betroffen. Doch auch immer mehr jüngere Menschen erkranken an Darmkrebs. Selbst bei Menschen unter 40 Jahren kann sich ein Darmkarzinom entwickeln. „Das sind Patienten mit Darmkrebs in der Familie. Es sind Patienten, die Auffälligkeiten haben beim Stuhlgang, vor allem Verstopfung. Es sind Patienten, bei denen Blut im Stuhl aufgefallen ist“, so der Gastroenterologe Dr. Karsten Wursthorn gegenüber dem Norddeutschen Rundfunk (NDR). Auch bei diffusen Bauchschmerzen empfehle sich laut Dr. Wursthorn eine Darmspiegelung, sogenannte Koloskopie, zur weiteren Abklärung. Je früher Symptome richtig gedeutet werden und ein Arzt die Diagnose stellt, umso besser können Therapiemöglichkeiten anschlagen und im besten Fall die Krebserkrankung sogar geheilt werden. Achten Sie auf bestimmte Anzeichen, die ein Indiz für Darmkrebs sein könnten.
Darmkrebs früh erkennen: Erste Symptome können sich bereits fünf bis zehn Jahre zuvor zeigen

Der Darm ist ein sehr aktives Organ, insofern, als sich die gesamte Darmschleimhaut innerhalb weniger Tage aus sogenannten Stammzellen erneuert. Bei der Zellteilung können sich letztlich auch „Fehler“ einschleichen, so die Stiftung Deutsche Krebshilfe. Die meisten dieser Fehler werden sofort korrigiert, einige können jedoch bestehen bleiben. Das kann dann dazu führen, dass sich das Erbgut der Zellen verändert – im schlimmsten Fall zu einer bösartigen Tumorzelle und einer wachsenden Geschwulst. Bestimmte Risikofaktoren können diesen Prozess begünstigen.
Darmkrebs: Welche Risikofaktoren gibt es?
Ein entscheidender Risikofaktor für Darmkrebs ist das Älterwerden. Neben dem Alter gibt es noch weitere Faktoren, die das Risiko für eine Darmkrebserkrankung erhöhen:
- Rauchen
- Alkoholkonsum
- Übergewicht
- Mangelnde Bewegung
- Ballaststoffarme Ernährung sowie hoher Konsum von rotem Fleisch wie Rind oder Wurstwaren
- Vorerkrankungen, beispielsweise Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn
- Direkte Familienangehörige mit Dickdarmpolypen. Bei Darmpolypen handelt es sich um Vorwölbungen der Darmschleimhaut, die wie Adenome zunächst als gutartige Geschwulst gelten, aber im Laufe der Zeit zu bösartigen Tumoren und Krebs entarten können. In der Regel verursachen Polypen keine Schmerzen oder Beschwerden.
- Direkte Familienangehörige, die an Darmkrebs erkrankt sind
- Nahe Verwandte mit Magen-, Blasen-, Haut-, Gebärmutterschleimhaut- oder Eierstockkrebs
Darmkarzinome wachsen nicht von heute auf morgen, sondern ganz langsam. Im Schnitt können fünf bis zehn Jahre vergehen, bis sich aus einem kleinen Zellhaufen ein bösartiger Tumor entwickelt. Anzeichen oder unspezifische Symptome können manche Betroffene schon im Anfangsstadium spüren. Der Körper sendet Warnzeichen, auf die man achten sollte, wie die Deutsche Krebsgesellschaft empfiehlt:
- Blasse Gesichtsfarbe
- Anhaltende Müdigkeit, trotz ausreichend Schlaf
- Abgeschlagenheit
- Vergrößerte Lymphknoten
- Leistungsabfall
- Gewichtsabnahme
- Blähungen
- Wiederholte, krampfartige Bauchschmerzen, die länger als eine Woche anhalten
- Harte Bauchdecke, tastbare Verhärtungen am Bauch
- Häufiger Stuhldrang
- Auffallend übelriechender Stuhl
- Veränderte Stuhlgewohnheiten, beispielsweise Bleistift-dünner Stuhl
- Wechsel von Verstopfung und Durchfall
- Blut im Stuhl
- Roter oder schwarzer Stuhl
- Schleim im Stuhl
Krebsfrüherkennung durch Darmspiegelung kann Leben retten
Krebs vorbeugen oder frühzeitig entdecken: Unbedingt zur Früherkennungsuntersuchung
Vielen Menschen ist der Gedanke unangenehm, peinlich, manche haben Angst vor Schmerzen – doch die Darmspiegelung ist schmerzfrei, Patienten verschlafen sie durch eine leichte Narkose einfach. Der Eingriff dauert lediglich ca. 20 Minuten, Betroffene spüren nichts und sind anschließend in der Regel recht schnell wieder fit. Das Unangenehme an der Früherkennungsuntersuchung ist, wie manche Patienten berichten, der Vorgang des Abführens. Damit der Gastroenterologe eine gute Sicht im Inneren des Darms hat, sollen Patienten vor der Untersuchung ein Abführmittel trinken, um den Darm zu entleeren. Es dauert in der Regel zwei bis drei Stunden, bis er vollständig entleert ist.
Was man immer bedenken sollte und worauf Ärzte stets hindeuten: Es bedeutet letztlich weniger als einen Tag Aufwand für die Krebsfrüherkennung, mit Vorbereitung und Untersuchung – ein Tag, der aber Leben retten kann. Darmkrebs kann letztlich nur durch die Früherkennungsuntersuchung, der Darmspiegelung, auch frühzeitig erkannt und im besten Fall geheilt werden.
Alle gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland übernehmen bei Männern im Alter zwischen 50 und 54 und Frauen zwischen 50 und 54 einmal im Jahr die Kosten der Darmspiegelung für die Vorsorge – ab 55 Jahren alle zwei Jahre. Die Darmspiegelung ist noch zuverlässiger als der Stuhltest und Krebsvorstufen können sofort entfernt werden.
Menschen, bei denen Risikofaktoren vorliegen, sollten in Absprache mit ihrem Arzt eine Darmspiegelung bereits vor ihrem 45. bis 50. Lebensjahr in Erwägung ziehen.
Beobachten Sie eines der genannten Symptome an sich, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Derartige Beschwerden können auch bei anderen Erkrankungen oder gar gutartigen Darmerkrankungen auftreten. Daher ist es wichtig, die Symptome in jedem Fall durch entsprechende Untersuchungen abklären zu lassen.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion leider nicht beantwortet werden.