Psychotherapie beginnen: Viele Patienten haben einen langen Weg vor sich
Der Weg zu einer Psychotherapie ist meist langwierig und schwierig. Wartezeiten, Anträge und zahlreiche Telefonate stehen den Betroffenen bevor.
Wer den Entschluss fasst, eine Psychotherapie zu beginnen, denkt meist schon länger darüber nach. Doch ist die Entscheidung einmal getroffen, sollte es zügig zum Start kommen. Das ist allerdings in vielen Fällen nicht so einfach. Lange Wartelisten und die Suche nach einem geeigneten Therapeuten beanspruchen einiges an Zeit. Wie Sie möglichst schnell professionelle Hilfe bekommen, erfahren Sie hier.
Therapieplätze sind in Deutschland Mangelware

Schon der Entschluss sich professionelle Hilfe zu suchen, ist für viele Betroffene ein großer Schritt. Ist dieser einmal überwunden, kommen aber noch weitere Hindernisse auf sie zu. Der lange Weg zu einem Psychotherapie-Platz benötigt Geduld, Energie und Zuversicht. Zahlreiche Anrufe bei potenziellen Therapeuten, Absagen, Wartelisten und Formulare stehen all denen bevor, die sich einen der wenigen Therapieplätze erhoffen, die von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden. Wer darauf nicht angewiesen ist und die rund 100 Euro pro Sitzung selbst zahlen kann, gelangt meist schneller und einfacher an einen Platz.
Die Nachfrage nach einem Therapieplatz ist seit Beginn der Corona-Pandemie deutlich gestiegen. Während Psychotherapeuten vor Beginn des Lockdowns rund fünf Anfragen wöchentlich erhielten, stieg dies laut der Deutschen Psychotherapeutenvereinigung im Januar 2021 auf fast sieben Anfragen pro Woche an. Kinder- und Jugendpsychotherapeuten erhielten sogar mehr als 60 Prozent Gesuche. Wer zeitnah keinen Therapieplatz bei einem Therapeuten mit Kassenzulassung findet, dem steht eine private Kostenerstattung zu. Welche Kriterien Sie dazu erfüllen müssen, sollte allerdings zuvor mit der entsprechenden Krankenkasse abgesprochen werden.
Auf der Suche nach einem Psychotherapie-Platz können Betroffenen folgende Einrichtungen helfen:
- Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigung (KVen)
- Krankenkassen
- Psychosoziale Beratungsstellen
- Landespsychotherapeutenkammern
- Ärztekammern
- Sozialpsychiatrische Dienste
- Hausarzt
Hilfsangebote: Es muss nicht immer eine Therapie sein
Obwohl der Zugang zu einem Erstgespräch einfacher geworden ist, müssen Betroffene immer noch rund sechs Wochen darauf warten, wie die Stiftung Gesundheitswissen berichtet. In einer wöchentlichen Sprechstunde, die drei bis sechs mal in insgesamt 150 Minuten in Anspruch genommen werden kann, können Patienten abklären, welche Hilfe sie benötigen. Während für manche spezielle Anlaufstellen wie eine Familien-, Sucht- oder Schuldnerberatung infrage kommen, können andere sich dann direkt an einen Psychiater oder eine geeignete psychosoziale Beratungsstelle wenden.
Viele Krankenkassen bezahlen zudem Gruppentherapien, an denen mehrere Patienten teilnehmen können, wie die Zeit berichtet. Obwohl dabei mehrere Probleme angesprochen werden, gilt diese Therapieform als sehr hilfreich. Eine weitere Alternative können kostenfreie virtuelle Gesundheitsangebote wie Apps und Online-Therapieprogramme sein. Diese werden von vielen Krankenkassen bezuschusst oder erstattet.
Warten und Suchen: Schnelle Hilfe und langfristige Therapie
Bei wem die psychische Last groß ist und die Erkrankung sich ohne eine sofortige Behandlung verschlimmern würde, kann meist nicht lange auf einen Therapieplatz warten. In diesem Fall kommt eine psychotherapeutische Akutbehandlung in Frage. Diese umfasst maximal 600 Minuten, die in mehrere Sitzungen aufgeteilt werden können. Hat der Therapeut allerdings keine Kapazität, müssen sich Betroffene erneut auf die Suche machen.
Ist endlich ein Therapieplatz in Sicht, führt der Psychotherapeut eine ausführliche Diagnostik durch und es wird ein Behandlungsplan erstellt. In den ersten Sitzungen sollen sich Patient und Therapeut kennenlernen und so entscheiden, ob eine gemeinsame Zusammenarbeit möglich ist. Stimmt die Chemie, kann nun eine Psychotherapie beantragt werden. In regelmäßigen Einzel- und Gruppengesprächen können dann Probleme besprochen werden. Die Dauer der Therapie hängt dabei ganz von der Störung und der individuellen Entwicklung ab:
- Akutbehandlung: bis zu 12 Sitzungen
- Kurzzeitherapie: bis zu 24 Sitzungen
- Langzeittherapie: bis zu 300 Sitzungen
Bei Bedarf kann nach der Akut- oder Kurzzeitherapie eine Langzeitherapie beantragt werden.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren RedakteurInnen leider nicht beantwortet werden.