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"Wuhan-Syndrom" auch in Deutschland? Diese Folge der Coronakrise trifft vor allem jüngere Menschen

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Von: Juliane Gutmann

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Weltweit verändert der Ausbruch des Coronavirus den Alltag der Menschen drastisch - mit teils extremen Auswirkungen auf die Psyche.
Weltweit verändert der Ausbruch des Coronavirus den Alltag der Menschen drastisch - mit teils extremen Auswirkungen auf die Psyche. © picture alliance/dpa/Cecilia Fabiano

Eine Coronavirus-Infektion äußert sich durch körperliche Symptome - doch auch die Psyche leidet. Ob das "Wuhan-Syndrom" auch uns treffen könnte? Ein Mediziner meint: Ja.

Angst um die eigene Gesundheit, um die der Angehörigen, Zukunftsängste wegen der schwierigen wirtschaftlichen Situation, fehlende Routine und fehlende soziale Kontakte*: Die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie setzen vielen Menschen enorm zu. Die Verlängerung der Ausgangsbeschränkungen bis vorerst 3. Mai werden von den meisten Menschen in Deutschland als richtig und wichtig eingestuft - doch der Wunsch nach wieder einsetzender Normalität im Alltag wird bei vielen immer größer. Denn je länger die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie andauern - geschlossene Geschäfte, Besuchsverbote oder Kita- sowie Schulschließungen - desto mehr leidet die Psyche, wie Wissenschaftler in Studien nachgewiesen haben.  

"Auch die Coronakrise könnte zu einer psychischen Gesundheitskrise werden"

In einer im Fachblatt Jama veröffentlichten Studie kommen die Autoren zu dem Schluss, dass die Pandemie eine erhebliche Zunahme von Angstzuständen, Depressionen*, Einsamkeit, häuslicher Gewalt und Medikamenten- und Drogenmissbräuchen zur Folge haben kann. Vor allem psychisch kranke Menschen seien gefährdet, durch die zwangsläufige soziale Isolation schwerwiegendere oder weitere psychische Probleme zu entwickeln. Bereits frühere Katastrophen wie etwa der Anschlag auf das World Trade Center in New York waren den Wissenschaftlern zufolge immer begleitet von einem Anstieg an Depressionen, posttraumatischen Belastungsstörungen und anderen psychischen Krankheiten. 

"Auch die Coronakrise könnte zu einer psychischen Gesundheitskrise werden", zitiert der Spiegel Raffael Kalisch vom Leibniz-Institut für Resilienzforschung in Mainz: "Wir haben es mit einer unbekannten Bedrohung zu tun: Auf einmal vermengen sich wirtschaftliche und medizinische Faktoren. Nach dem Lockdown wird es Menschen geben, die durch die Krise materiell und psychisch schwer geschädigt sein werden", so Kalisch. Dafür können etwa finanzielle Probleme durch den Wegfall der Arbeitsstelle oder Kurzarbeit verantwortlich sein. 

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Angstzustände durch Dauer-Isolation: Vor allem junge Menschen sind betroffen

Vor allem junge Menschen und Mitarbeiter im Gesundheitswesen wie Krankenpfleger seien besonders gefährdet, wegen der Coronavirus-Pandemie psychische Probleme wie Depressionen oder Panikzustände zu entwickeln. Das belegen Zahlen aus China, die einen Anstieg psychischer Erkrankungen seit dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie verzeichnen. 

Jonas Tesarz, Oberarzt für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik am Universitätsklinikum Heidelberg, spricht vom "Wuhan-Syndrom". Im Interview mit Focus Online sagt er: "Die Bezeichnung "Wuhan-Syndrom" bezieht sich auf ein Cluster psychischer Symptome, die sich in Wuhan in Folge der großflächig verordneten Quarantänemaßnahmen beobachten ließen. An erster Stelle stehen dabei Ängste, psychischer Stress* und Erschöpfung, Nervosität und Schreckhaftigkeit sowie die Zunahme von Schlafstörungen." Sogar die Entwicklung von Panikstörungen habe man auf die drastischen Quarantänemaßnahmen zurückführen können. Tesarz erwartet auch in Deutschland eine Zunahme psychischer Probleme, wie er auf Focus Online zitiert wird. Vor allem psychisch Kranke seien gefährdet - aber auch mental Gesunde laufen Gefahr, seelische Probleme zu entwickeln: "In der aktuellen Krisensituation besteht das Risiko, dass die individuellen Bewältigungsmöglichkeiten nicht mehr ausreichen, und die Ängste außer Kontrolle geraten", warnt Tesarz. 

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jg

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