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Aus Angst vor Coronavirus: Krankenhaus-Pflegerin wird aus Supermarkt geworfen

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Von: Anne Hund

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Operation in der Klinik
Ärzte, Krankenschwestern, Pflege: Das Personal in den Kliniken leistet Enormes. (Archivfoto) © picture alliance /dpa /Felix Kästle/

Eine Intensivpflegerin schildert, wie sie im Alltag von Mitmenschen diskriminiert wird - und wie sogar die Nachbarn ihr plötzlich aus dem Weg gehen.

Personal in den Kliniken auf Balkonen beklatscht - und der Alltag?

Pflegekräfte werden in dieser schwierigen Zeit durch die Coronakrise* zwar in der Öffentlichkeit gern für ihre enorme Leistung gelobt. Abends wird das Personal der Krankenhäuser von privaten Balkonen beklatscht, und auch einen Pflegebonus hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder als Zeichen der Anerkennung ins Spiel gebracht.

Die Lage in den Kliniken bleibt jedoch weiter angespannt. Und nicht nur aus Frankreich gibt es Berichte über medizinisches Personal, das für seine Arbeit nicht nur Dankbarkeit, sondern sogar Anfeindungen im privaten Umfeld erfährt. Also dass zum Beispiel Nachbarn sie auffordern, umzuziehen - weil sie eine Ansteckung durch das Coronavirus fürchten. So wurde in Köln einem Altenpfleger jüngst der Zutritt zu einem Supermarkt* untersagt, wie Zeit Online und der WDR berichteten. 

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Intensivpflegerin fühlt sich während Coronakrise ausgegrenzt

In einem Beitrag auf Zeit Online schildert jetzt eine Intensivpflegerin, die seit rund 15 Jahren in einem großen Krankenhaus in Deutschland arbeitet, mit drastischen Worten, wie sie im Alltag ausgegrenzt wird, seit sie italienische Corona-Patientenpflegt: "Gestern wollte ich nach der Arbeit in den einzigen großen Supermarkt in der Nähe meines Heimatortes gehen. Doch nach nur wenigen Minuten da drin beschwerte sich eine Kundin. Sie erkannte mich und wusste, dass ich in dem großen Klinikum angestellt bin." Ihr Dorf habe nicht einmal 400 Einwohner, so etwas spreche sich auf dem Land eben schnell rum.

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Angst vor Coronavirus - Pflegerin wird aus Supermarkt geworfen

Was dann passierte, schildert die Intensivpflegerin in dem Beitrag auf Zeit Online so: "Die Bekannte sagte dem Sicherheitsdienst, dass ich in dem Krankenhaus arbeite, in dem die italienischen Patienten aufgenommen wurden. Ich war sprachlos. Minuten später umzingelte mich die Security und begleitete mich aus dem Laden heraus. Ich wurde tatsächlich aus dem Supermarkt geworfen. Ich war entsetzt, konnte es nicht glauben. Wie soll ich denn sonst meine Familie versorgen?"

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Nachbarn halten Abstand aus Angst vor Coronavirus

Sie selbst zieht daraus ihre Konsequenzen: "Diesen Supermarkt werde ich nicht mehr betreten, ich fahre jetzt lieber weiter, damit mir das nicht noch einmal passiert. Auch wenn ich mich auf jeder Fahrt in den anderen Markt darüber ärgere", schreibt sie in dem Beitrag auf Zeit Online. Und weiter: "Auf der Straße grüßt mich kaum noch jemand, wenn ich durch unser Dorf spaziere. Viele halten noch mehr Abstand zu mir als die empfohlenen 1,5 Meter. Ein Mann aus dem Dorf rief letztens sogar seinen Hund zu sich, damit er nicht mit meinem spielt wie sonst immer."  Auch Nachbarn würden nicht mehr grüßen oder sogar die Straßenseite wechseln. "Es ist absurd und macht mich traurig."

Personal in den Krankenhäusern - Diskriminierung im Alltag

Mit diesem Problem ist die Intensivpflegerin offensichtlich nicht allein: Ihre Kolleginnen und Kollegen würden ähnliche Erfahrungen machen, schildert sie in dem Beitrag." Viele Menschen reagieren nun distanziert auf uns. Wie absurd, denn es kann sich doch niemand bei einem freundlichen Hallo anstecken. Viele scheinen einfach Angst zu haben und sich über mögliche Übertragungswege nicht gut auszukennen."

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ahu

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