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Belästigung: Zimmermädchen erzählen, was sie täglich durchmachen

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Was erwartet mich heute wieder? Diese Frage stellen sich wahrscheinlich viele Zimmermädchen, wenn sie ein Hotelzimmer betreten.
Was erwartet mich heute wieder? Diese Frage stellen sich wahrscheinlich viele Zimmermädchen, wenn sie ein Hotelzimmer betreten. © pixabay

Sie demütigen und belästigen Zimmermädchen bei der Arbeit - Hotelgäste, die denken, sich alles erlauben zu können. Eine Maßnahme könnte Angestellten helfen.

Zimmermädchen sorgen in Hotels dafür, dass sich ihre Gäste wohlfühlen: Sie beziehen die Betten, sorgen für frische Handtücher, wischen die Krümel von der Sitzecke. Doch einige Gäste meinen offenbar, sie könnten mit den Zimmermädchen machen, was sie wollen. 

Unglaubliche Vorfälle mit Hotelgästen, die Zimmermädchen veränstigen

In einem Artikel des News-Portals HuffingtonPost schildert ein Zimmermädchen ihre unglaublichen Erfahrungen - sie sind mehr als verstörend: Cecilia, wie sie dort genannt wird, wollte eines Tages die Minibar eines Gastes auffüllen, als sie nach Klopfen in das Zimmer gebeten wurde. Doch was sie dann sah, schockierte sie zu tiefst: Der Gast saß vor seinem Laptop und masturbierte. Und so wie es aussah, hatte er dies auch so geplant. "Ich habe mich so schäbig gefühlt", verriet Cecilia. "Ich habe nicht erwartet, dass mir so etwas bei der Arbeit passiert. Ich hatte das Gefühl, weinen zu müssen."

An diesem Tag erlebte sie das erste Mal, dass sie von einem Hotelgast sexuell belästigt wurde. Doch es in ihrer 30-jährigen Berufsleben musste sie noch viele weitere Vorfälle dieser Art ertragen. Und auch viele ihre Kolleginnen blieben nicht verschont. 

Befragung unter Zimmermädchen: So viele wurden bereits belästigt

"Unite Here", eine amerikanischer Gewerkschaft aus Chicago, die unter anderem Angestellte von Hotels, Gaststätten und Kasinos vertritt, führte letztes Jahr eine Befragung unter 500 Mitgliedern durch, um herauszufinden, welche Erfahrungen diese mit sexueller Belästigung gemacht haben. 

Das Ergebnis erschüttert

Gewerkschaft in Chicago setzt sich für Notfallknöpfe ein

Maria Elena Durazo ist Gewerkschaftsführerin bei "Unite Here" und weiß um das Problem: "Offen gestanden, ich glaube nicht, dass die Öffentlichkeit versteht, was Zimmermädchen durchmachen müssen - wenn sie ihre Arbeit machen und Zimmer putzen". Deshalb kämpft die Gewerkschaft schon seit Jahren für die Einführung von tragbaren Notfall-Knöpfen in einigen amerikanischen Städten. Diese sollen den Zimmermädchen Sicherheit geben: Drücken sie auf den Notfallknopf, soll dann beim Sicherheitsdienst des Hotels Alarm ausgelöst werden. 

Notfallknöpfe sind keine neue Idee. Bereits 2011 entstand in Frankreich die Idee dazu, als der Politiker Dominique Strauss-Kahn beschuldigt wurde, ein Zimmermädchen belästigt zu haben. Das ganze geschah damals in New York. Daraufhin führte der New Yorker Hotelrat Notfallknöpfe für rund 30.000 Mitarbeiterinnen ein.

Auch interessant: Hotel-Mitarbeiterin enthüllt: Dieses Verhalten von Hotelgästen nervt am meisten.

Aktion soll auf prekäre Situation der Zimmermädchen aufmerksam machen

Doch ob die Notfallknöpfe bald auch in mehreren Städten Wirklichkeit werden oder nicht, ist laut Gewerkschaftsführerin Durazo gar nicht das Entscheidende. Vielmehr wolle ihre Gewerkschaft damit auf ein eklatantes Problem aufmerksam machen - das Machtgefälle zwischen Opfern und Tätern. Die Opfer arbeiten oft an der Armutsgrenze, können ihr Leben kaum mit ihrem Job finanzieren.

"Wir müssen dieses Gefälle irgendwie ausgleichen", meint Durazo. "Frauen müssen die Möglichkeit haben, sich zu wehren, ohne ihren Job zu riskieren. Das gilt nicht nur für Hausmädchen."

Warum Zimmermädchen die Vorfälle oft verschweigen

Genau das sei auch das Problem, warum viele Zimmermädchen solche Vorfälle gar nicht melden - sie haben schlicht Angst, ihren Job zu verlieren, oder schämen sich. So wie die 25-jährige Nereyda Soto aus Long Beach, die von einem aufdringlichen Hotelgast aufgefordert wurde, "ohne Uniform" in seinem Hotelzimmer zu erscheinen. 

"Ich habe nichts gesagt. Schließlich hat er mich nicht angefasst", erzählt sie. "Und der Kunde ist doch immer König in diesem Geschäft". Außerdem wollte sie der Hotelleitung keinen Ärger machen: "Ich wollte einfach nicht, dass man über mich spricht - also hab ich nichts gesagt."

Lichtblick: Chicago erlässt Anordung "Hands Off, Pants On"

Letzten Monat konnte "United Here" immerhin einen kleinen Erfolg erzielen: Der Stadtrat erließ hier eine Anordnung namens "Hands Off, Pants On" ("Hände weg, Hosen an"), nach der in Chicago bis 1. Juli 2018 alle Zimmermädchen der Stadt mit Notfallknöpfen ausgestattet werden. Außerdem werden die Hotels angehalten, Richtlinien für sexuelle Belästigung einzuführen, die den Hausmädchen zeigen sollen, wie sie mit Vorfällen dieser Art umgehen.

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Von Andrea Stettner

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