Acht Branchen, die mies bezahlen: In welchen Jobs Sie nah am Mindestlohn verdienen
Seit einigen Jahren gilt in Deutschland der gesetzliche Mindestlohn. Einige Branchen zahlen mehr, andere genau den – und damit ein recht niedriges Gehalt.
2015 wurde in Deutschland der gesetzliche Mindestlohn eingeführt. Er sollte helfen, ungerechte Bezahlungen zu verhindern. Am Anfang waren es 8,50 Euro pro Stunde, inzwischen ist er um 41 Prozent auf zwölf Euro pro Stunde gestiegen (seit 01.10.2022, Stand 04/2023). Eine weitere Erhöhung ist laut Handelsblatt weder vonseiten des Bundeskabinetts noch der Mindestlohnkommission aktuell vorgesehen, man möchte sich aber bis zum 30. Juni 2023 beraten.
Gesetzlich gilt, dass es sich beim Mindestlohn um den Stundenlohn (brutto) handelt und dieser nicht an Erfolge gekoppelt ist. Für einen Single mit der Steuerklasse I, wohnhaft in Nordrhein-Westfalen, würden das bei einer 40-Stunden-Woche mit Mindestlohn also etwa 1.375 Euro netto im Monat bedeuten.
Mindestlohn: Branchen, in denen man schlecht verdient

Für Betriebe in einer Branche gelten die sogenannten Branchenmindestlöhne, die nicht unterschritten werden dürfen. Ob die Firmen dabei tarifgebunden sind oder nicht, spielt keine Rolle. Sie werden im Zuge der Verhandlungen zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften ausgehandelt. Sie gelten dann zum Beispiel für folgende Branchen (weitere gibt es in der Übersicht vom Deutschen Gewerkschaftsbund):
Branche | Mindestlohn/Stunde | Gültig seit |
---|---|---|
Bauhauptgewerbe | 12,85 Euro (Lohngruppe 1) | 01.01.2021 |
Gerüstbauerhandwerk | 12,85 Euro | 01.10.2022 |
Gebäudereinigung | 13,00 Euro – ab 01.01.2024: 13,50 Euro | 01.10.2022 |
Leiharbeit/Zeitarbeit | 13,00 Euro – ab 01.01.2024: 13,50 Euro | 01.04.2023 |
Dachdeckerhandwerk | 13,30 Euro (ungelernt) | 01.01.2023 |
Steinmetz- und Steinhauerhandwerk | 13,35 Euro – bis 30.09.2023 | 01.08.2022 |
Elektrohandwerk | 13,40 Euro – ab 01.01.2024: 13,95 Euro | 01.01.2023 |
Pflegebranche | 13,70 Euro (ungelernt) – ab 01.05.2023: 13,90 Euro, ab 01.12.2023: 14,15 Euro | 01.09.2022 |
Quelle: Deutscher Gewerkschaftsbund, Stand 04/2023
Im Gegensatz dazu bekommt man in diesen fünf Branchen Top-Gehälter.
Wird der Mindestlohn in jeder Branche gezahlt?
Ja, in Deutschland muss jede Branche zumindest den Mindestlohn zahlen, mehr geht auch hier immer. Trotzdem kann es vorkommen, dass Mitarbeiter weniger Gehalt als den Mindestlohn für ihre geleistete Arbeit erhalten. Das kann dann passieren, wenn Überstunden nicht bezahlt oder nicht erfasst werden.
Außerdem gibt es Ausnahmen beim Mindestlohn. Folgende Personen sind nicht berechtigt, diese Beträge zu bekommen:
- Minderjährige Jugendliche (unter 18) ohne abgeschlossene Berufsausbildung
- Jugendliche, die an Einstiegsqualifizierung (Vorbereitung zur Berufsausbildung) o.ä. teilnehmen
- Auszubildende im Rahmen der Berufsausbildung (altersunabhängig)
- Praktikanten (wenn Praktikum verpflichtend ist, z.B. im Rahmen einer (hoch-)schulischen Ausbildung)
- Praktikanten (freiwillig, bis zu drei Monate Dauer zur Orientierung für eine Berufsausbildung oder zur Aufnahme eines Studiums an einer Hochschule/Uni)
- Langzeitarbeitslose (in den ersten sechs Monaten der Beschäftigung nach Beendigung der Arbeitslosigkeit)
- Ehrenamtlich tätige Personen
Gehört man zu keiner dieser Gruppen und bekommt trotzdem nicht den Mindestlohn, kann man laut Handelsblatt den Arbeitgeber rückwirkend (bis zu drei Jahre) verklagen. Davor sollte man sich aber unbedingt beraten lassen, zum Beispiel von einem Anwalt, dem Betriebsrat oder einer Gewerkschaft.