Krankenstand laut Kasse „explodiert“: Das steckt hinter den vielen Krankschreibungen

Die Corona-Krise hat die Fehlzeiten nach Angaben der Krankenkasse KKH im März 2020 in die Höhe getrieben. Der Krankenstand sei „explodiert" - vor allem bei einer Gruppe.
- Im März ist der Krankenstand nach Angaben der Krankenkasse KKH „explodiert" - vor allem bei Frauen.
- In der Corona-Krise gab es es demnach deutlich mehr Fälle von Erkältungskrankheiten und psychischen Leiden.
- Mit der zunehmenden Lockerung der Corona-Regeln ist der Krankenstand dann aber wieder deutlich gesunken.
Ängste, Depressionen und Erkältungssymptome: Während der Corona-Pandemie* sind nach Angaben der KKH Kaufmännische Krankenkasse im März 2020 „rekordverdächtig“ viele Menschen im Job ausgefallen. Der Krankenstand sei „explodiert“, er lag laut der Mitteilung bundesweit bei 7,1 Prozent. Im Vorjahresmonat habe er noch 5,6 Prozent betragen. Vor allem bei den Frauen registriert die KKH nach eigenen Angaben einen „Höchststand“ – insbesondere in den Bundesländern Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen mit „Spitzenwerten von rund zehn Prozent“.
Erkältungskrankheiten häufigster Grund für Krankschreibungen
Grund für die hohe Zahl an Krankmeldungen waren nach Angaben der KKH vor allem Erkältungskrankheiten. „Aufgrund von Husten, Schnupfen und ähnlichen Symptomen haben sich im März 2020 zwei Prozent der Arbeitnehmer krankschreiben lassen - so viele wie lange nicht“, teilte die Kasse mit. Zum Vergleich: Im Vorjahresmonat waren es der Kasse zufolge „nur gut halb so viele".
Am meisten von Atemwegserkrankungen betroffen waren laut KKH zum Beispiel Mitarbeiter in der Kinderbetreuung und -erziehung sowie Alten- und Krankenpfleger und Krankenschwestern. „Aufgrund der Zahlen vermuten wir, dass in der Pandemie-Hochphase viele Arbeitnehmer bei Corona-ähnlichen Symptomen zu Hause geblieben sind, um andere Menschen nicht zu gefährden“, sagte Patric Stamm vom KKH-Serviceteam in München laut der Mitteilung vom 3. August.
Bezeichnend ist laut KKH, dass mit zunehmender Lockerung der Corona-Regeln auch der Krankenstand wieder deutlich gesunden sei - im Mai und Juni war er „sogar etwas niedriger als in den Vorjahresmonaten“.
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Krankenkasse: Corona-Fälle vor allem in Pflegeberufen
Die KKH verzeichnet für das erste Halbjahr 2020 insgesamt 523 Krankschreibungen von Arbeitnehmern aufgrund einer Corona-Infektion beziehungsweise eines Verdachts darauf. „Am meisten betroffen waren Krankenpfleger bzw. Krankenschwestern sowie Helfer und Fachkräfte in Pflege-, Alten- und Behindertenheimen.“ Dort war den Angaben zufolge der Corona-bedingte Krankenstand mit jeweils 0,1 Prozent am höchsten. „Im Durchschnitt wurde bei 0,02 Prozent der KKH-versicherten Arbeitnehmer Corona diagnostiziert bzw. gab es bei ihnen den Verdacht auf eine Infektion. Die Krankheitsdauer lag bei durchschnittlich 12,4 Tagen, die längste Corona-bedingte Krankschreibung bei 34 Tagen.“
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Krankenkasse: Deutlich mehr psychische Erkrankungen in Corona-Krise
In der Corona-Krise ist die Zahl der psychischen Erkrankungen nach Angaben der KKH Krankenkasse „deutlich gestiegen“. Im ersten Halbjahr 2020 verzeichnete die KKH nach eigenen Angaben „diesbezüglich rund 26.700 Fälle von Krankmeldungen, im Vorjahreszeitraum waren es noch rund 14.600“. Das sei ein Plus von rund 80 Prozent.
„Es ist denkbar“, sagt Patric Stamm laut der Mitteilung, „dass viele Menschen aufgrund von Existenzängsten durch Jobverlust und Kurzarbeit, der Furcht vor dem neuen Virus und den damit einhergehenden Lebensveränderungen nicht zurechtkamen und deshalb bereits während der Pandemie einen Arzt aufsuchten.“
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Telefonische Krankschreibung in Corona-Krise war bis Mai möglich
Nach einer Auswertung der Krankenkasse DAK-Gesundheit hat die Corona-Krise die Fehlzeiten für ihre Versicherten im ersten Halbjahr 2020 nicht in die Höhe getrieben, berichtet die Deutsche Presse-Agentur derweil. Im Schnitt hatte demnach jeder Beschäftigte 7,6 Fehltage und und damit genauso viele wie im Vorjahreszeitraum. Der Krankenstand sei der DAK-Auswertung zufolge ebenfalls stabil bei 4,2 Prozent geblieben - so viele bei der Kasse versicherte Arbeitnehmer waren dem Bericht zufolge rechnerisch an jedem Kalendertag im ersten Halbjahr arbeitsunfähig geschrieben. Mehr als zwei Drittel (68 Prozent) hätten der DAK-Analyse zufolge zwischen Januar und März keine einzige Krankmeldung gehabt. DAK-Chef Andreas Storm sagte dem dpa-Bericht zufolge, entgegen den Erwartungen sei ein nachhaltiger Anstieg der Arbeitsunfähigkeit ausgeblieben. Dabei gab es wegen der Pandemie noch bis Ende Mai die Möglichkeit zu telefonischen Krankschreibungen ohne Praxisbesuch.
Erhöht war der Krankenstand laut DAK-Analyse allerdings vor allem im März mit 5,5 Prozent, in dem erste weitgehende Corona-Beschränkungen griffen. Im April ging er, wie dpa berichtet, bereits zurück und lag im Mai mit 3,4 Prozent und im Juni mit 2,4 Prozent auf niedrigem Niveau. Hintergrund sei unter anderem ein leichter Rückgang der Fehlzeiten durch Verletzungen im ersten Halbjahr, hieß es zur Erläuterung. (ahu)*merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Zentral-Redaktionsnetzwerks.
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