Workation: Arbeiten und die Welt entdecken – das müssen Sie beachten
Die Arbeit mit ins Ausland nehmen und von dort an Meetings teilnehmen – das ist möglich, wenn die Arbeit nicht ortsgebunden ist. Die Arbeitsform heißt Workation.
Die Arbeitsrealität vieler Menschen hat sich auch durch die Corona-Pandemie in den vergangenen Jahren gewandelt. Die Möglichkeit im Homeoffice zu arbeiten ist aus manchen Arbeitsbereichen nicht mehr wegzudenken. Das Homeoffice gibt Freiheiten, sich die Arbeit anders einzuteilen und eigenverantwortlicher der Arbeit nachzugehen. In eine ähnliche Richtung geht auch ein Trend, der gerade immer bekannter wird: Workation.
Workation: Arbeit und Urlaub verbinden
Workation ist ein Zusammenschluss aus den Wörtern work (Arbeit) und vacation (Urlaub) und somit wird die Situation auch direkt gut beschrieben. Es geht darum, die Arbeit zeitweise in ein anderes Land zu verlegen und von dort an möglichen Meetings teilzunehmen. Die Zeit, in der nicht gearbeitet wird, kann dann frei gestaltet werden, ähnlich wie ein Urlaub. Menschen, die Workation machen, lernen andere Kulturen kennen, brechen aus ihrem Alltag aus und entwickeln einen Alltag auf Zeit in einem anderen Land.
Workation: Vor allem bei Büromitarbeitern beliebt
Eine aktuelle Studie des Meinungsforschungsinstituts YouGov zeigt, dass viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die im Büro arbeiten, gerne flexibler wären. Fast die Hälfte aller Befragten, die im Büro arbeiten, gab an, dass sie gerne einmal von einem Urlaubsort aus arbeiten würden. Beliebt ist das flexible Arbeiten also allemal – aus den Angaben der Studie geht laut einer dpa-Meldung allerdings auch hervor, dass nur rund 15 Prozent der Befragten bisher die Erlaubnis haben, wieder aus dem Ausland zu arbeiten. Die Studie wurde im Auftrag des Technologieunternehmens Slack durchgeführt.
Workation auf Bali: Tipps von Co-Gründer Lucas Bauche

Sechs Wochen auf Bali, Leute kennenlernen, die Landschaft genießen und arbeiten – das hat Lucas Bauche gemacht. Er ist Co-Gründer des Workmanagement-Tools Awork. Damit Workation gelingen kann, müssen Interessierte einige Sachen beachten. Lucas Bauche hat für Ippen Digital Media ein paar Tipps zusammengefasst:
- Mache keine Pläne, aber plane den Trip: Man neigt dazu, eine Workation wie einen Urlaub durchplanen zu wollen, um die Zeit möglichst effektiv zu nutzen. Doch bei einer Workation führen zu viele Pläne nur zu Stress und man hängt irgendwo zwischen FOMO (Fear of missing out; Anm. der Redaktion ‚Angst etwas zu verpassen‘) und der eigentlichen Arbeitsverpflichtung. Deswegen: Lieber erst mal in Ruhe ankommen und nur die wichtigsten Dinge, wie Wohn- und Arbeitssituation planen.
- Go social or go alone – eine Entscheidung ist wichtig: Auf Bali habe ich mich für ein geselliges Beisammensein entschieden und bin explizit in eine Wohngemeinschaft (Coliving Community) gezogen, bei der ich wusste, dass dort Leute in meinem Alter sind und ebenfalls remote arbeiten. Ebenso schön kann es aber auch sein, sich explizit dagegen zu entscheiden, sich Bücher mitzunehmen und Zeit für sich alleine zu haben. So habe ich das vor zwei Jahren während einer Workation in London getan. Beides hat seine Vor- und Nachteile.
- Sei ein Teamplayer: Man sollte sich unbedingt vorher mit seinem Team abstimmen, damit alle Bescheid wissen und die Zusammenarbeit während der Workation gut klappt. Auch ein gesundes Maß an Disziplin ist bei einer Workation wichtig, insbesondere wenn man innerhalb seiner heimischen Zeitzone arbeitet – Stichwort Nachtarbeit (machen viele, ist aber nicht unbedingt die beste Lösung). Ebenso spielt auch die technische Ausstattung eine entscheidende Rolle. Hier sind vor allem Tools zum gemeinsamen Remote- und asynchronen Arbeiten essentiell.
Wichtig ist, sich klarzumachen, mit welchen Erwartungen und Zielen man in die Workation gehen möchte. Wenn die Zeit im Ausland dann nicht komplett durchgetaktet wird, dann kann man sicherlich von einigen Vorteilen profitieren, die dieses Arbeitsmodell mit sich bringt.
Nach ein paar Wochen fühlt man sich richtig angekommen und bewegt sich selbst fast wie ein Einheimischer. Man hat seine Lieblingsorte, neue Freunde, weiß, wo man was im Supermarkt findet, kleidet sich immer dem Wetter entsprechend und wird insgesamt entspannter.
Durch Workation hat man mehr Zeit, die Erlebnisse und Eindrücke eines anderen Landes aufzusaugen. Aber Lucas Bauches Verständnis von Workation bedeutet auch Disziplin: „Für mich bedeutet das Arbeiten an einem Urlaubsort, dass ich mit gleicher Intensität weiter arbeite, aber dabei von der neuen Umgebung inspiriert werde und Energie tanken kann“.
Arbeiten aus dem Ausland – gibt es Nachteile von Workation?
Die Vorstellung nach der Arbeit einen Strandtag zu genießen oder Menschen anderer Kulturen kennenzulernen, kann schnell romantisiert werden. Workation muss geplant und strukturiert werden, damit das für alle Beteiligten funktioniert. Auf jeden Fall kommen auf Interessierte Kosten zu. Laut Lucas Bauche entsprechen die in etwa denen eines Urlaubs: „Gerade da man Flüge, Ausflüge, Essen und Unterkunft mit einberechnen sollte“. Genau wie bei einem Urlaub gibt es da verschiedene Preisspannen.
Ein Nachteil könnte ebenso sein, dass man sich von dem Team entfremdet und vielleicht doch nicht so produktiv arbeitet, wie man sich vorgenommen hat. Das kann aufseiten der Kolleginnen und Kollegen zu Missmut führen – Lucas Bauche rät schon vorab alles ganz genau abzuklären und sich dann an den Plan zu halten.
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Workation: Arbeiten in verschiedenen Zeitzonen
Gerade, wenn der Arbeitsort auf Zeit außerhalb Europas ist, können verschiedene Zeitzonen das gemeinsame Arbeiten erschweren – auch das ist ein Punkt, über den sich Interessierte Gedanken machen sollten. Denn den Kolleginnen und Kollegen, die ganz normal aus dem Büro arbeiten, sollten keine Nachteile entstehen. Lucas Bauche sieht folgende Möglichkeiten, mit verschiedenen Zeitzonen umzugehen:
- Arbeit in der lokalen Zeitzone: Die Termine werden möglichst so gelegt, sodass sie zu „normalen Tageszeiten“ stattfinden. Das hat Lucas Bauche während seines Aufenthaltes auf Bali so gemacht.
- Arbeit in der Heimatzone: Gearbeitet wird, wenn die Kolleginnen und Kollegen im heimischen Büro auch arbeiten – es kann vorkommen, dass man dann im Workation-Land nachts arbeitet.
- Flexibel sein: Man kann sich auch die Arbeitszeit einteilen, wie man es gerade braucht. Beispielsweise fängt man morgens an, hat nachmittags Freizeit und nimmt abends noch an Meetings teil.
Workation – unbedingt Erlaubnis einholen, Impfstatus checken und Versicherungen anpassen
Wer jetzt seinen Arbeitsplatz direkt am liebsten ans Meer verlegen würde, sollte lieber erst einmal kurz auf die Bremse treten. Einfach einen Flug buchen und loslegen ist keine gute Entscheidung. Sie müssen sich informieren, ob für ihren Tätigkeitsbereich eine Workation überhaupt infrage kommt. Beispielsweise sollten Sie mit Ihrem Arbeitgeber kommunizieren, ob dieser damit einverstanden ist, dass Sie aus dem Ausland arbeiten. Unter Umständen kann der Arbeitsaufenthalt auch für ihren Arbeitgeber mit Mehrkosten verbunden sein. Die Hopkins Rechtsanwaltsgesellschaft teilt auf ihrer Homepage mit: „Eine kurzfristige Tätigkeit bis maximal 183 Tage pro Jahr im Home-Office im Ausland (Workation) hat in der Regel keine Auswirkung auf die Verpflichtung eines inländischen Arbeitgebers zum Lohnsteuerabzug. Wichtig ist nur, dass die betroffenen Arbeitnehmer weiterhin nur in Deutschland steuerlich ansässig sind“.
Auch den sozialversicherungsrechtlichen Hintergrund sollten Sie nicht außer Acht lassen, die Rechtsanwaltsgesellschaft Hopkins rät: „Für Arbeitnehmer, die außerhalb der Europäischen Union im Home-Office für eine deutsche Firma arbeiten, gilt hinsichtlich des anwendbaren Sozialversicherungsrechts das jeweilige Abkommen zwischen den Ländern. Es ist ratsam, diesbezüglich frühzeitig den fachkundigen Rat eines erfahrenen Anwalts einzuholen“.
Über den eigenen Versicherungsschutz sollten Sie sich auch Gedanken machen, so sei es laut Lucas Bauche ratsam, eine „private Haftpflicht- und Auslandsreisekrankenversicherung“ abzuschließen. Je nachdem, in welches Land man reist, sollte man auch über den Impfschutz nachdenken. Auch der Umgang mit arbeitsbezogenen Daten muss geklärt werden: „Darüber hinaus muss der Arbeitgeber natürlich dem Mitführen entsprechender Geräte und Daten zustimmen und ggf. müssen spezielle Vorkehrungen getroffen werden“, so Bauche.