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Venedig droht erneut Einstufung als gefährdetes Welterbe – Hat das Folgen für den Tourismus?

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Die Unesco empfiehlt, die beliebte Lagunenstadt Venedig als bedrohtes Kulturerbe einzustufen. Die italienische Regierung tut demnach zu wenig für ihre Erhaltung.

Bereits 2021 entging Venedig nur knapp der Einstufung als gefährdetes Welterbe durch das Welterbezentrum Unesco. Damals ergriff die italienische Regierung in letzter Minute Maßnahmen, um großen Kreuzfahrtschiffen zu verbieten, den Markuskanal zu befahren. Das Verbot wird zwar durchgesetzt, allerdings ist die Unesco der Meinung, dass dieses auch auf andere, umweltschädliche Schiffe ausgedehnt werden sollte. Weitere Maßnahmen durch die italienische Regierung sind seither ausgeblieben. Daher ist es kaum verwunderlich, dass die Organisation die Lagunenstadt nun erneut zum gefährdeten Welterbe machen will, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete. Im September entscheidet das Welterbekomitee der UN-Mitgliedstaaten, ob es der Empfehlung nachkommt.

Warum ist Venedig aus Sicht der Unesco gefährdet?

Seit 1987 gelten Venedig sowie die dazugehörigen Lagunen aufgrund ihrer außergewöhnlichen Architektur als Weltkulturerbe der Menschheit. Mittlerweile sieht die Unesco das aber in Gefahr – „irreversible“ Schäden würden durch die unkontrollierten Touristenströme, den Anstieg des Meeresspiegels, dem intensiven Seeverkehr sowie dem geplanten Bau von Wolkenkratzern am Stadtrand, der sich auf die Skyline auswirkt, entstehen. Das berichtete die italienische Nachrichtenagentur Agenzia Italia. Bisher seien aus Sicht der Unesco nur „unzureichende“ Maßnahmen getroffen worden, weshalb die Organisation von den italienischen Behörden fordert, „die Bemühungen um ihren Schutz zu verstärken“.

Venedig von oben bei Sonnenuntergang
Venedig könnte bald zum gefährdeten Welterbe zählen. © Christian Offenberg/Imago

Mit der Aufnahme der Lagunenstadt auf die Liste des gefährdeten Welterbes erhofft sich die Unesco ein stärkeres Engagement und eine Mobilisierung von lokalen, nationalen und internationalen Akteuren, heißt es laut dem Bericht.

Welche Folgen hätte eine Einstufung Venedigs als gefährdetes Welterbe auf den Tourismus?

Wie die Unesco auf ihrer Webseite informiert, folgen auf eine Einstufung als gefährdetes Welterbe „konkrete Vorgaben zur Behebung oder Abwendung der Gefährdung, ein Programm für Abhilfemaßnahmen sowie ein verstärktes Monitoring“. Jährlich würden Berichte zum Erhaltungszustand der gefährdeten Stätten vorgelegt und in Sitzungen des Welterbekomitees diskutiert werden. Für Staaten, die eine Gefährdung nicht mit eigenen Mitteln abwenden kann, steht ein begrenztes Budget aus dem Welterbefond zur Verfügung. Da die Unesco aber in der Regel keine Möglichkeiten hat, Sanktionen zu erheben, wird sie gerne als zahnloser Tiger bezeichnet – lediglich den Status als Welterbe kann sie entziehen. Dennoch sorgt ein Eingreifen der Unesco oft dafür, dass die Verantwortlichen wachgerüttelt werden und an Maßnahmen zur Erhaltung des Welterbes arbeiten.

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Wie diese aussehen könnten und welchen Einfluss diese auf den Tourismus hätten, ist noch nicht abzusehen. Ein Sprecher der Stadt Venedig sagte laut Reuters, dass man den Vorschlag „sorgfältig lesen“ werde und mit der italienischen Regierung diskutieren wolle. Der ehemalige Bürgermeister Venedigs, Massimo Cacciari, bezeichnete die internationale Denkmalschutzbehörde jedoch infolge ihrer Empfehlung als „eine der teuersten und nutzlosesten Einrichtungen der Welt“. Weiter erklärte er: „Sie geben uns keine Mittel, um etwas zu verändern, sondern kritisieren nur. Als ob Venedig die Unesco bräuchte, um Weltkulturerbe zu sein! Wir brauchen mehr Taten und weniger Worte.“

Eine Maßnahme, um die Touristenmaßnahmen einzugrenzen, ist hingegen schon seit einigen Jahren in der Mache – eine Eintrittsgebühr für Tagestouristen. Anstatt dauerhaft einen Eintritt zu verlangen, steht jedoch nun die Überlegung im Raum, an 20 bis 30 Tagen im Jahr, an denen erfahrungsgemäß besonders viele Gäste in die Stadt strömen, eine Reservierung zu verlangen. „Wir bauen keine Schranken oder Gitter auf, man kann sich einfach per Smartphone registrieren und erhält einen QR-Code“, so der Stadtrat Simone Venturini laut Handelsblatt. Die Eintrittsgebühr soll zwischen drei und zehn Euro kosten. Es bleibt abzuwarten, ob die Pläne nun tatsächlich in die Tat umgesetzt werden.

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