„No List“: Neun Reiseziele, die Sie 2024 lieber nicht mehr besuchen sollten
Viele beliebte Reiseziele werden von Touristen geradezu überrannt. Das hat Folgen für die Natur, Ressourcen und die Einheimischen.
Die Welt entdecken, verschiedene Kulturen kennenlernen, neue kulinarische Spezialitäten ausprobieren – Reisen gehört für viele als Auszeit vom Alltag einfach dazu. Im ersten „normalen“ Reisejahr seit der Corona-Pandemie kehrt die Tourismusbranche laut dem Deutschen Reiseverband (DRV) wieder zum Wachstum zurück. Viele deutsche Urlauber reisten an die klassischen Reiseziele am Mittelmeer, darunter Spanien, die Türkei und Griechenland.
Leider machen sich aber auch immer häufiger die Folgen des Tourismus an verschiedenen Urlaubsdestinationen bemerkbar. Klassische Urlaubsziele, die auf der Bucket-List vieler Touristen stehen, sind mittlerweile völlig überlaufen, und Destinationen, die erst vor Kurzem dank sozialer Medien oder Filme und Serien Bekanntheit erlangt haben, werden plötzlich mit riesigen Menschenmassen konfrontiert – sehr zum Leidwesen der Einheimischen und der Natur. Um für etwas mehr Sorgfalt bei Reisen und der Wahl des Reiseziels zu sorgen, gibt der Reiseführer Fodor‘s jährlich eine „No List“ an Urlaubszielen heraus, die wir lieber nicht mehr besuchen sollten.
Reiseziele, die von Touristen überrannt werden
Das Reisen kann auf unterschiedlichste Weise zur Bedrohung für ein Urlaubsziel werden. Fodor‘s legt sein Augenmerk für die „No List 2024“ auf Regionen, die von Massentourismus betroffen sind, von Müllbergen überhäuft werden oder deren Wasserqualität aufgrund klimatischer Bedingungen leidet.

3 Reiseziele mit dem Problem „Overtourism“:
- Venedig, Italien: In der Hochsaison treibt es oft mehr als 100.000 Touristen pro Tag nach Venedig – und das bei kaum mehr als 50.000 Einwohnern. Den Menschenmassen soll nun endlich Einhalt geboten werden, ab 2024 kommt die lang diskutierte Eintrittsgebühr für Tagestouristen. Und das gerade zur rechten Zeit: In diesem Jahr war die Unesco erneut kurz davor, die Lagunenstadt zum gefährdeten Welterbe zu erklären. Letztendlich entschied man sich dagegen – trotzdem ist Venedig noch weit davon entfernt, die Touristenmassen im Griff zu haben.
- Athen, Griechenland: Zu den beliebtesten Touristenattraktionen Athens zählt die Akropolis, die über der Stadt thront. Fast 17.000 Besucher pro Tag zählte der Burgberg in diesem Sommer – laut dem Verein „World Heritage Watch“ gibt es aber keine angemessenen Pläne, um die Touristenmassen zu kontrollieren. Stattdessen pflasterte die Stadt den Weg zur Akropolis, um noch mehr Platz für Besucher zu machen – und versperrt mit dem neuen Fundament aus Stahlbeton den Zugang zu Altertümern aus dem 5. Jahrhundert, wie Fodor‘s beklagt. Zwar hat die Regierung ein neues System eingeführt, das den Zutritt für Besucher zeitlich begrenzt, doch damit sind immer noch 20.000 Personen pro Tag erlaubt – was über dem aktuellen Besucherdurchschnitt liegt.
- Berg Fuji, Japan: Immer mehr Touristen wollen Berg Fuji in Japan erklimmen – allein in diesem Jahr sollen es über 220.000 Wanderer gewesen sein. Die Horde an Menschen hinterlässt laut Fodor‘s eine Menge Müll, darunter sogar mit Urin gefüllte Plastikflaschen. Obendrein seien sich viele dem körperlichen Risiko des Aufstiegs nicht bewusst. Eine freiwillige Gebühr von 1.000 Yen (circa 6 Euro), um die Sicherheit und den Naturschutz zu unterstützen, würde von den meisten Touristen ignoriert werden.
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Reiseziele, die durch Müll verunstaltet werden
Der Berg Fuji in Japan ist aber nicht das einzige Reiseziel, an dem Urlauber ihren Müll hinterlassen. Fodor‘s widmet diesem Problem eine eigene Kategorie. Folgende drei Destinationen seien von dem Problem besonders betroffen:
- San Gabriel Mountains National Monument, Kalifornien: Am nordöstlichen Stadtrand von Los Angeles gelegen, befindet sich das aus Wäldern und Bergen bestehende Schutzgebiet „San Gabriel Mountains National Monument“. Viele Touristen erfreuen sich an der wunderschönen Natur, doch gleichzeitig nehmen nur wenige Rücksicht darauf, dass diese erhalten bleibt. Müllberge und sogar Graffiti werden hinterlassen, die von Nationale Forest Service beseitigt werden müssen. Da dieser aber nicht über die nötigen Ressourcen verfügt, müssen auch Freiwillige ran.
- Halong-Bucht, Vietnam: Die vietnamesische Halong-Bucht mit ihren über 1.600 Inseln aus hoch aufragenden Kalksteinfelsen gehört mit schätzungsweise 8,5 Millionen Besuchern in diesem Jahr zu den beliebtesten Touristenattraktionen des Landes. Leider hinterlassen aber auch hier viele Bootsfahrende Wasserflaschen, Styroporbecher, Plastiktüten und Fischereiabfällen im Wasser, hinzu kommt eine Verschmutzung durch Diesel und Fett. Laut Fodor‘s werden Bemühungen, die Verschmutzungen einzudämmen, nur halbherzig umgesetzt oder komplett umgangen.
- Atacama-Wüste, Chile: Die Atacama-Wüste in Chile bietet zahlreiche beeindruckende Naturschauspiele – darunter Lagunen, in denen man sich dank des hohen Salzgehalts geradezu treiben lassen kann, und Geysiren, die Fontänen aus Wasser meterweit in die Höhe schießen. Chile vermarktet die Wüste auch gerne als einen Naturschatz, doch laut Fodor‘s steht das im Widerspruch dazu, wie mit dem Erhalt der Umwelt umgegangen wird. Was viele vielleicht nicht wissen: In der Atacama-Wüste befindet sich eine Deponie, auf der Altkleider entsorgt werden, die in China oder Bangladesch hergestellt und in die USA, nach Europa oder Asien geliefert werden. Wenn sie nicht mehr verkauft werden können, landen sie in Chile – und zwar mindestens 39.000 Tonnen davon, wie die Nachrichtenagentur AFP im Jahr 2021 berichtete. Die Kleiderberge können mittlerweile sogar vom Weltraum aus gesehen werden.
Reisedestinationen, die mit der Wasserqualität und Wasserversorgung zu kämpfen haben
Ein unachtsamer Umgang mit der Natur und hinterlassene Müllberge – besonders in der Nähe von Gewässern – führen zur dritten großen Kategorie von Fodor‘s „No List“. Und zwar Reiseziele, die lieber nicht mehr besucht werden sollten, weil Gewässer verschmutzt werden oder die Wasserversorgung knapp wird:
- Ganges, Indien: Eigentlich ist der Ganges der heiligste Fluss der Hindus, doch heutzutage sorgt er meistens aufgrund seiner starken Verschmutzung für Aufmerksamkeit. Jeden Tag würden fast 800 Gallonen Abwasser aus Haushalten in den Fluss geleitet werden, wie Fodor‘s informiert – der größte Teil davon sei unbehandelt. Zur Verschmutzung tragen aber auch Touristen bei, da sich in der Nähe des Flusses zahlreiche Naturparks und Tigerreservate befinden, die Reisende anziehen.
- Koh Samui, Thailand: Palmen, Strände, türkisfarbenes Wasser – die thailändische Koh Samui ist ein wahrer Touristenmagnet. Allerdings sorgen die Besuchermassen dafür, dass das Süßwasser knapp wird. 70 Prozent der Wasservorräte werden laut Fodor‘s allein von Touristen aufgebraucht. Im Juli wurde deshalb der Bevölkerung bereits mitgeteilt, dass es nur noch Süßwasser für 30 Tage gebe.
- Lake Superior, USA: Der Lake Superior liegt an der Grenze zwischen Kanada und den USA und ist flächenmäßig der größte Süßwassersee der Welt. Wegen übermäßigem Tourismus, dem hohen Fischkonsum und invasiven Arten leidet jedoch die Wasserqualität des Sees.