Todesfälle möglich: Forscher warnen vor Fehldiagnose bei Biss der Braunen Violinspinne

Die Schweiz und Österreich bereiten sich auf eine mögliche Ankunft der Braunen Violinspinne vor, Deutschland nicht. Das kann nach Giftbissen fatale Folgen haben.
Die Nosferatu-Spinne hat Deutschland mitten ins Angst-Herz getroffen. Denn durch ihr dauerhaftes Vorkommen als Neozoe hat dieses kleine Tier 2022 bewiesen, dass hierzulande eine Hysterie bezüglich der für die Umwelt sehr wichtigen Achtbeiner besteht. Doch Arachnophobiker müssen Experten zufolge nach diesem Schock wohl bald noch viel stärker sein. Grund: die langsame Ausbreitung einer Giftspinne, die für Tod sowie Amputationen von Gliedmaßen steht, wie echo24.de berichtet.
Im italienischen Pesaro wird eine 46-Jährige gleich zwei mal in einem Tierheim gebissen. Und das nicht von Vierbeinern. Die Tierfreundin hat die Rechnung ohne die Braune Violinspinne gemacht, die sich in Italien vehement ausgebreitet hat. „Blick.ch“ fasst die Tragik ihres Ablebens zusammen: „Ihr Freund unternahm mit einer Herzmassage einen verzweifelten Wiederbelebungsversuch. Doch auch die alarmierten Sanitäter konnten die Frau nicht mehr retten. Die Ärzte erklärten sie kurz darauf für tot.“
Art | Braune Violinspinne (Loxosceles rufescens) |
Herkunft | Südeuropa und Nordafrika |
Einschleppung | USA, Asien und Australien |
Biss-Reaktion bei Menschen | Nekrose der Haut (Todesfälle möglich) |
Biss der sich ausbreitenden Braunen Violinspinne kostet jungen Waliser einen Finger
Einem 19-jährigen Waliser wird die Braune Violinspinne im Urlaub auf der Balearen-Insel Ibiza zum Verhängnis. Er will nur den Sonnenuntergang genießen – bis er etwas spürt. Einer seiner Finger muss daraufhin amputiert werden – die „Mallorca-Zeitung“ spricht gar von zweien. Und was für Panik sorgt: Der Schweizer Spinnen-Experte Ambros Hänggi vom Naturhistorischen Museum Basel, zählt laut „blick.ch“ Loxosceles rufescens zu den Arten, „die sich langsam ausbreiten werden“.
„spiderbites.ch“ erklärt das Problem im Umgang mit Spinnen der Gattung Loxosceles, zu der mit der Chilenischen Winkelspinne auch eine der fünf gefährlichsten Spinnen der Welt zählt, anhand eines Biss-Falls. Eine 36-Jährige wird in einem Universitätskrankenhaus in Südfrankreich aufgrund „einer schmerzhaften Hautläsion an der Innenseite ihres linken Oberschenkel“ vorstellig. Eine, die sich schnell entwickelt. Die Ärzte sind mit Loxoscelismus nicht vertraut, behandeln mit Antibiotika – und das hat fatale Folgen:
- Blasen-, dann Ödembildung am gesamten Oberschenkel
- leichtes Fieber, Schüttelfrost und starke Schmerzen
- scharlachroter, großflächiger Ausschlag
Nach Biss der Braunen Violinspinne: Ärzte in Mitteleuropa behandeln zumeist erst falsch
Die darauf folgende „kutane Loxoscelismus“-Diagnose rettet der Frau ihr Bein. Zumal sie angibt, am Morgen vor dem Auftreten der Läsion ein Tier auf ihrem Schenkel erschlagen zu haben, das sich als Braune Violinspinne herausstellt. Durch die zu späte richtige Behandlung hat sich jedoch bereits eine Nekrose (Gewebe-Verrottung) gebildet, die laut „spiderbites.ch“ die „chirurgische Rekonstruktion“ verzögert. In den USA ist Loxoscelismus indes fester Prüfstein, wie das National Center for Biotechnology Information mitteilt. Wegen der Braunen Einsiedlerspinne (Loxosceles reclusa).
Während sich die Schweiz und Österreich auf die bevorstehende Ankunft invasiver giftiger Arten wie Braune Violinspinnen in ihren Ländern vorbereiten, hinkt Deutschland mit Informationen hinterher. Obwohl der Klimawandel die Ausbreitung giftiger Spinnen immens beschleunigt. Konrad Thaler und Barbara Knoflach greifen das Thema in ihrer Arbeit für das Biologiezentrum Linz auf - und schreiben: „Die Umwandlung von Mitteleuropa in eine Agrarlandschaft hat auch für Spinnen-Arten neuen Lebensraum geschaffen.“
Die schmlimmsten Folgen für Menschen bei Spinnen-Bissen der Loxosceles-Arten
Die meisten Bisse von Spinnen der Gattung Loxosceles hinterlassen nur eine geringe Narbe. Wie „MSD Manuals“ berichtet, gibt es jedoch einige, nach denen es zu großen Gewebedefekten kommt: „Der sogenannte Loxoscelismus, ein durch das Spinnengift induziertes systemisches Syndrom, wird meist erst 24 bis 72 Stunden nach dem Biss beobachtet und ist eher ungewöhnlich.“ Allerdings trete er häufiger bei Kindern und Jugendlichen auf. Folgen: Fieber, Schüttelfrost, Übelkeit und Erbrechen, Gelenk- und Muskelschmerzen, ein generalisierter Hautausschlag, Krampfanfälle, Blutdruckabfall, Gerinnselbildung im Blut, Thrombozytopenie, Auflösung der roten Blutkörperchen, Nierenversagen, Tod.
Arten wie die Braune Violinspinne finden in Mitteleuropa neuen Lebensraum
Und in diesem neuen Lebensraum in Mitteleuropa drängen neben Gewebe zersetzenden Braunen Violinspinnen auch die als „Falsche Witwen“ bezeichneten Edlen Kugelspinnen, Gemein ist bei beiden Arten, dass die kleinen Tiere nicht aggressiv sind, ihre Bisse zunächst unbemerkt bleiben sowie nur bei absoluter Bedrohung erfolgen – allerdings bis zum Tod führen können. Nicht durch ein tödliches Gift, wie es die Brasilianische Wanderspinne oder die Sydney-Trichternetzspinne in sich tragen, sondern zum Teil auch wegen zahlreicher Bakterien in ihren Beißwerkzeugen.