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Biker protestieren gegen Streckensperrungen am Feldberg

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Biker-Demo: Im April protestierten Motorradfahrer in der Umgebung von Lindlar im Bergischen Land gegen eine Streckensperrung. Für kommenden Sonntag hat der Bundesverband der Motorradfahrer nun zu einer ähnlichen Aktion im Taunus aufgerufen.
Biker-Demo: Im April protestierten Motorradfahrer in der Umgebung von Lindlar im Bergischen Land gegen eine Streckensperrung. Für kommenden Sonntag hat der Bundesverband der Motorradfahrer nun zu einer ähnlichen Aktion im Taunus aufgerufen. © BDVM

Rund 1000 Biker wollen am Sonntag gegen die Straßensperrungen für Motorräder rund um den Feldberg zu demonstrieren.

Mit einer Maiko M 250 B hat es angefangen. Die alte Bundeswehr-Maschine war das erste Motorrad von Rainald Mohr. Als junger Mann, der in Fulda aufgewachsen ist, hat er die Freiheit auf zwei Rädern früh für sich entdeckt. Im Laufe der Jahre wechselten die Modelle, die Begeisterung blieb. "Bevor ich 30 war, hatte ich kein Auto. Das Motorrad war unser Fortbewegungsmittel", erzählt Mohr und erinnert sich an lange zurückliegende Urlaube mit der Freundin als Sozia und Reisen durch viele Länder Europas.

Heute ist Mohr wieder mit dem Bike unterwegs. Mit Gleichgesinnten war er auf der Isle of Man, hat sich dem BMW Club Mobile Classic angeschlossen, startet sonntags gern früh morgens zu einer Tour durch den Taunus und kommt dann mit frischen Brötchen aus Königstein zurück. Die Leidenschaft für das Motorradfahren ist bei dem 61-jährigen Bad Homburger ungebrochen, doch etwas ist neu: Seit Januar ist Rainald Mohr Mitglied im Bundesverband der Motorradfahrer (BVDM).

Mohr fühlt sich „als Bürger diskriminiert“

"Ich hatte in der Presse über die geplante Sperrung von Feldbergstraßen gelesen, mich heftig geärgert und beschlossen, etwas dagegen zu tun", sagt Mohr. Der Homburger, der sich „als Bürger diskriminiert“ fühlt, ist aber nicht nur dem in Köln beheimateten Bundesverband beigetreten - er hat auch gleich Verantwortung übernommen und für den kommenden Sonntag eine große Biker-Demo organisiert. "Eigentlich bin ich ein richtiger Spießbürger. Bis jetzt habe ich jedenfalls noch nie an einer Demonstration teilgenommen", erzählt Mohr - und jetzt ist er gleich zum Macher des Protests geworden. Für Sonntag werden über 1000 Motorradfahrer im Taunus erwartet (siehe Box), die gegen die Streckensperrungen demonstrieren wollen.

Streckensperrungen erst der Anfang?

Wie berichtet, wurden beziehungsweise werden zentrale Straßen im Feldberggebiet - unter anderem die Kanonenstraße zwischen Hohemark und Schmitten - in diesem Jahr zwei Mal für jeweils neun Tage für Biker gesperrt. Der erste Durchgang erfolgte Anfang Mai, ein weiterer ist für den Zeitraum 7. bis 15. September geplant. Während der Hochtaunuskreis darin einen "ergebnisoffenen" Test sieht, befürchten die Biker, dass die beiden Sperr-Zeiten nur Vorboten sind. "Wir sehen darin den Versuch, eine dauerhafte Sperrung gerichtsfest zu machen", sagt Mohr. Nur dann ergebe der betriebene Aufwand, den der Bad Homburger ohne Personalkosten auf mehrere zehntausend Euro schätzt, einen Sinn.

Um frühzeitig die Biker-Position deutlich zu machen, hat Mohr bei allen betroffenen Kommunen (Homburg, Oberursel, Schmitten) die Demo angemeldet und sich auch mit der Polizei zusammengesetzt. "Es soll kein Ärgernis werden", gibt Mohr als Losung aus. Allerdings wird der Protest auch nicht ganz ohne Nebenwirkungen bleiben. Wenn sich der Tross am Sonntag gegen 12 Uhr in Bewegung setzt, wird er von der Polizei eskortiert. Die Streifen werden die Kreuzungen freihalten und mit Unterstützung der Autobahnpolizei Frankfurt kurzfristig auch die A 661 ab Oberursel-Nord und die anschließende B 455 in Richtung Hohemark sperren. Auf dem Feldbergplateau wird die Polizei dann ebenfalls präsent sein. Außerdem wird der BVDM seinerseits während der Demo rund 40 Ordner im Einsatz haben.

Biker wollen Sperrungen nicht hinnehmen 

Dass es rund um den Feldberg Probleme mit Bikern gibt, stellen die Motorradfahrer nicht in Abrede. „Aber Sperrungen verlagern das Problem nur“, betont Mohr und fordert stattdessen effektivere Kontrollen - zum Beispiel durch moderne Blitzanlagen, die an wechselnden Standorten installiert werden können. Zudem sei der Gesetzgeber gefordert, bei Verstößen endlich die Halterhaftung einzuführen und die zurzeit legale Klappensteuerung in Schalldämpfern zu verbieten. Dauerhafte Streckensperrungen für Motorradfahrer im Taunus will der Biker-Verband nicht hinnehmen. "Sollte es 2020 dazu kommen, kann ich schon jetzt sagen, dass wir vor Gericht gehen werden", bekräftigt Mohr. Und dann will der Homburger auch erneut demonstrieren - "und ich hoffe, dass dann 5000 Teilnehmer kommen".

Band spielt auf Feldberg 

Am Sonntag, 16. Juni, wird es viele Motorradfahrer in den Taunus ziehen. Der Bundesverband der Motorradfahrer (BVDM) hat für diesen Tag zu einer Protestaktion gegen die Sperrung von Feldbergstraßen für Biker geladen und hofft auf rund 1000 Teilnehmer. Treffpunkt ist zunächst um 11 Uhr am Landratsamt in Bad Homburg. Dort wollen die Motorradfahrer bei einer Kundgebung auch eine offizielle Protestnote überreichen. Anschließend werden die demonstrierenden Biker über Kanonenstraße und Sandplacken zum Großen Feldberg fahren und dabei von der Polizei begleitet werden. Auf dem Taunusgipfel geht es dann musikalisch zu. Die Band "Paddy Goes To Holyhead" wird dort von 13 Uhr an spielen. Außerdem hat ein Hersteller von Sicherheitswesten mit integriertem Airbag sein Kommen angekündigt.

Von der Protestaktion ist am Sonntag auch der Busverkehr im Taunus betroffen. Die Linie 57 wird die Haltestellen "Niederreifenberg Großer Feldberg" und "Niederreifenberg Windeck" von 10 bis 17 Uhr nicht anfahren, da es in dem genannten Zeitraum auf dem Feldberg keine Wendemöglichkeit für die Busse gibt. mak

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