Lieber Körbe als Tore

Am morgigen Mittwoch trifft der Center mit seinem Team im Achtelfinale des Europe Cups auf Larnaca.
Einen Titel hat Johannes Voigtmann noch nie gewonnen – auch nicht als Jugendlicher. Doch in dieser Saison soll sich das ändern. Da möchte der Center der Skyliners, der erst spät vom Hand- zum Basketball wechselte, zumindest in einem von drei Wettbewerben ganz oben stehen.
Bislang befand sich das Team von Trainer Gordon Herbert auf einem guten Weg in dieser Richtung, doch in dieser Woche stehen die nächsten wichtigen Schritte an. Im Achtelfinale des Europe Cups treffen die Hessen am Mittwoch (20 Uhr) in der Ballsporthalle erstmals auf AEK Larnaca. Der zyprische Meister zog als Gruppenzweiter mit je drei Siegen und Niederlagen in die Runde der besten 16 ein. „Larnaca hat einige Basketballer, die auf hohem Niveau gespielt haben“, sagt Herbert. „Sie sind sehr athletisch, physisch und stark beim Rebound.“ Maximal dreimal stehen die beiden Teams einander gegenüber; wer zuerst zwei Siege einfährt, zieht ins Viertelfinale ein.
Weitaus höhere Hürden als das durchaus schlagbare Team von der Mittelmeer-Insel haben die Skyliners dann am Wochenende beim Finalturnier des nationalen Pokalwettbewerbs vor sich. Dort, in München, müssen die Frankfurter zuerst gegen Alba Berlin ran.
Trotz der jüngsten Niederlage in Ludwigsburg konnten die Hessen in den zwölf gewonnenen Pflichtspielen zuvor viel Selbstvertrauen tanken. Immer wieder taten sich andere Spieler hervor, sprangen in die Bresche, wenn einer mal einen weniger guten Tag erwischte. Genau das ist für Voigtmann, der zuletzt selbst etwas schwächelte, eine der Stärken des Teams: „Wir hören nie auf zu kämpfen.“ Dabei sei es hilfreich, dass die meisten Spieler schon lange zusammenspielen, ihre Leistungskurve gemeinsam nach oben entwickeln konnten.
Auch Voigtmann verzeichnete seit seinem Wechsel 2012 an den Main einen bemerkenswerten Aufwärtstrend. Dabei profitiert er einerseits von seinem Talent sowie dem Ballgefühl und der Übersicht, die er der Tatsache verdankt, dass der auch in Fußball, Golf und Tennis erfahrene Sportler von frühester Kindheit an mit runden Spielgeräten beschäftigt war. Andererseits der harten Arbeit, die er leistet, um sein Spiel, aber auch den Körper zu optimieren. So nahm der Center, dessen sensibles Handgelenk ihm auch erfolgreiche Würfe aus der Ferne erlaubt, im Sommer 15 Kilo ab, um athletischer und schneller zu werden. Im Nationalteam kam er so, begünstigt durch den Ausfall von Maik Zirbes, zu Einsätzen bei der EM-Vorrunde in Berlin.
Dies und der starke Saisonstart danach weckten bei Scouts das Interesse an dem gebürtigen Eisenacher. Selbst in der nordamerikanischen Profiliga NBA soll er im Gespräch sein. Doch der Sportler selbst will davon nichts wissen. Sein Vertrag mit den Skyliners gilt noch bis Saisonende 2017, „und ich versuche, treu zu sein“. Eine Ausstiegsoption würde es ihm zwar erlauben, früher zu gehen. Doch der 2,11-Meter-Mann hat seinen Manager gebeten, ihn möglichst erst nach der Saison über Angebote zu informieren. Nichts soll Voigtmann davon ablenken, sich endlich den Traum von einem Titel zu erfüllen.
Dass einige Handballer in seinem Alter dies gerade auf kontinentaler Ebene geschafft haben, das hat den 24-Jährigen sehr gefreut. „Ich habe fast übertrieben mitgefiebert“, sagt der Basketballer. Und man habe gesehen, „was für eine schöne Sportart das ist“. Seine Entscheidung für die Korbjagd, betont er, bereue er deshalb aber nicht.