NBA-Kandidat Isaac Bonga: Bundestrainer rät zum Verbleib

Dem neuen Bundestrainer Henrik Rödl ist ein guter Start gelungen. Nun freut der gebürtige Offenbacher sich auf das erste Spiel in seiner Heimatregion.
Die ersten 100 Tage sind schon vorbei. Henrik Rödl hat von dieser Marke keine große Notiz genommen. Solche Zahlenspiele sind dem neuen Herren-Bundestrainer nicht sonderlich wichtig. „Es hat sich für mich ja nicht so viel verändert“, sagt der gebürtige Offenbacher. Schon zuvor hatte er drei Jahre lang für den Deutschen Basketball-Bund (DBB) gearbeitet, zuletzt als Assistenztrainer der Nationalmannschaft. Seit Mitte September ist Rödl nun der Chef. Und der Einstieg verlief reibungslos. „Ich musste mich bei den Spielern nicht vorstellen, hatte eigentlich schon mit allen gearbeitet. Sie kennen meine Art. Das erleichtert vieles und ist ein großer Vorteil“, betont der ehemalige Bundesliga-Trainer von Alba Berlin und TBB Trier. Freilich spürt der Europameister von 1993, dass „die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit größer geworden ist“. Aber am Spielfeldrand fühlt er sich nach wie vor als ganz normaler Trainer: „Die Ziele sind dieselben. Man will immer gewinnen.“
Das gelang dem 48-Jährigen bisher perfekt. Zwei Spiele, zwei Siege. Nach den beiden Partien gegen Georgien (79:70) und Österreich (90:49) folgt nun am 23. September in Frankfurt das dritte WM-Qualifikationsspiel gegen Serbien. Der Vize-Europameister und Olympia-Zweite ist der größte Prüfstein für das Rödl-Team auf dem angestrebten Weg zur WM 2019 in China. „Wir brauchen uns vor keinem Gegner zu verstecken und rechnen uns eine Siegchance aus“, betont Rödl. Vermutlich werden auf beiden Seiten Leistungsträger fehlen. Wegen des anhaltenden Streits zwischen Weltverband Fiba und Euroleague dürften jene Spieler keine Freigabe von ihren Clubs erhalten, die in der „Königsklasse“ vertreten sind. Auch Rödl geht „davon aus, dass wir erneut nicht auf die Euroleague-Spieler zurückgreifen können“.
„Ein besonderes Spiel“
Dennoch freut er sich freilich sehr auf sein drittes Spiel als Bundestrainer, zumal es in seiner Heimatregion stattfindet. Noch immer ist der Wahl-Berliner regelmäßig zu Besuch in Heusenstamm bei Offenbach, wo er aufwuchs und wo seine Eltern weiterhin leben. „Daher ist das Spiel für mich etwas Besonderes.“ Dass die Wahl auf Frankfurt fiel, sei auch eine Art Belohnung für den dortigen Bundesligisten Fraport Skyliners. „Hier können sich Nationalspieler entwickeln. Es ist schön, hier zu spielen.“ Zum aktuellen A-Kader gehören die Ex-Frankfurter Danilo Barthel (FC Bayern) und Johannes Voigtmann (Vitoria/Spanien). Und Isaac Bonga ist auch ein aktueller Skyliners-Profi. Der 18 Jahre alte Spielmacher war schon beim letzten Lehrgang der Nationalmannschaft dabei. „Er hat ein unglaubliches Talent. Ihm gehört die Zukunft im deutschen Basketball“, meint der Bundestrainer. Ob Bonga nun gegen Serbien auch sein Debüt im Nationalteam feiern wird, ist offen. Gegen Georgien und Österreich hatten Bastian Doreth und Ismet Akpinar als Spielmacher überzeugt. „Unser Kader wird sich nicht so viel verändern“, deutet Rödl an. Es seien schließlich „keine Testspiele“, um etwas auszuprobieren. Bonga, für einen Spielmacher mit 2,03 Meter ungewöhnlich groß, sei aber „sehr nahe dran. Es ist nur eine Frage der Zeit. Wie schnell das passiert, liegt an ihm.“
Dasselbe gelte für seinen möglichen Wechsel in die US-Profiliga NBA. Auch das sei „eine Frage der Zeit“. Rödl hätte Verständnis, wenn der 18-Jährige schon diesen Sommer ein NBA-Angebot annähme: „Man kann sein Leben absichern und Millionen verdienen.“ Aber er rät Bonga, der einst mit seinen Eltern aus dem Kongo auswanderte, zu warten. „Es würde ihm sicher helfen, noch ein Jahr in Frankfurt zu bleiben.“