Pokal-Viertelfinale: „Wir können mit einem Sieg Geschichte schreiben“

Am Samstag (18 Uhr) treffen die Basketballer der Fraport Skyliners im deutschen Pokal-Viertelfinale auf Medi Bayreuth. Der Gegner aus Bayern erlebt unter seinem Trainer Raoul Korner (43) seit anderthalb Jahren einen sportlichen Aufschwung. Mit dem 43-Jährigen, der 2013 als erster Österreicher als Cheftrainer in der Basketball-Bundesliga debütierte und in den vergangenen beiden Spielzeiten jeweils zum Allstar-Coach gewählt wurde, unterhielt sich unser Redakteur Harald Joisten vor dem K.o.-Duell in der Frankfurter Fraport Arena.
Herr Korner, am vergangenen Samstag haben Sie die internationale Bundesliga-Auswahl beim Allstar-Day zum Sieg geführt. Schon im vergangenen Jahr waren Sie von den Bundesliga-Fans zum Allstar-Trainer gewählt worden. Es könnte kaum besser laufen für Sie in Deutschland, so scheint es.
RAOUL KORNER: Ja, ich kann mich nicht beschweren.
Bevor Sie im Sommer 2016 nach Bayreuth kamen, waren Sie drei Jahre in Braunschweig. Dort standen Sie noch nicht so im öffentlichen Fokus.
KORNER: Ich glaube, wir haben auch in Braunschweig ziemlich das Optimum aus den vorhandenen Ressourcen herausgeholt. Es war schwieriger, auf sich aufmerksam zu machen. Es war den Insidern vorbehalten, das zu erkennen. Wenn man dann ein Team wie Bayreuth übernimmt, das an der Schwelle zu den Play-offs steht, tut man sich ein bisschen leichter.
Bayreuth gehörte seit dem Bundesliga-Aufstieg 2010 aber auch eher zu den potenziellen Abstiegskandidaten.
KORNER: Mich haben in der Tat einige gefragt, ob ich noch alle Tassen im Schrank habe, weil ich von einem 9. zum 15. gehe. Mir war klar, dass eine Menge Potenzial in dem Standort schlummert. Bayreuth hatte über Jahre underperformt.
Wieso?
KORNER: Die Stadt ist sehr Basketball-begeistert. Basketball ist hier der Sport Nummer eins, mit viel Tradition. In Braunschweig dominierte der Fußball, dann kam lange nichts. Die Namen, die Bayreuth in den vergangenen Jahren im Kader hatte, zeigten auch, was möglich ist.
2017 führten Sie Bayreuth in Ihrem ersten Jahr auf Anhieb in die Play-offs. Auch aktuell steht Ihr Team wieder auf dem starken vierten Bundesliga-Tabellenplatz. Was haben Sie in dem Verein verändert?
KORNER: Das ist nicht ganz richtig formuliert: Nicht ich, sondern wir. Es reicht nicht, eine Person auszutauschen. Es steckt mehr dahinter. Es muss in der Organisation etwas passieren, etwas grundsätzliches. Wir haben die Struktur verändert. Und der Verein lässt mich als Trainer frei arbeiten, ohne dass sich zu viele Stimmen einmischen.
Die Skyliners haben einen Etat von geschätzten vier Millionen Euro. Liegt das in etwa auf Ihrem Niveau?
KORNER: Ich denke, wir sind etwas darunter, aber grundsätzlich sehr ähnlich gestrickt.
Frankfurt und Bayreuth scheinen sich in der Tat in einigen Punkten zu ähneln. Auch die Skyliners können wegen fehlender finanzieller Mittel keine gestandenen Top-Spieler kaufen, sondern müssen die Schnäppchen auf dem Transfermarkt suchen.
KORNER: Ja, darum geht es. Wir werden nie den perfekten Spieler verpflichten können. Man muss immer etwas aufgeben: Das kann das Alter oder die Größe sein. Der Charakter und die Einstellung des Spielers muss hingegen immer passen.
„Erwarte eine Schlacht“
In der Bundesliga-Hinrunde verloren Sie mit Bayreuth bei den Skyliners knapp mit 68:72. Damals erzielte Frankfurts Philip Scrubb 20 Punkte. Jetzt fehlt er verletzt – Frankfurt wankt. Sind Sie Favorit?
KORNER: Wir haben höchsten Respekt vor der Mannschaft und dem Coaching-Staff um Gordon Herbert. Selbst ein Spieler wie Marco Völler, der zuvor bei einem Team der unteren Region wie Gießen kaum zum Einsatz kam, funktioniert jetzt bei einem Play-off-Anwärter. Wie sie es in Frankfurt machen, ist sehr nahe an der Perfektion. Eine klare Hierarchie in der Offense, sehr gute Ballbewegung, und in der Defensive sehr konsequent.
Und am Samstag?
KORNER: Ich erwarte eine Schlacht. Mit einem Sieg könnten wir Geschichte schreiben für unseren Club. Das ist für uns eine Riesen-Motivation. Das ist die größte Chance auf einen Titel.
Bayreuth hat den Pokal schon zweimal gewonnen, 1988 und 1989. Ist das den Spielern bekannt?
KORNER: Ja, das wissen sie. Das ist in Bayreuth nicht leicht geheim zu halten. Die Leute sind zu Recht sehr stolz auf diese Tradition.