Alte Bekannte hinter der Bande

Das Löwen-Trainerteam ist neu zusammengestellt - und doch kennt man sich untereinander und auch in Frankfurt aus.
Frankfurt -Der neue Headcoach der Löwen Frankfurt ist in der Main-Metropole kein Unbekannter. Matti Tiilikainen führte die Löwen 2018/19 und 2019/20 jeweils zum Gewinn der DEL2-Hauptrunde, nun ist der inzwischen 35 Jahre alte Trainer zurück bei seinem „Herzensverein“ (Originalton Tiilikainen). „Für meine Rückkehr gab es gleich mehrere Gründe. Das wichtigste war wohl, dass ich mich bei meinem letzten Engagement in Frankfurt sowohl bei den Löwen als auch in der Stadt sehr wohl gefühlt habe“, erklärt er. „Außerdem ist es für mich auch eine Gelegenheit, mich in einer hochklassigen Liga zu behaupten. Die Möglichkeit, in diesem Umfeld mit der erfolgreich angefangenen Arbeit fortzufahren, ist eine Herausforderung, die mich reizt.“
Obwohl der Finne drei Jahre lang fort war, ist ihm vieles vertraut. „Der Kontakt ist nie abgebrochen. Ich kenne die Stadt und viele Leute hier, habe Freunde in den Eishockeykreisen, aber auch familiäre. Ich war während der drei Jahre stets auf dem Laufenden. Als ich im April verpflichtet wurde, wurden einige personelle Entscheidungen bereits getroffen, aber auch da war ich immer im Bilde. Bei den Verpflichtungen, die danach getätigt wurden, war ich involviert. Dies alles macht es leichter für mich.“
Bis auf Jan Barta fand Tiilikainen einen neuen Trainerstab vor. Doch das Trainer-Team harmonierte auf Anhieb. Jeder hat seine Aufgaben, doch irgendwie ist jeder in alles involviert. Der Chefcoach ist während des Spiels für die Stürmer und für das Penaltykilling zuständig. „Jan kennt die Organisation hier am besten von allen, seine Erkenntnisse sind für uns alle sehr wichtig. Seine Spezialgebiete sind das Powerplay sowie die Verteidigung. Josh Robinson kümmert sich wie schon in der vergangenen Saison um das Torwarttraining, außerdem auch intensiv ums Video. Während der Spiele sitzt er oben und gibt seine Erkenntnisse an Janne Kujala weiter. Janne arbeitet auf dem Eis als Co-Trainer mit Schwerpunkt Stürmer. Er ist in erster Linie für die Fitness der Spieler zuständig, nebenbei füllt er auch die neu geschaffene Funktion des Mental-Trainers aus. Er berät sie hinsichtlich der Ernährung, gilt als Ansprechpartner für etwaige Probleme, ist eine Art Mentor für die jungen Spieler. Doch grundsätzlich gilt: In unserem Stab ist bei niemandem der Fokus auf nur eigene Sachen gerichtet, alle haben multiple Funktionen“, beschreibt Tiilikainen die Zusammenarbeit.
Frankfurt kannte Janne Kujala bisher kaum, auch wenn er einige Male in der DEL2 mit der Gastmannschaft am Ratsweg spielte („und meistens verlor“), den Chefcoach dafür gut. „Wir sind beide in Hämeenlinna geboren, ich habe dort auch als Trainer hospitiert, während er die U20 trainierte. Ich bin froh, von ihm lernen zu können, solche Möglichkeiten bekommst du nicht oft. Für mich ist es zudem eine große Chance, höchstklassig in anderen Bereichen zu arbeiten, um irgendwann Headcoach im Profibereich zu werden.“ Mit dem konditionellen Stand der Spieler ist er sehr zufrieden. „Es gibt keine offene Baustelle. Mein Ziel ist es, alle physisch auf ein noch besseres Niveau zu bringen. Dafür arbeiten die Jungs hart, sind bestens motiviert. Die Saison ist lang, wenn es um die Wurst geht, könnte die gute Physis unser Vorteil sein.“
Von Matti Tiilikainen zu lernen, war auch bei Jan Barta die Hauptmotivation für den Einstieg im Profibereich. „Er hat mich inspiriert. Ich war Trainer im Nachwuchsverein der Löwen, habe bei ihm zunächst hospitiert. Er strahlt viel Kompetenz aus, das macht uns alle besser.“ Apropos besser. So bezeichnet Jan Barta auch die aktuelle Mannschaft. „Mit so viel Qualität zu arbeiten, ist eine neue Herausforderung.“
Der frühere Löwen-Spieler kennt übrigens auch die beiden anderen Kollegen aus dem Trainerstab. Der Spieler Kujala kam nach Bad Nauheim quasi als sein Nachfolger, doch gegeneinander haben sie in der Oberliga oft gespielt. Und mit Josh Robinson hat er bereits in der vergangenen Saison zum Trainerstab gehört. Der Torwart-Trainer ist mit seinem neuen Keeper-Duo zufrieden. „Sehr routiniert, nervenstark, hat auch unter Dauerbeschuss in Mannheim seine Klasse bewiesen“, lobt er Joe Cannata, den er auch von früher her kennt.
2012 bis 2017 standen sich die beiden US-Amerikaner einige Male in der ECHL und AHL als gegnerische Torleute gegenüber. Am ebenso routinierten Marvin Cüpper gefällt ihm die Spielintelligenz. Er sei Nummer zwei, soll aber mehr Eiszeit als der Backup in der vergangenen Saison bekommen. „Im Tor werden wir keine Probleme bekomme. Da blicke ich der Saison optimistisch entgegen“, beteuert Robinson.
Mit der Vorbereitung war der gesamte Trainerstab zufrieden. Im Sommer haben sie alle DEL-Teams gescoutet. Sie schauten sich Videos von letztjährigen Spielen an, beobachteten die Vorbereitungsspiele der Konkurrenz, analysierten, wer voraussichtlich wie spielen wird. „Natürlich werden wir die Mannschaft stets auf jeden aktuellen Gegner taktisch einstellen. Aber grundsätzlich schauen wir in erster Linie auf uns selbst: Wir wollen agieren, nicht reagieren. Die Basis bleibt harte Arbeit auf dem Eis. Jeder muss körperlich um jeden Puck kämpfen. Aber grundsätzlich ist mein Motto, Eishockey zu spielen, nicht die Pucks einfach wegschießen. Wir wollen uns spielerisch verbessern, offensiv spielen, aber nicht blind anrennen“, erklärt Matti Tiilikainen, wie seine Mannschaft in der DEL 2023/24 ticken soll.