"Auf diesen Moment fiebern alle hin"

Die Löwen-Gesellschafter Krämer und Stracke über die DEL-Rückkehr
Die Vorfreude ist schon jetzt riesig: Wenn Mitte September die neue DEL-Saison beginnt, spielt Frankfurt nach zwölf Jahren endlich wieder mit in der ersten Klasse des deutschen Eishockeys. Die Löwen-Gesellschafter Stefan Krämer und Andreas Stracke sprachen mit unserem Redakteur Markus Katzenbach über die Sehnsucht nach diesem Moment, erstklassige Herausforderungen und ewige Hallenfragen.
Mit der Lizenzerteilung ist der Aufstieg endgültig perfekt. Wie kommt so eine ersehnte Kunde eigentlich? Schlicht per Mail?
STEFAN KRÄMER: Es gab einige Tage vor der Veröffentlichung einen persönlichen Anruf von dem zuständigen Wirtschaftsprüfer aus Köln. Wobei wir danach noch persönliche Anrufe von der DEL bekommen haben, weil wir die handelnden Personen ja auch schon lange kennen, ob vom Geschäftsführer bis hin zu einzelnen Mitarbeitern, die ihre Glückwünsche zum Ausdruck gebracht haben. Was uns auch sehr freut, ist die Nachfrage nach den Löwen Frankfurt bei den DEL-Clubs und auch deren Fans, welche schon größere Reisen nach Frankfurt planen. Ebenso das Interesse von Magenta-TV, Löwen-Spiele auch im Free-TV zu übertragen, weil der Standort Frankfurt einfach eine Eishockey-Geschichte und Tradition hat.
Welche Anforderungen waren für die DEL zu erfüllen, auch im Vergleich zur Zweiten Liga?
KRÄMER: Prinzipiell ist es der gleiche Wirtschaftsprüfer, und es sind viele Excel-Tabellen zu befüllen. Krankenkasseninformationen, Freistellungsanträge, umfassend das Thema Ticketing-Einnahmen, bis hin zu jedem unterschriebenen Sponsoringvertrag, jeder Hospitalityvereinbarung und so weiter. Der Etat ist schon eine signifikante Steigerung gegenüber der DEL 2, in der DEL sind wir damit aktuell eher am unteren Ende der Fahnenstange. Da ist noch Luft nach oben.
ANDREAS STRACKE: Aber die Hürde ist übersprungen, das war wichtig für uns. Wir haben jetzt wieder Zeit gewonnen, um weiter - wie bisher mit Vollgas - an unserer Wirtschaftlichkeit zu arbeiten. Stefan konnte die ganzen Feiern nach der Meisterschaft gar nicht richtig genießen, weil er immer früh weg musste, um die Lizensierungsunterlagen in Rekordzeit zu finalisieren.
Wie schwer war es, nach gut zwei Corona-Jahren die Lizenz zu stemmen?
KRÄMER: Das war schon eine große Corona-Hürde. Wenn du gefühlte drei Viertel deines Etats über Hilfen und Zuschüsse bekommst, weißt du, dass es eine ganz enge Kiste war. Wir sind happy, dass wir das mit viel Einsatz überstanden haben, aber das waren herausfordernde Monate und Jahre, kritische Zeiten, in denen es ums Überleben ging. Umso mehr freuen wir uns jetzt, dass wir das Historische erreicht haben. Der Aufstieg heilt die Wunden.
Hinzu kam zwischendurch noch die Trennung von Großsponsor VTB.
STRACKE: Da denkst du, die Pandemie ist halbwegs überstanden, und dann kommt der Krieg in der Ukraine, mit den Auswirkungen auf unseren langjährigsten Partner, die VTB-Bank. Da ist Zusammenhalt gefragt und erstmal guter Rat teuer. Unsere Haltung und unser Statement, welche wir mit dem Aufdruck PEACE auf allen bisherigen Flächen des Sponsors zum Ausdruck gebracht haben, hat uns dann aber wiederum sehr starke und auch nationale Aufmerksamkeit beschert. Dazu kam der sportliche Erfolg. Wir konnten dann die Lizenz bekommen, weil bestehende Partner uns die Treue gehalten haben und sie bereit waren, die Erstligarahmenbedingungen mitzugehen. Und größere Partner wie Techem oder das Autohaus Nix dazu gewonnen werden konnten. Das Argument, wieder Namen wie Berlin, Mannheim, Köln oder München in unserer Eissporthalle zu Gast zu haben, nach zwölf Jahren Vakuum wieder Live-Sport dieser Kategorie zu bieten, das zieht, da schlägt jedem Sportbegeisterten das Eishockey-Herz höher.
Die Löwen-Brust ist noch frei. Gibt es bis zum Saisonbeginn einen Trikotsponsor?
STRACKE: Wir nutzen jeden Tag, jeden Termin und jedes Event, um Unternehmen dafür zu begeistern. Mein Marketing-Herz weint an jedem Spieltag, der ins Land gehen würde ohne ein Unternehmenslogo auf unserer stolzen Löwenbrust. Es wäre schon schade, an einem Standort wie Frankfurt und der Metropolregion in der ersten Liga ohne Brust-Partner zu spielen. Ansonsten prangt der Löwe groß auf der Frontseite des Trikots und wir kommen mit viel Euphorie und richtig Bock zurück in die Erstklassigkeit, wissen aber auch, dass noch viel Arbeit vor uns liegt. Wir sind gekommen, um zu bleiben.
Einige DEL-Clubs haben ein großes Unternehmen oder einen großen Mäzen hinter sich. Wäre so etwas auch in Frankfurt denkbar? Und wäre das überhaupt erstrebenswert?
KRÄMER: Es gibt sicher positive Beispiele wie in München, aber auch negative wie nach dem damaligen Ausstieg von Thomas Sabo in Nürnberg oder Metro in Düsseldorf, wenn man großteils abhängig ist von einem Unternehmen. Ich halte nichts davon, zum Beispiel sein Namensrecht zu verkaufen und alle fünf, sechs Jahre den Namen zu ändern. Wir fahren gut mit unserer Sponsorenpyramiden-Strategie von zwei möglichen Hauptsponsoren und bis zu acht Exklusivpartnern, somit zehn Unternehmen mit Branchenexklusivität und in der Breite mit vielen Supportern, dazu Hospitality-Partnern. Bei einer Vollvermarktung sind wir damit gut aufgestellt in der DEL. Und um dann die nächste Evolutionsstufe zu erreichen muss eine neue Spielstätte kommen.
Der Zuschauer-Zuspruch ist groß, bei den Dauerkarten läuft es auf einen Rekord hinaus. Hat das auch geholfen bei der Lizensierung?
STRACKE: In den vergangenen Löwen-Jahren hat der Anteil der verkauften Tickets bis zu 50 Prozent ausgemacht, anfangs in der vierten Liga sogar noch mehr. In der DEL wird das Wachstum überproportional jetzt auf den Schultern unserer Sponsorpartner getragen. Trotzdem ist es für uns elementar wichtig, so ein riesiges Löwenfanrudel hinter uns zu haben, auf das man sich allein schon stimmungstechnisch in der Eissporthalle verlassen kann, weil wir insbesondere in der kommenden Saison um jedes Tor und jeden Punkt kämpfen müssen. Da ist der Hexenkessel Eissporthalle ein wahnsinniger Trumpf. Und unsere Fans haben genauso viel Bock wie wir, diese tollen Gegner wieder begrüßen zu dürfen und eine neue Ära von Löwen in der Penny-DEL fortzuschreiben.
Worauf wird es für die Löwen ankommen, um sich in der DEL zu behaupten?
KRÄMER: Wir hatten letztes Jahr einen riesigen Druck in der Zweiten Liga. Jeder hat uns in den Himmel gehoben und gesagt, die müssen ja aufsteigen. Aber Sport ist Sport und es ist nichts zu erzwingen. Dem musst du erstmal standhalten und wir haben uns nicht verunsichern lassen. Das müssen wir uns immer wieder bewusst machen: Dass wir einfach unser Ding machen und uns nicht aus der Spur bringen lassen, durch das was Medien oder die Gegner sagen. Sondern dass wir uns auf uns konzentrieren, auf unsere Stärken. Dass die Freude, etwas Positives erreichen, die Klasse halten zu können, unsere Motivation ist. Die Gier nach Toren und Punkten, die Freude am Löwen-Eishockey, Fans und Mannschaft, die sich gegenseitig pushen und berauschen - und endlich wieder im Eishockey-Oberhaus spielen dürfen.
Trotz der Atmosphäre am Ratsweg wollen Sie so schnell wie möglich in eine neue Halle umziehen. Wie sehen Sie den Stand der Dinge in dieser ewigen Diskussion?
KRÄMER: Es ist über Jahre eine verzwickte Diskussion, und es gibt noch unterschiedliche Interessenlagen. Wir sind diejenigen, die einen Investor an der Hand haben und ein Konzept mit "The Dome". Darauf konzentrieren wir uns. Die Frage ist ja auch: Was für ein Bauprojekt soll denn das Aushängeschild der Metropolregion für die nächsten Jahrzehnte sein? Was ist die richtige Größe? Unter welchen Rahmenbedingungen kann man auch mal internationale Sportereignisse hierher holen? Welche Rahmenbedingungen geben uns als Club die Möglichkeit, perspektivisch ein Erstliga-Spitzenclub zu werden und das nicht nur im Profibereich, sondern auch in der Nachwuchsarbeit? Die Entwicklung der Eintracht mit einem neuen Stadion ab 2005 ist da ein gutes Beispiel, aber auch die Eisbären Berlin, die in der neuen Arena ihre Zuschauerzahlen verdreifacht haben.
Wie sehr begrenzt die alte Halle die Löwen-Möglichkeiten?
KRÄMER: Es ist elementar für einen Sportclub, welche Möglichkeiten er auch mit seiner Infrastruktur hat. Unsere Kabinen zum Beispiel sind gefühlt Baujahr 1981, das wirkt aber nur nach innen. Nach außen gibt es noch ganz andere Themen: Der Komfort für die Besucher etwa. Oder die Entertainmentmöglichkeiten, die beim Eishockey noch viel wichtiger sind als beim Fußball, mit Lichttechnik und Pyro etwa, die den Eventcharakter noch mal deutlich verstärken. Die größte Herausforderung ist, dass 50 Prozent der Plätze Stehplätze sind. Da hat man von der Preisgestaltung nicht viele Möglichkeiten. Aber auch unter diesen herausfordernden Bedingungen denke ich, dass wir auch nun in der DEL einen fairen und ganz guten Spagat für unsere Fans hinbekommen haben. In der Eissporthalle haben wir beispielsweise auch nur eine Loge, die zu 100 Prozent ausverkauft ist. Da ist kein Wachstumspotenzial mehr. Für die Eishockey-Romantiker ist es toll, nach zwölf Jahren in der Kultspielstätte Eissporthalle Frankfurt in die DEL zurückzukehren. Aber die großen Sprünge in der Erstklassigkeit wirst du erst machen können, wenn das Thema Spielstätte für uns positiv geklärt ist.
Wenn am 18. September um 14 Uhr das erstklassige Spiel in Frankfurt seit zwölf Jahren beginnt, sind hoffentlich die meisten Probleme drumherum für den Moment vergessen. Worauf können die Fans sich freuen?
STRACKE: Endlich wieder die Löwen als erstes hessisches Team seit zwölf Jahren in der ersten Liga zu sehen, darum geht es. Das erste Spiel in der Erstklassigkeit nach zwölf Jahren, nach 4550 Tagen, diesen prickelnden, geschichtsträchtigen Moment zu erleben und live dabei zu sein. Wie elektrisierend solche einzigartigen Momente sind, hat man gerade erst in den Play-off-Finalspielen gegen Ravensburg erlebt. Auf den 18. September fiebert jeder hin, dafür haben wir zwölf Jahre gearbeitet: Seinen Lieblingssport zu sehen, die Jungs, die für die Löwen Frankfurt alles geben - und sich zu freuen, dass DEL-Eishockey zurück ist in Frankfurt.