Ausbalanciert in die erste Pause

Die Ergebnisse stimmen, die Entwicklung auch: Den Löwen ist das erste DEL-2-Drittel gelungen, das hätte auch anders anfangen können. Eine Zwischenbilanz.
Vier freie Tage? So etwas kommt bei Puckjägern eher selten vor. Weil aber die Nationalmannschaft um den Deutschland-Cup spielt, sieht der sonst so eng getaktete Terminplan in der zweiten Klasse des deutschen Eishockeys am nächsten Wochenende eine Pause vor. Ihre Frankfurter Löwen trommeln Headcoach Matti Tiilikainen und seine Trainerkollegen auch zu Übungszwecken erst am Freitag wieder zusammen. Zeit zum Durchschnaufen, das haben sie sich verdient: Nun, da das erste Drittel in der Hauptrunde der DEL 2 schon fast geschafft ist, fällt die Zwischenbilanz sehr zufriedenstellend aus. Nach 17 Spieltagen werden die Löwen auf dem zweiten Tabellenplatz geführt, mit zwölf Siegen, nur Ravensburg steht noch besser da – das hätte nach dem großen Umbruch des Sommers auch anders anfangen können.
„Wir sind voll im Soll. Die ersten Monate sind sehr gut verlaufen“, urteilte Sportdirektor Franz Fritzmeier nach der vorerst letzten Schlusssirene am Sonntagabend insgesamt, der sonst nicht zum Überschwang neigende Tiilikainen geriet aus aktuellem Anlass fast schon ins Schwärmen. „Das war bis jetzt unser bestes Wochenende. Wir haben einen großen Schritt gemacht hin zu dem, was wir spielen wollen“, lobte er und war nach dem 3:1 gegen die Dresdner Eislöwen mit dieser Meinung nicht allein: „Wir haben fast perfekt gespielt“, freute sich Kapitän Adam Mitchell. Vor allem: „Wir spielen 120 Minuten Eishockey und kriegen nur ein Tor. Das ist Wahnsinn.“
Smarter mit dem Puck
Zusammen mit dem 4:0 am Freitag bei den alten Rivalen von den Kassel Huskies im stets besonders brisanten Hessen-Duell ergab das gegen Ende des ersten Saison-Drittels nicht nur ein schönes Sechs-Punkte-Paket für die freien Tage. Gerade das erste Zu-Null-Spiel war besonders bemerkenswert, weil die Frankfurter sich bislang immer wieder arg leicht Gegentore einfingen, sich Scheibenverluste leisteten, die prompt bestraft wurden. „Wir haben so viele Konter kassiert, das war zu einfach. Wir müssen ausbalancierter sein. Daran haben wir gearbeitet, das sieht man jetzt“, stellt Tiilikainen fest. „Gerade im Puckbesitz sind wir besser geworden.“
In den 14 Wochen, die vergangen sind, seit er, Marko Raita und Valtteri Salo die Mannschaft erstmals gemeinsam aufs Eis baten, haben auch die Trainer dazugelernt, gerade in diesem Punkt. „Wir wissen jetzt besser, worauf es ankommt, um in dieser Liga erfolgreich zu sein“, räumt Tiilikainen ein. „Wir müssen smarter mit dem Puck umgehen. Das war nicht nur ein Fehler der Spieler, sondern auch von uns. Deshalb haben wir da ein bisschen umgestellt.“ Am Anfang habe noch etwas die Balance gefehlt, urteilt auch Fritzmeier. „Das war schon gut, aber vielleicht nicht immer clever und scharf genug.“
Dabei hätte der Saisonstart von den Ergebnissen her besser kaum verlaufen können, mit vier Siegen aus den ersten vier Spielen – und das, obwohl fast alles runderneuert worden war nach der enttäuschenden Vorsaison mit dem Halbfinal-Aus gegen Bietigheim: das finnische Trainer-Trio, zwei Drittel des Kaders, selbst der Betreuerstab. „Alle haben hart gearbeitet, um schnell reinzukommen und zusammenzufinden“, lobt Fritzmeier. Nur: „Vielleicht ging es am Anfang fast ein bisschen zu einfach.“
Wichtige Niederlage
Ließ sich über eine oder andere Nachlässigkeit hinwegblicken, ging das nach dem auf ganzer Linie enttäuschenden 2:6 in Bad Tölz Mitte Oktober nicht mehr. „Im Nachhinein war das eine wichtige Niederlage“, sagt Fritzmeier. „So konnten wir Schlüsse ziehen, wo wir uns verbessern müssen.“ Den Puck verlieren die Löwen seitdem nicht mehr so schnell – und wenn doch, sind sie besser abgesichert. Obendrein wurde die Flut an Strafzeiten drastisch eingedämmt, auch das nach klarer Ansprache.
„Es gab zwischendurch einen Hänger. Ein gutes Team kommt aus so einem Tief aber noch stärker heraus. Das haben wir gemacht“, meint Fritzmeier. Auch der Spagat, Entwicklungsarbeit für den ersehnten und 2021 wieder möglichen DEL-Aufstieg zu leisten und gleichzeitig schon jetzt Erfolge zu liefern, gelingt den Löwen bislang. Anders als der kaum minder ambitionierten, aber erst einmal abgeschlagenen Konkurrenz aus Kassel oder Dresden. Das gilt im übrigens auch für die vielen Jungen, die nicht zuletzt mit Blick auf 2021 verpflichtet wurden: Sie sind Hoffnungen für die Zukunft, tragen aber schon in der Gegenwart ihren Teil bei.
Das wichtige 2:1 gegen Dresden etwa glückte dem 18-jährigen Magnus Eisenmenger, da traf nicht zum ersten Mal ein Youngster entscheidend. Und während andernorts die vierte Reihe eher zum Auffüllen der Bank da ist, schraubt sie in Frankfurt bereits mit an guten Ergebnissen. Das wird freilich nicht immer so gelingen. Bei aller Arbeitsmoral: Mehr Konstanz in den Leistungen mahnte zuletzt Verteidiger Max Faber an – das wird noch eine der großen Herausforderungen der langen Saison sein: Mit halber Kraft geht es nicht.
„In der Liga kann jeder jeden schlagen“, hat Matti Tiilikainen festgestellt. Es ist ein weiter Weg, bis Ende April der Preis für den Meister der zweiten Klasse verliehen wird, Tiilikainen erinnert: „Es ist erst November. Das ist ein Prozess, an dem wir jeden Tag weiter arbeiten müssen.“ Ab Freitag dann wieder: Bis dahin darf das neue Löwen-Rudel die ungewohnte Freizeit genießen, ausnahmsweise.