Brüder Breitkreuz treffen auf dem Löwen-Eis aufeinander – als Rivalen

Am Sonntag treffen sich auf dem Löwen-Eis die Brüder Breitkreuz wieder – diesmal als Gegner, im Rahmen eines Familientreffens.
Am Sonntag steht bei den Löwen Frankfurt wieder einmal ein sogenannter Familientag an. Mit Vergünstigungen und besonderen Belustigungen für noch etwas jüngere Eishockey-Freunde, nicht zuletzt auch einer kinderfreundlichen Anfangszeit um 16 Uhr. Brett Breitkreuz freut sich darauf, für ihn passt das Motto dieser alle paar Wochen neu aufgelegten Heimspielaktion diesmal besonders gut. Schließlich kommen dann die Lausitzer Füchse in die Eissporthalle, für die sein Bruder Clarke neuerdings aufläuft, und damit nicht genug: Die Eltern fliegen passend zu diesem Familientreffen für ihren alljährlichen Deutschland-Besuch aus Kanada ein, und auch seine Frau kann dank des Nachmittagstermins mal wieder mit der dreijährigen Tochter Briar und dem ein Jahr alten Söhnchen Bowen live dabei sein. „Das wird schön, sie alle da zu haben“, sagt Brett Breitkreuz.
Früher war das noch ein bisschen einfacher, als die kanadischen Brüder mit deutschen Großeltern und deshalb auch mit deutschem Pass gemeinsam im Zeichen der Löwen spielten, über drei Jahre, irgendwann berühmt-berüchtigt als „Gebrüder Fürchterlich“ – nicht zuletzt, weil sie auch immer wieder für die eine oder andere mit Fäusten ausgetragene Diskussion gut waren. Doch im Sommer haben sich die Wege getrennt, notgedrungen. Nach fünf Frankfurter Spielzeiten, zuletzt eher in hinteren Reihen, erhielt Clarke Breitkreuz keinen Vertrag mehr, nach dem großen Umbruch am Ratsweg war kein Platz mehr im zu zwei Dritteln ausgetauschten Kader. Dafür aber beim aktuellen Tabellenvierten in der Lausitz, wo Clarke Breitkreuz nach anfänglicher Pendelei zwischen den Linien nun meist im zweiten Sturm aufläuft.
„Er hat hier einiges geleistet und eine gute Zeit gehabt“, erklärt Sportdirektor Franz Fritzmeier. „Aber am Ende hat es aus sportlichen und finanziellen Gründen nicht mehr ins Gesamtkonzept gepasst.“ Während das Arbeitspapier von Bruder Brett, mit 29 drei Jahre älter, bereits im März um eine weitere Saison verlängert worden war.
„Das war schon hart, ihn zu verlieren, aber so ist das Geschäft“, sagt er zu der Familientrennung. Von der Arbeit von Sportdirektor Fritzmeier sei er zu 100 Prozent überzeugt, betont er, auch von dem neuen finnischen Trainertrio um Headcoach Matti Tiilikainen: „Wir sind auf einem guten Weg.“
Dabei hatte die Saison in der zweiten Klasse des deutschen Eishockeys für ihn schleppend begonnen. Die Vorbereitung verpasste er wegen einer Leistenzerrung, wirklich in Form war er zum Start der DEL 2 Mitte September nicht. „Es hat eine Weile gedauert, bis ich mich wieder richtig an das Tempo gewöhnt habe. Das geht nur in Spielen“, sagt er. Inzwischen ist er „sehr glücklich mit der Entwicklung“. Was seine eigene ebenso wie die der ganzen Mannschaft angeht. Der für die Arbeit an einer erstklassigen Zukunft verjüngte Löwen-Kader hat seit dem ersten Bully dazugelernt, gerade in den vergangenen Wochen. „Wir haben auf dramatische Weise die Torchancen reduziert, die wir hergegeben haben“, nennt Brett Breitkreuz die wichtigste Lehre bei dem Tabellenzweiten. Er übernimmt in diesem Prozess inzwischen eine tragendere Rolle für das große Ganze. „Durch die Umstrukturierung hat er noch mehr Führungsaufgaben, den Job macht er momentan gut“, lobt Fritzmeier und verbindet damit eine Hoffnung: „Dass er die reguläre Saison ebenso konstant durchspielt wie in den Play-offs, wo er immer zu Höchstform aufläuft.“
Auch das schließlich gehört zu Brett Breitkreuz. Dass Schwankungen in seinen Auftritten schon mal vorkommen können. Der im ersten Duell mit Bruder Clarke bei den Füchsen in Weißwasser Anfang Oktober gehörte gewiss zu den besseren – Brett steuerte ein Tor und eine Vorlage bei, Clarke traf auch, doch das half nichts, die Löwen gewannen 6:2. „Es wird schon seltsam sein, jetzt wieder gegeneinander zu spielen. Das hat es vorher auch nie so richtig gegeben, nicht mal in der Jugend“, meint Brett Breitkreuz mit Blick auf den Sonntag, dem noch das Nachbarschaftstreffen in Bad Nauheim am Freitag vorausgeht. Klare Prioritäten indes hat er beim Wiedersehen: „Von mir aus kann Clarke diesmal gerne drei Tore schießen. Solange wir gewinnen.“
Sentimentalitäten sind nicht zu erwarten, jedenfalls nicht auf dem Eis. „Ich werde ihn jetzt nicht weniger hart angehen, wenn ich den Puck haben will, nur weil er mein Bruder ist“, verspricht Brett Breitkreuz. Nur eines, das geht gar nicht – ein Faustkampf unter Brüdern: „Unser Vater würde verrückt werden.“ Und dem könnte man da auch nichts vormachen. Vater Breitkreuz schließlich sitzt diesmal höchstpersönlich auf der Tribüne.