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Die Löwen-Reihen sind fast gefüllt

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Wird künftig das Löwen-Tor hüten: Joe Cannata kommt aus Schweden nach Frankfurt.
Wird künftig das Löwen-Tor hüten: Joe Cannata kommt aus Schweden nach Frankfurt. © IMAGO/TT

Der Kaderbau beim Frankfurter Eishockey-Erstligisten sieht schon vielversprechend aus. Jetzt gibt es auch eine Lösung auf einer neuralgischen Position.

Frankfurt -Bei seinen Vorbereitungen für die neue Eiszeit ist Franz-David Fritzmeier in einem Bereich schon so gut wie fertig, noch ehe der Sommer richtig begonnen hat. Die Reihen der Frankfurter Löwen hat der Sportdirektor fürs Erste fast gefüllt, jetzt auch auf einer neuralgischen Position: In der neuen Saison der ersten Klasse des deutschen Eishockeys wird der US-Amerikaner Joe Cannata das Löwen-Tor hüten. Offiziell verkündet ist die Verpflichtung wie noch manche andere nicht, dies könnte aber zeitnah mit dem ganzen Torwart-Trio im Verbund folgen. „Er ist sicher ein sehr interessanter Kandidat, mit dem wir auch schon eine Zeit lang in Kontakt stehen“, lässt Fritzmeier zumindest durchblicken.

Der 32-jährige Cannata spielte zuletzt für den schwedischen Erstligisten IK Oskarshamn, wie der Frankfurter Neu-Stürmer Cameron Brace. Seine statistischen Werte dort waren eher durchschnittlich, das war allerdings bei den in der DEL sehr überzeugenden Kollegen Henrik Haukeland und Joacim Eriksson in Schweden vor ihrem Wechsel nach Deutschland ähnlich und muss nicht viel heißen. Bei Zahlenspielen ragte auch sein von größeren finanziellen und sportlichen Perspektiven nach Berlin gelockter Vorgänger Jake Hildebrand nicht heraus, in Frankfurt aber verdiente er sich mit dem Aufstieg Heldenstatus,

Etwas mehr Erfahrung hat Cannata Hildebrand in jedem Fall voraus - vor allem in der nordamerikanischen AHL, in der NHL saß er schon einmal auf der Bank, und die größeren europäischen Eisflächen kennt er durch seine vier Jahre in Schweden. Mit Marvin Cüpper gewinnen die Löwen einen erfahrenen zweiten Goalie hinzu, in Jonas Gähr behalten sie einen sich fleißig weiter entwickelnden jungen dritten. Das könnte sportlich, wirtschaftlich und charakterlich passen, auf jeden Fall passt es zum gesamten Löwen-Mix, mit Leistungsträgern, einer soliden Mittelschicht und Talenten. Drei Torhüter, acht Verteidiger, 14 Stürmer sollen es erst einmal sein, bei Bedarf wird nachgelegt.

Prominente Rollen für junge Löwen

Hinter den Kulissen ist man weiter als bislang verlautbart, frei ist eigentlich nur noch eine Planstelle - neben Dominik Bokk und Carter Rowney im ersten Sturm, mit dem der Bad Nauheimer Jugend entstammenden und derzeit in der AHL gelisteten Julian Napravnik als Wunschkandidaten. Das ist ein offenes Geheimnis und wäre ein typischer Löwen-Wechsel: eine prominente Rolle für einen immer noch recht jungen Spieler, als Gelegenheit, die auch Verantwortung bedeutet.

„Die Jungen kommen nicht zu uns, um auf der Tribüne zu sitzen. Es gibt keine Garantie, dass sie spielen, aber eine realistische Chance“, sagt Fritzmeier, „diesen Ruf haben wir uns erarbeitet“. So konnte man selbst die Top-Talente von den Mannheimer Adlern überzeugen: Kevin Bicker und Lua Niehus, bester Stürmer und bester Verteidiger ihres Jahrgangs 2005. Oder die schon etwas erfahreneren Simon Gnyp und Markus Schweiger. Fritzmeier hält auch nichts davon, den Nachwuchs weiter hinten zu verstecken. „Gerade Bicker ist ein Kandidat für vordere Reihen“, sagt er - etwa für einen zweiten Sturm mit Brace und Neu-Center Cody Kunyk, mit dem man sich dem Vernehmen nach schon einig ist. Und Gnyp könnte neben Ville Lajunen verteidigen, der neuen Nummer-eins-Abwehrkraft.

Nachhaltige Arbeit ist in Frankfurt gefragt

„Neben Spitzenspielern entwickeln sich die Jungen schneller. Und es geht auch um Eiszeit“, betont Fritzmeier. Für Bicker etwa seien im Schnitt zehn Minuten pro Spiel wichtig, auch im Löwen-Interesse: „Wir können keine fertigen deutschen Nationalspieler holen“, weiß der Manager, „wir müssen die Spieler selbst auf Top-Niveau entwickeln, um auf der deutschen Karte konkurrenzfähig zu sein. Deshalb haben wir sie langfristig verpflichtet.“

Hinzu kommt: Die jungen Spielen kosten mehr Arbeit, aber weniger Geld. Dafür bekommen sie die Möglichkeit, sich zu beweisen. Wie Jungstarstürmer Bokk in der vorigen Saison, der weit unter Marktwert auflief. Und wenn man dazu auf einen preiswerten und verlässlichen Teamplayer wie Mike Schmitz baut oder den ebenso schon lange in der Gerüchteküche gehandelten Eugen Alanov als spielstarken Allrounder mit Erfahrung und Potenzial für noch mehr dazunimmt, bleibt Budget übrig für neue Stars wie Lajunen oder Maksim Matushkin.

Generell laute die Aufgabe, so Fritzmeier: „Sportlich mehr herauszuholen, als wir derzeit wirtschaftlich stemmen können.“ So wie in der abgelaufenen Saison mit dem beachtlichen Platz zehn, dessen Wiederholung keine Selbstverständlichkeit wird im zweiten Löwen-Jahr in der DEL. Nach Aufstieg und souveränem Klassenerhalt, zwei Jahren mit für diese Aufgaben gezielt zusammengestellten Mannschaften, bisweilen berauschend und mit einer ordentlichen Prise Eishockey-Romantik rund um die Rückkehr eines traditionsreichen Standorts in die erste Klasse. Nun wird wieder nachhaltiger an der Zukunft gearbeitet werden müssen.

„Wir haben die letzten zwei Jahre auch viele Früchte geerntet, jetzt wird wieder gesät, nur auf anderem Niveau“, sagt Fritzmeier. Mit Rückkehrer Matti Tiilikainen als passendem Headcoach. Und einem Kader, der vielversprechend aussieht, zumindest in der Abwehr und in der zweiten, dritten Sturmreihe verstärkt erscheint. Ein Löwen-Teil leistet längst in der Kalbacher Leichtathletikhalle Grundlagenarbeit, Anfang August gehen alle gemeinsam aufs Eis, Mitte September beginnt die Saison, der Sommer ist noch lang. „Der Kader gibt uns auf dem Papier die Möglichkeit, uns zu stabilisieren. Ich glaube, wir sind in der Spitze breiter geworden und in der Tiefe professioneller“, meint der Manager zurückhaltend angesichts der üblichen Unwägbarkeiten. Viele Vorbereitungen sind getroffen, am Ende aber lässt Franz-David Fritzmeier lieber Taten sprechen.

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