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Diese Löwen-Reisen haben sich schon gelohnt

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Von: Markus Katzenbach

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In der vergangenen Saison noch Gegner, in der nächsten gemeinsam in einem Löwen-Team: Brett Breitkreuz (links) und Neuzugang Ville Lajunen.
In der vergangenen Saison noch Gegner, in der nächsten gemeinsam in einem Löwen-Team: Brett Breitkreuz (links) und Neuzugang Ville Lajunen. © Patrick Scheiber/Jan Huebner

Reisen gehören für den Frankfurter Sportdirektor Fritzmeier zum Programm. Nicht nur bei der Verpflichtung von Ville Lajunen war das hilfreich.

Frankfurt -Bisweilen auf Reisen zu sein gehört in diesem Fall zum Stellenprofil. Zumal wenn der Sportdirektor eigentlich schon die ganze Scouting-Abteilung ist, was in der ersten Klasse des deutschen Eishockeys nicht für alle, aber zumindest für die Frankfurter Löwen zutrifft. Spieler sichten, Kontakte pflegen, das Netzwerk erweitern und noch viel mehr: Franz-David Fritzmeier empfindet das als Pflichtprogramm, und das Frühjahr ist eine gute Reisezeit. Besonders dann, wenn wie bei seinen Löwen die Saison für den eigenen Club schon vorbei ist und anderswo noch gespielt wird. Eine Reise kann sich aber auch auf andere Weise lohnen - zum Beispiel, wenn man in Helsinki den zuletzt in Schwenningen spielenden finnischen Verteidiger Ville Lajunen trifft und endgültig vom Engagement in Frankfurt überzeugt.

„Die persönliche Note hat am Ende den Ausschlag gegeben“, meint Fritzmeier über einen bemerkenswerten Wechsel - immerhin war Lajunen in der vergangenen DEL-Saison der Verteidiger mit den meisten Toren und Vorlagen und durchaus begehrt: „Für uns ist das ein Ausrufezeichen“, sagt der Sportdirektor.

Gerne hätten die Wild Wings Lajunen gehalten, auch Köln war dem Vernehmen nach interessiert, das meiste Geld konnten die Löwen nicht bieten. Aber anderes. Vier Stunden setzte sich Fritzmeier mit dem 35-jährigen Finnen zusammen, in einem Lokal in einem Einkaufszentrum in Helsinki, den Koffer dabei, für die Weiterreise. „Wir hatten ein langes, sehr gutes Gespräch“, berichtet der Löwen-Manager, „Ich habe ihm unser Konzept vorgestellt, erklärt, warum wir ihn holen wollen und wo wir hin wollen, und irgendwann haben wir gemerkt, wir gehen in eine Richtung.“

Vorbereitet war der Transfer längst. Übers Jahr gab es mehrere Gespräche, Lajunen wollte sich erst nach der Saison entscheiden - was er dann für Frankfurt tat. „Wir geben ihm die Position und ein gutes Paket“, sagt Fritzmeier. Als Nummer-eins-Verteidiger und Mann fürs Powerplay. „Er ist offensiv stark, aber auch ein Allrounder, gut ausgebildet, taktisch gut, groß und stark.“ Bekannt ist Lajunen für seine Schüsse von der blauen Linie. „Das Powerplay war letztes Jahr unsere Achillesferse. Da hatten wir keine richtigen Blueliner“, erinnert Fritzmeier.

Künftig dürften es deren zwei sein. Bei Maksim Matushkin vom Champions-League-Sieger und frisch gekrönten finnischen Meister Tappara Tampere, den Fritzmeier ebenfalls während seiner Finnland-Reise getroffen hat, fehlt kaum mehr als die Vollzugsmeldung - ein weiteres Frankfurter Ausrufezeichen, vor einer zweiten Saison in der DEL, die eine noch größere Herausforderung werden könnte als die sehr gelungene erste nach der Rückkehr in die erste Klasse.

„Scouting wirkt sich oft erst später aus“

„Vor einem Jahr wäre so ein Transfer für uns noch nicht möglich gewesen“, sagt Fritzmeier über den ehemaligen Nationalspieler Lajunen, „aber jetzt haben wir uns in der Liga etabliert“. Ebenso wie der neue Frankfurter Finne. Spielen sehen hat der Löwen-Manager ihn schon vor Jahren bei vorherigen Finnland-Reisen. Wie bei Carter Rowney oder Dominik Bokk, die er früher in Nordamerika beobachtet hat und die in der abgelaufenen Saison zu Frankfurter Volltreffern wurden. „Oft wirkt sich Scouting erst später aus“, sagt Fritzmeier, den es demnächst wohl auch wieder nach Nordamerika zieht, und zur WM ebenfalls. Wichtig ist ihm: „Wir wollen hungrige Spieler. Lajunen wird nicht mehr acht Jahre spielen oder über uns nach Mannheim wechseln, aber er hat den Hunger, uns in unserer jetzigen Lage zu helfen.“

Bei Kevin Bicker ist das Konzept ein anderes. Der 18-jährige Stürmer gilt als eines der größten deutschen Talente, dass ihn die Löwen aus Mannheim weggelockt haben, hat man dort nicht gerne gesehen. Auch Bicker hat Fritzmeier kürzlich besucht, im Trainingslager der deutschen U 18 in Füssen und bei deren WM in der Schweiz. Wo er obendrein den jungen Verteidiger Lua Niehus für die Löwen gewann, ebenfalls aus Mannheim - weshalb der zuletzt in seiner Entwicklung stagnierende Markus Freis die Freigabe zum Wechsel erhält. Die Aussicht für die jungen Neu-Löwen: Sich in Frankfurt mit entsprechender Eiszeit weiter entwickeln zu können, um den nächsten Schritt gehen zu können.

Dass mit Janne Kujala - früher Stürmer unter anderem beim EC Bad Nauheim, danach im finnischen Nachwuchsbereich tätig, zuletzt Trainer des EV Füssen in der Oberliga und seit dem 1. Mai mit der Aufnahme des Off-Ice-Trainings in der Kalbacher Leichtathletikhalle im Löwen-Einsatz - neben Jan Barta ein zweiter Assistenztrainer installiert wurde, ist gerade dafür wichtig: Bei den Löwen setzt man auch deshalb auf junge Spieler, weil sie preiswerter sind und man so mit einem der niedrigsten Etats der Liga trotzdem genug für Spitzenspieler wie Lajunen übrig hat. Dafür kostet die Jugend mehr Arbeit. Fehlt nur noch ein Headcoach, der dieses Konzept auch umzusetzen vermag. Mit einer Lösung in dieser Frage ist zeitnah zu rechnen, so oder so: Finnland war für Franz-David Fritzmeier schon einmal eine Reise wert, die Schweiz auch.

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