Ende einer erstklassigen Löwen-Saison

Die Frankfurter Aufsteiger scheiden gegen Düsseldorf aus, gefeiert werden sie trotzdem.
Frankfurt -Die Zuschauer in der ausverkauften Eissporthalle am Ratsweg hatten schon die ganzen letzten Minuten gestanden, geklatscht und gesungen: „Schalalalalala, Löwen Frankfurt“, in Dauerschleife, und sie ließen sich auch von der letzten Sirene des Freitagabends nicht unterbrechen, sondern sangen einfach darüber hinweg, über das Ende dieses Spiels und damit auch das der ersten erstklassigen Frankfurter Eishockey-Saison nach zwölf Jahren Abstinenz. „Ich bin stolz auf die Jungs. Wir haben alles gegeben“, sagte Kapitän Reid McNeill zwischendrin am Magenta-Mikrofon, mitten in den Abschlussfeierlichkeiten. „Das war unser erstes Jahr. Wir haben uns durch vieles durchgekämpft und sind so weit gekommen, wie wir konnten“, fasste McNeill zusammen.
Am Freitagabend war Endstation: Die mit dem früh erreichten Klassenerhalt ja längst an ihrem Saisonziel angekommenen Aufsteiger verloren auch das zweite Pre-Play-off-Spiel gegen die überlege Düsseldorfer EG mit 1:5 (0:2, 1:1, 0:2), die nun im Viertelfinale auf den ERC Ingolstadt trifft. Während Frankfurts Aufsteiger von ihren Anhängern ausdauernd gefeiert und verabschiedet wurden. „Ihr seid unglaublich, wir lieben euch alle“, rief McNeill über das Hallenmikrofon, statt Frust über das Ausscheiden war nur Freude über das gemeinsam Erreichte herauszuhören
Eine gute Löwen-Nachricht hatte ein paar Stunden vorher auf dem Aufstellungsbogen gestanden: Dominik Bokk sollte fünf Wochen nach seiner Schulterverletzung sein Comeback geben. Der furiose erste Frankfurter Sturm mit Carter Rowney und Brendan Ranford war noch einmal wiedervereint, bei letzter Gelegenheit. „Das wird aufregend, wir haben unsere Reihe wieder zusammen“, freute sich Ranford vor dem ersten Bully bei Magenta-Sport. „Hoffentlich können wir etwas Magie entstehen lassen.“
Dagegen hatten allerdings die Düsseldorfer etwas. Zwar begannen die Löwen mit heißen Herzen. Doch die Gäste nutzten cool ihr erstes Powerplay durch Victor Svensson (12. Minute) und legten ein zweites Tor durch Alec McCrea nach (16.), mit zu viel Raum vor dem Frankfurter Kasten. Und den Löwen war erst einmal der Stecker gezogen, ein wenig wie beim 0:5 am Dienstagabend: Da hatten sie eine halbe Stunde ordentlich dagegengehalten, dann aber drei rasche Treffer hinnehmen müssen und kaum mehr etwas entgegen zu setzen.
„Wir haben den Düsseldorfern zu viel Zeit gegeben, das haben die Jungs gut ausgenutzt“, musste Rückkehrer Bokk in der ersten Drittelpause im Magenta-Interview anerkennen, wieder kam es noch ärger: DEG-Kapitän Alex Barta sorgte früh im Mitteldrittel für das 0:3 (22.), das ging zu einfach. Die Gäste traten konzentrierter und strukturierter, laufstärker, schärfer, schlicht besser auf. Eigentlich wenig überraschend bei einem etablierten Erstligisten, bis kurz vor Hauptrundenende nahe an den Top Vier, gegen einen Neuling mit 16 Zweitliga-Meistern, bei dem irgendwie der Tank auch leer zu sein schien, vielleicht auch kein Wunder: Im Grunde hatte man die ganze Zeit auf gewisse Weise schon Play-offs gespielt, voll kräfte- und nervenzehrender Dramen.
Über die Saison hatten die Löwen kleinere oder größere Qualitätsunterschiede erstaunlich oft wettmachen können, mit Zusammenhalt, Willenskraft und herausragender erster Reihe, und so beispielsweise auch Düsseldorf sieben von zwölf möglichen Zählern abgetrotzt. Der Lohn für eine starke Punktspiel-Saison voller Höhepunkte und schöner Erinnerungswerte war der früh geschaffte Klassenerhalt, der Bonus die am vorigen Sonntag im Hauptrunden-Herzschlagfinale geschaffte Teilnahme an den Pre-Play-offs.
Mit spektakulären Aufholjagden voller Last-Minute-Toren hatten die Frankfurter sich auch als Comeback-Spezialisten hervorgetan. Ob ihnen noch einmal ein kleines Eishockey-Wunder noch glücken sollte? Dylan Wrucks eigentlich verunglückter Schuss im Powerplay ließ die Scheibe gerade deshalb ins Tor flattern (40.) und noch einmal zart Hoffnung aufkeimen, sie hielt nicht lange vor. Düsseldorf war zu stabil, um sich ins Wanken bringen zu lassen, und den Löwen fehlte an diesem Abend zu viel für eine weitere Wendung, bei allem Einsatz.
Alexander Blank (44.) jedenfalls dämpfte die Stimmung am Ratsweg bald im dritten Drittel mit dem vierten DEG-Tor, Barta (50.) legte das fünfte nach, das war es dann. Für diesen Freitag, für die Pre-Play-offs und für eine ganze erstklassige Löwen-Saison. Im September geht es weiter, wieder in der DEL.