Die Löwen-Gesellschafter Krämer und Stracke über Wachstumschancen, die Bedeutung der Fans und fortgeführte Rituale

Die Löwen-Gesellschafter Stefan Krämer und Andreas Stracke erklären unter anderem, warum die neue Halle und der neuerdings mögliche DEL-Aufstieg so wichtig sind für die Zukunft des Frankfurter Eishockey-Zweitligisten. Und was dessen Fundament ist.
Am Sonntag wurde im Heimspiel gegen Dresden die Million vollgemacht: So viele Besucher sind seit dem Neustart der Frankfurter Löwen vor acht Jahren in die Eissporthalle gekommen. Sind Sie stolz auf diese Zahl?
ANDREAS STRACKE: Vor allem war das ein schöner Anlass, den Fans Danke zu sagen. Man sieht, was wir für eine tolle Sportart haben und wie emotional die Plattform Eishockey ist. Wenn wir weiter zurückgehen, bis zur Gründung der Lions 1991, sind wir bei 5,5 Millionen Besuchern. Die Uhr tickt. Wir zählen auch jede Saison einzeln und feiern zwischendurch den 100 000. Zuschauer. So viele hat außer der Eintracht kein anderer Frankfurter Club, da muss man unsere Fans wirklich würdigen.
Wie würden Sie die Bedeutung der Fans für die Löwen beschreiben?
STRACKE: Die Fans sind das Fundament des Frankfurter Eishockeys. Das war schon 2010 so, als wir hier nach der Insolvenz der Lions mit den Löwen in der vierten Klasse neu angefangen haben. So viele Fans, die regelmäßig kommen, waren ein Faustpfand. Wir haben seither stabil um die 1800 Dauerkarteninhaber. Die treffen sich jede Woche bei uns, sitzen im Freundeskreis zusammen. Das macht die Löwen aus. Wenn man bis 1991 zurückblickt, sind das schon ganz schön viele Generationen, die das berührt. Das kommunizieren wir auch an die Spieler. Wir leben das so, dass wir familiär sind, dass wir nahbar sind. Der Schulterschluss mit den Fans ist das A und O. Wenn man sieht, wie sich Mike Fischer nach seinem 4:0 in Kassel zuerst zum Fanblock hindreht und dann erst mit seinen Mannschaftskollegen jubelt, ist das ein Zeichen für den engen Kontakt.
Sind Sie auch zufrieden mit der Resonanz in dieser Saison?
STRACKE: Die Stimmung ist überragend. Wobei man auch sagen muss, dass die neue Saison sportlich gut gestartet ist, das gehört ja mit dazu. Wir haben kreative Fans, die Rituale werden gepflegt. Die Zuschauerzahlen sind sehr stabil. Ich glaube sogar, sie wachsen ein bisschen. Obwohl wir dieses Jahr einen langen Sommer hatten, der gefühlt immer noch nicht vorbei ist, und immer noch mehr Leute in die Eissporthalle kommen, wenn es kalt wird. Trotzdem haben wir 4500 Zuschauer im Schnitt, und es wird noch mehr werden.
Dabei mussten die Fans zuletzt Abschied von der einen oder anderen Ikone nehmen, angefangen bei Sportdirektor Rich Chernomaz.
STEFAN KRÄMER: Wir haben im vergangenen Dezember den auslaufenden Vertrag nach fünf Jahren nicht verlängert. Man muss auch sehen: Das ist ja schon eine relativ lange Laufzeit im Profisport. Die Zeit war erfolgreich, aber man muss auch perspektivisch schauen, wo man über drei, vier Jahre hin will. Stand heute, da gut 30 Prozent der neuen Saison gespielt sind, kann man sagen, dass der große Umbruch, den es im Sommer noch mal gab, schneller und erfolgreicher vonstatten ging, als sich das mancher vielleicht vorgestellt hat. Wir stehen auf dem zweiten Tabellenplatz, mit dem zweitjüngsten Team der Liga. Wir haben aber auch erfahrene Säulen wie Mitchell oder Lewandowski, die das Profitum und die Werte der Löwen vorleben. Eine gesunde Mischung und Teamspirit machen das aus, wie wir Eishockey spielen. Da sieht man eine Weiterentwicklung.
Wie wichtig ist die Chance, irgendwann wieder erstklassiges Eishockey sehen zu können, für die Fans?
KRÄMER: Es sehnt sich schon jeder nach der DEL. Das muss auch unser Ziel sein: Dass wir die erste Gelegenheit ergreifen, die sich bietet, in die Erste Liga zu gehen. Aber der Sport, der in der DEL 2 geboten wird, ist auch sehr attraktiv. Wenn du nicht 100 Prozent konzentriert bis, kannst du auch gegen den Tabellenletzten verlieren. Wir fühlen uns sehr wohl in der Zweiten Liga, gerade mit den zwei Derbys. Aber um die Marke Löwen Frankfurt weiterzuentwickeln, brauchen wir den Aufstieg, der ab 2020/2021 ausgespielt wird, und natürlich auch die neue Multifunktionsarena mit zusätzlichen Vermarktungsmöglichkeiten und zusätzlichen Zuschauereinnahmen.
Wann können Sie denn umziehen?
STRACKE: Wir wissen ja nur, was uns die Stadt sagt. Demnach soll bis Ende des Jahres die endgültige Vergabe erfolgen. Normalerweise sagt man: ein Jahr Planung, zwei Jahre Bau. Wichtig für uns ist, dass bis Jahresende ein Betreiber bestimmt und es somit diese Halle geben wird. Ob das dann zweieinhalb Jahre dauert oder drei, ist nicht ganz so relevant. Aber es gibt ein planbares Szenario, für Sponsoren, für Partner, für die eigene Entwicklung. Wenn du dann erfolgreich bist und früher aufsteigst, weißt du, wie lange du in der Eissporthalle überbrücken musst, bis du andere Potenziale zur Vermarktung hast. Die brauchst du in der DEL einfach, um mit den Mitbewerbern mithalten zu können, wenn man sieht, was da dahintersteht: Red Bull, SAP, Anschütz, Thomas Sabo.
Mit wie vielen Zuschauerplätzen können Sie dann rechnen?
KRÄMER: Die Halle am Kaiserlei soll 13 000 Zuschauer fassen. Wenn man die Eisbären Berlin als Beispiel nimmt: Früher haben die im Wellblechpalast vor 4500 Zuschauern gespielt, in der neuen Arena haben sie sich verdreifacht. Wir haben ein Einzugsgebiet von 5,5 Millionen Menschen in der Metropolregion Rhein-Main. Da denken wir schon, dass neben der Perspektive DEL allein die neue Halle etwas ist, das die Leute noch mal stärker dazu bringt, sich ein Spiel der Löwen anzuschauen. Die Nachfrage ist da, das haben wir etwa 2017 gesehen: Da gab es für das Halbfinale über 12 000 Anfragen, auch ohne Aufstieg, nur weil es erfolgreiches Eishockey war. Und wir werden bestehende Rituale in die neue Halle mitnehmen, da können sich die Fans sicher sein. Wir wollen ja keine neuen Löwen werden.
Legen Sie schon Rücklagen an, um einen erstklassigen Etat zu stemmen?
KRÄMER: Natürlich schauen wir, dass Gewinne in die Rücklagen einfließen, wenn wir welche haben. Aber unser Ziel muss es sein, über aktuelle Einnahmen wie Sponsoring oder Ticketing innerhalb der jeweiligen Saison die Spielzeit wirtschaftlich zu gestalten. Wir haben jetzt das zweite Jahr in Folge schon die Lizensierung der DEL durchlaufen und das Feedback bekommen, dass wir auch mit dem jetzigen Status lizensiert worden wären. Damit wären wir vom monetären Rahmen her nur noch kein Topteam gewesen. Es gibt DEL-Clubs mit zwölf Millionen Euro, aber auch mit 4,5 bis fünf Millionen. Das ist schon eine größere Spreizung. Der Durchschnitt liegt bei 7,4 Millionen.
Ihr Etat lag zuletzt bei 4,1 Millionen Euro. Der höchste in der DEL 2? Und wo sollten sich die Löwen oben einreihen, wenn es so weit ist?
STRACKE: Wir sind mit unter den besten Dreien, aber so weit ich weiß, liegen andere noch über uns. Natürlich haben wir eine Zielvorstellung für die DEL. Wir wollen da nicht der Lucky Loser sein. Aber das ist noch zu weit in die Zukunft geguckt. Ich glaube schon, dass sich Kräfte freisetzen lassen, um unseren Etat signifikant weiterzuentwickeln, wenn es so weit ist, dass wir sagen können: Nächste Saison können wir aufsteigen. Da setze ich auf den Ausbau unserer Partnerschaften. In den längerfristigen Verträgen stehen Optionen für Erste und Zweite Liga meist auch schon drin.
Wie viele Mitbewerber erwarten Sie im Kampf um den Aufstieg?
KRÄMER: Aktuell haben fünf, sechs Clubs eine entsprechende Bürgschaft erbracht. Das könnte sich dann in einer ähnlichen Größenordnung bewegen. Man braucht bestimmte Voraussetzungen, muss die Halle dazu haben, der Spielklasse angemessene Kapazitäten bereithalten, VIP-Bereiche und ähnliches. Und das andere ist der Spieleretat. Aber in der Aufstiegssaison kann auch ein Club Meister werden, der die Rahmenbedingungen nicht erfüllt. Dann steigt halt keiner auf.
Was hätten Sie gemacht, wenn die Aufstiegsregelung geplatzt wäre?
STRACKE: Dann hätte man sich weiter Gedanken über Alternativen machen müssen. Seit zwei Jahren bewerben wir uns regelmäßig zum 15. Februar als Nachrücker, wenn oben jemand nicht mehr möchte oder nicht mehr kann. Aber das ist kein planbares Szenario. Wobei sich die Planbarkeit eines sportlichen Aufstiegs auch in Grenzen hält. Aber uns ist schon ein Stein vom Herzen gefallen, dass der Auf- und Abstieg eingeführt wurde. Da haben einige hinter den Kulissen sehr viel gearbeitet. Die gesamte DEL 2, alle Clubs haben an einem Strang gezogen, ein Selbstläufer war diese Verzahnung auf keinen Fall. Da zeigt sich, dass man Mammutprojekte erfolgreich umsetzen kann. Das gibt uns Energie und den Glauben daran, dass auch das Thema Multifunktionsarena genauso weitergeht, wie es uns die Stadt versprochen hat.