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Gelbe Helme, blanke Brust

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Besuch vom Oberbürgermeister: Gesellschafter Andreas Stracke (links) und Manager Franz-David Fritzmeier (rechts) mit Mike Josef während der Löwen-Stadtrundfahrt.
Besuch vom Oberbürgermeister: Gesellschafter Andreas Stracke (links) und Manager Franz-David Fritzmeier (rechts) mit Mike Josef während der Löwen-Stadtrundfahrt. © Jan Huebner

Große Löwen-Sprünge sind am Ratsweg auch wirtschaftlich kaum möglich, an kleinen Schritten aber wird emsig gearbeitet

Frankfurt -Der gelbe Helm ist das vielleicht sichtbarste Zeichen einer Veränderung. Lotto Hessen ist als Sponsor von den Hosen der Frankfurter Löwen auf den Kopfschutz umgezogen, ein Wechsel mit Signalfarbenwirkung - und einem gewissen Aufschlag für die Kasse des weiterhin einzigen hessischen Vertreters in der ersten Klasse des deutschen Eishockeys, immerhin. „Es ist gut, dass wir eine stabile und breite Partnerbasis haben“, sagt Andreas Stracke, der für Marketingfragen zuständige Löwen-Gesellschafter, und: „Wir sind natürlich nach wie vor darauf angewiesen, dass unsere Vermarktung funktioniert.“

Bei allem Einsatz von Stracke und Co. ist das bisweilen ein schwieriges Geschäft, trotz der Erfolgsgeschichten in der jüngeren und jüngsten Löwen-Vergangenheit, das lässt sich an einem anderen Teil der Ausrüstung erkennen: Die Brust der Löwen-Trikots ist weiter blank, noch immer wird ein neuer Hauptsponsor gesucht - im inzwischen dritten Jahr. Wobei der markante Löwenkopf beim Trikotdesign etwas nach unten gerutscht wurde, um genug Platz zu lassen, für den Fall der Fälle.

„Wir sind in vielen Gesprächen mit potenziellen Kandidaten, aber der passende war noch nicht dabei“, erklärte der geschäftsführende Gesellschafter Stefan Krämer unlängst den „Eishockey News“. Klar sei: „Wir verramschen unsere Brust nicht. Wir suchen den einen Richtigen, und ich bin überzeugt, dass wir ihn finden.“ Schließlich seien die Löwen in Frankfurt nach der Eintracht attraktivste Produkt.

Tatsächlich waren gerade die vergangenen beiden Jahre eigentlich beste Löwen-Werbung. Zunächst mit dem bemerkenswert souveränen Aufstieg, mitsamt der historischen Play-off-Bilanz zum Abschied aus der DEL 2: zwölf Spiele, zwölf Siege. Und dann eine erste erstklassige Frankfurter Eishockey-Saison nach zwölf Jahren Abstinenz, die an für einen Aufsteiger guten Ergebnissen und emotionalen Erinnerungswerten, an Spektakeln und stimmungsmäßigen Eskalationen im altehrwürdigen Charme der regelmäßig ausverkauften Eissporthalle am Ratsweg kaum mehr hätte bieten können. Gewiss wäre das beispielsweise für eine der vielen Banken am Finanzplatz Frankfurt eine gute Gelegenheit gewesen, die Wucht der Löwen-Marke mitzunehmen und sich auf die Brust zu setzen. Aber noch ist ja Platz.

Für den die Liga übertragenden Sender Magenta-Sport ist Frankfurt als Großstadtclub mit seinem traditionellen und leidenschaftlichen Umfeld in jedem Fall ein Zugpferd. Attraktivität lässt sich auch an Zahlen messen, etwa mit durchschnittlich fast 5800 Zuschauern: Fünfter Platz in der DEL, nur die vier großen Arenen in Köln, Mannheim, Berlin, Düsseldorf verbuchten mehr, die Löwen waren die Besten vom Rest. In diesem Sommer sind fast 2400 Dauerkarten verkauft, ein Rekord. „Das Thema Zuschauer ist weiterhin sehr positiv“, sagt Gesellschafter Stracke. „Das hat man schon beim Test gegen Kassel gesehen, als fast 5000 Zuschauer in die Halle kamen, trotz der sommerlichen Temperaturen.“

Gleichzeitig bleibt die Eissporthalle eine Entwicklungsbremse, „da stoßen wir an Grenzen“, weiß Stracke. So lange man nicht eines Tages vielleicht tatsächlich in eine neue, moderne Spielstätte umziehen kann, sind kaum größere Sprünge möglich, Aber kleine Schritte, daran wird emsig gearbeitet. Den Etat bezifferte Krämer in den „Eishockey News“ mit 8,7 Millionen Euro, das wären immerhin 300 000, 400 000 Euro mehr als in der vergangenen Saison. Weil der eine oder andere etwas mehr bezahlt, siehe Lotto, neue Partner hinzukommen und auch mal ein alter zurückkommt, da macht sich die fleißige Pflege der Unternehmensbeziehungen bezahlt. Wozu auch gehört, dass die sogenannte Event-Lounge am Ratsweg „nun auch für exklusive Meetings und Tagungen zwischen den Heimspieltagen zur Verfügung steht“, wie eine Club-Mitteilung verkündet. Das gebe die Richtung vor, die sich die Löwen vorgenommen hätten: „Ein wichtiger und nicht mehr wegzudenkender Partner für Netzwerke in Business und Gesellschaft in Frankfurt und der Region“, wie es weiter heißt.

Was sich Andreas Stracke wünscht, abseits rein wirtschaftlicher Fragen? „Dass wir bei Heimspielen wieder viel Freude haben an einer kämpferischen Löwen-Truppe, die um jeden Punkt fightet.“ Neuerdings eben mit gelben Helmen.

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