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Heimspiel in nationalem Auftrag

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Von: Markus Katzenbach

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Erst beim Deutschland-Cup im DEB-Einsatz, jetzt vor einem speziellen Frankfurter Heimspiel: Dominik Bokk.
Erst beim Deutschland-Cup im DEB-Einsatz, jetzt vor einem speziellen Frankfurter Heimspiel: Dominik Bokk. © IMAGO/Sven Simon

Ein ungewohntes Gefühl: In der Löwen-Heimat ist Dominik Bokk im Einsatz für die Nationalmannschaft. Der junge Frankfurter will sich für die WM empfehlen.

Frankfurt -Die Eissporthalle am Ratsweg sieht jetzt anders aus. Die Bandenwerbung ist abgeräumt, das Eis zieren andere Sponsorenlogos, nur einer ist mittendrin, den man auch sonst übers Eishockey-Jahr dort sieht: Dominik Bokk, nur eben nicht mit den Kollegen von den Frankfurter Löwen, sondern unter anderen mit Marcel Noebels, dem Starstürmer der Berliner Eisbären. „Erstmal ein bisschen komisch“, findet das der junge Löwen-Angreifer, „das ganze Jahr gegen die zu spielen und dann ein Team und auch zusammen in unserer Kabine zu sein“. So ist das in dieser Woche, in der die deutsche Nationalmannschaft zu Gast in der Löwen-Heimat ist, mit immerhin einem Lokalmatador, auf den man in Frankfurt sehr stolz ist. Eines hat er schon festgestellt: „Jeder fühlt sich wohl hier, jeder hat Spaß“, meint Bokk, „das ist das Wichtigste“.

Für die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) beginnt am Ratsweg der Anlauf zur Weltmeisterschaft in Tampere und Riga vom 12. bis 28. Mai, noch ist es ein weiter Weg. Und auch ein Neuanfang, mit einem alten Bekannten aus der Szene als neuem Bundestrainer und Nachfolger von Toni Söderholm. Harold Kreis, bis zu deren Saisonende nach der DEL-Hauptrunde für die Schwenninger Wild Wings tätig, hat seine für diesen ersten Teil der Vorbereitung Auserwählten von Ostermontag bis Samstag in Frankfurt versammelt, es sind auch Tage des näheren gegenseitigen Kennenlernens in dieser Konstellation. „Ich habe das Gefühl, nachdem ich die Mannschaft gestern erstmals gesehen habe, dass alle froh sind, wieder aufs Eis zu dürfen. Alle sind sehr motiviert, so viel möglich in diese erste Phase zu packen“, berichtete der 64-Jährige am Dienstag.

So viel Neues will Kreis gar nicht machen im Vergleich zu Söderholm, „den einen oder anderen Akzent setzen“. Und dabei das, was man im Training erarbeitet, so schnell wie möglich umsetzen. Umso wichtiger sind für ihn die Tests gegen Tschechien am Donnerstag (19.30 Uhr) in Kassel und am Samstag (17 Uhr/beide Magenta-Sport) in Frankfurt.

Wie üblich im Vorlauf zu Weltmeisterschaften ist die erste Auswahl eine vorläufige. „Die Mannschaft wird beim Abflug nach Finnland eine andere sein als jetzt“, weiß Kreis. Noch fehlen Stars aus der NHL und Spieler von den DEL-Halbfinalisten. Bei den Tschechen werden kaum mehr als vier oder fünf aus dem derzeitigen Team mit zur WM fahren, bei den Deutschen dürften es ein paar mehr sein. Allein wegen des sensationell frühen Scheiterns der Berliner Meister, von den Frankfurter Aufsteigern gar aus den Play-offs verdrängt. So sind schon sechs Eisbären am Ratsweg, Noebels ist der bekannteste.

Am Dienstag bildet er im Übungsbetrieb eine Reihe mit Dominik Bokk, trainiert Pass- und Laufwege, auch Spielsequenzen übers ganze Feld. Für den 23-jährigen Frankfurter ist es „immer cool, mit der Nationalmannschaft zusammenzukommen“. 2019 mischte er schon in einer WM-Vorbereitung mit, machte ein halbes Dutzend Länderspiele, als Supertalent und hoch gehandelte Verpflichtung aus der Superstarliga NHL. Nach einer Talsohle ist seine Karriere in Hessen, unfern der Schweinfurter Herkunft, wieder in Schwung gekommen, so hat man sich das erhofft. Mit den Löwen mischte er die Liga auf, im November war er beim Deutschland-Cup schon im DEB-Einsatz.

„Dominik hat einen ausgeprägten Sinn für die Offensive, er weiß, wo er sich aufzuhalten hat, um in Schussposition oder an den Nachschuss zu kommen. Das ist Intuition, das hat man oder man hat es nicht“, lobt Kreis. Auch für Bokk geht es jetzt darum, sich für die WM zu empfehlen. Die Chancen dürften gut stehen, eine Selbstverständlichkeit ist es nicht - auch nicht für einen, der Topscorer in der ganzen DEL war, ehe ihn eine inzwischen auskurierte Schulterverletzung im Hauptrunden-Endspurt ausbremste.

„Für Deutschland zu spielen ist immer eine Ehre, eine WM ist noch größer. Das wird lange im Kopf bleiben“, meint er. „Ich werde alles dafür tun.“ Angefangen in Frankfurt, das ihm zur Heimat geworden ist, mit einem ganz eigenen Heimspiel in der speziellen Ratsweg-Stimmung, nun im nationalen Auftrag. „Jeder weiß, wie es ist, hier zu spielen“, sagt Dominik Bokk und denkt an Samstag, in gewohnter Halle und gewohnter Kabine, nur mit anderen Kollegen: „Das wird mega.“

Aus dieser Begegnung soll eine Tradition werden

In Frankfurt bemüht man sich in diesen Tagen sehr, ein guter Gastgeber für den Besuch in Sachen Eishockey zu sein. „Für zwei Mannschaften“, wie Hendrik Ansink betont. Nicht nur für die deutsche Auswahl, auch für die tschechische. „Wir haben das Beste dafür gemacht, dass sie sich wohlfühlen, damit sie gerne wiederkommen“, erläutert er. Am liebsten wäre es dem Vorsitzenden des Eishockeyverbandes Hessen nämlich, aus der internationalen Begegnung an diesem Samstag am Ratsweg eine Tradition zu machen und jedes Jahr in Frankfurt ein Länderspiel gegen Tschechien zu veranstalten. Die Vorfreude auf das erste dieser Art ist in jedem Fall groß. „Es ist ein tolles Gefühl, dass wir nach zehn Jahren wieder ein Länderspiel hier haben“, sagt Ansink.

Die Vergabe der beiden Tschechien-Tests in der WM-Vorbereitung nach Frankfurt und am Donnerstag nach Kassel ist auch „Anerkennung für den hessischen Verband, der tolle Arbeit leistet“, wie Peter Merten als Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes beim Pressetermin am Dienstag an der Eissporthalle erklärte. Für beide Spiele wurden schon knapp 4000 Karten verkauft.

Merten hob insbesondere das hessische Engagement im Nachwuchs und bei den Frauen hervor, aber auch bei den Profi-Männern gibt es ja spannende Entwicklungen. Nicht nur beim erfolgreichen DEL-Aufsteiger Löwen Frankfurt, dem Ansink seit jeher eng verbunden ist, auch in Bad Nauheim und Kassel, deren Halbfinal-Duell in der DEL 2 gerade mit einem sensationellen Bad Nauheimer Sieg endete.

„Beide empfehlen sich sehr für den Aufstieg“, sagte Ansink. Gemeinsam mit Merten, wie er im DEL-2-Aufsichtsrat, setzt er sich dafür ein, dass jeder Zweitligist aufsteigen darf, weniger abhängig von strukturellen Fragen wie jetzt. „Das darf nicht an der Halle scheitern“, sagt Ansink. Gleichwohl ist der Bau von Sportstätten wichtig für die Zukunft, nicht für Profis, auch für den Nachwuchs. In Kassel und Wiesbaden sei man schon recht weit, so Ansink. Während im Frankfurter Raum, wo ein großes Leistungszentrum entstehen soll, und Bad Nauheim fleißig geplant wird. Es geht voran im hessischen Eishockey, auf vielen Baustellen.

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