Nur ein kurzes Hochgefühl

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, das gilt aktuell in besonderem Maße für die Frankfurter Löwen. Binnen 48 Stunden zeigten sie in der Zweiten Eishockey-Liga (DEL2) ihre zwei Gesichter.
Noch am Freitag weckten sie bei ihren Fans Frühlingsgefühle mit dem überzeugenden 4:0-Sieg vor 7000 Besuchern im Derby gegen die Roten Teufel aus Bad Nauheim. Auf der Homepage der Löwen wurde gar euphorisch von einer erfolgreichen „Teufelsaustreibung“ geschwärmt. Doch das Hochgefühl hielt nur bis Sonntag, 19.33 Uhr. Denn ab diesem Zeitpunkt kassierten die Frankfurter bei den Ravensburg Towerstars im Mittelabschnitt vier Tore binnen acht Minuten und leiteten damit die 3:4-Niederlage ein.
Nun kann man grundsätzlich in Ravensburg durchaus verlieren, die Oberschwaben sind Tabellenvierter und schafften es am Freitag sogar, in Kassel einen 0:4-Rückstand noch in einen Sieg umzuwandeln. Aber es war wieder einmal das „Wie“, das „Trainager“ Rich Chernomaz zur Verzweiflung brachte. Vor dem Derby hatte der Kanadier, der seit Weihnachten Manager und Trainer in Personalunion ist, gefordert, trotz aller Emotionen „den Kopf einzuschalten.“ Gegen die Nachbarn aus der Wetterau gelang dies in überzeugender Manier: „Wir haben es zum ersten Mal geschafft, über 60 Minuten unsere Fehlerquote kleinzuhalten.“ Mit dieser Basis konnten die Löwen die Roten Teufel in die Knie zwingen, dem Spiel mit gutem Forechecking ihren Stempel aufdrücken und auch die Torchancen nutzen.
In Ravensburg dagegen reichten 52 gute Minuten nicht. Eine Frage der „3 K“: Konzentration, Konstanz und Kaltblütigkeit. Durch ihre 1:0-Führung aus dem ersten Drittel, als Kris Sparre traf, hatten die Löwen eigentlich eine gute Ausgangsposition. Doch dann kassierten sie früh zwei unnötige Strafzeiten und prompt zwei schnelle Gegentore. Gegen Bad Nauheim war das Unterzahlspiel der Löwen noch ihre große Stärke, sie ließen selbst bei „Drei gegen Fünf“ kein Tor zu. Doch es scheint zu den ungeschriebenen Gesetzen im Eishockey zu gehören, dass je dümmer eine Strafe ist, um so sicherer ein Gegentor fällt. Plötzlich war die Konzentration weg, die Mannschaft fiel in alte Muster zurück, Ravensburg legte schnell zwei Treffer zur 4:1-Führung nach. Die gute Chance auf einen Auswärtssieg war binnen wenigen Minuten praktisch zunichte gemacht.
Zwar war noch nicht alles verloren, da die Löwen nach Sparres 2:4 (46.) wieder besser ins Spiel kamen. Doch in der Folgezeit fehlte ihnen die Kaltblütigkeit, die ersatzgeschwächten Gastgeber mit einem zeitnahen Anschlusstreffer unter Druck zu setzen. Der fiel dann zwar noch, doch Kris Sparres drittes Tor 26 Sekunden vor dem Ende kam schlichtweg zu spät, um das Ruder noch einmal herumzureißen.
Mehr investieren
Nach dem Sieg gegen Bad Nauheim hatte Chernomaz über die Mannschaft gesagt: „Wenn sie wollen, dann können sie auch.“ Nun ist der Umkehrschluss, dass das Löwen-Ensemble in Ravensburg nicht den letzten Willen an den Tag gelegt hat, vielleicht nicht fair, zumindest nicht belegbar.
Möglicherweise liegt die Wahrheit aber auch in der Mitte: Für mehr Konstanz muss man halt einfach auch mehr Willen investieren. Jedenfalls haben die Löwen mit der Niederlage nicht nur den Sprung auf Rang vier verpasst, sondern auch, sich ein Polster auf Platz sieben zu verschaffen. Als Sechster würden sie die direkte Playoff-Qualifikation erreichen, als Siebter müssten sie in die Pre-Playoffs. Dort steht aktuell Rosenheim und hat nur noch vier Punkte Rückstand auf Frankfurt.
(goh)