Löwen-Abend mit Erinnerungswert

Die Frankfurter Aufsteiger erkämpfen sich in einem stimmungsvollen Derby gegen Mannheimer Meisterschaftsanwärter doch noch einen Punkt. Die Fans feiern ihre Löwen für eine Charakterleistung in einem lange ersehnten Aufeinandertreffen.
Frankfurt -Es gab in der Eissporthalle am Ratsweg schon den einen oder anderen äußerst stimmungsvollen Abend, seit die Frankfurter Löwen in die erste Klasse des deutschen Eishockeys aufgestiegen sind. Den sensationellen Sieg gegen die Meisterschaftsanwärter von Red Bull München Ende September etwa, da schien beim erfolgreichen Penaltyschießen fast das Hallendach wegzufliegen. Kaum ein Trainer oder Spieler, der als Gast im Frankfurter Osten bisher nicht die besondere Atmosphäre in der Löwen-Heimstätte rühmte, doch dieser schnöde Dienstagabend unter der Woche übertraf nun noch einmal alles, wie zu erwarten. Kein Zufall auch, dass die Halle mit 6990 Zuschauern erstmals in dieser Saison ausverkauft war: Dieses Spiel, den Empfang der alten Erzrivalen von den Adlern Mannheim, hatten die Löwen-Fans ersehnt wie kein anderes, in zwölf unterklassigen Jahren, und nicht nur sie, auch die Mannheimer.
„Wir Spieler und die Fans haben darauf gewartet. Das ist das Derby schlechthin in der Deutschen Eishockey Liga“, schwärmte David Wolf, langjähriger Adler-Nationalspieler und Sohn von Löwen-Legende Manfred „Mannix“ Wolf, in der ersten Drittelpause bei Magentasport und vergaß nicht zu betonen: „Deshalb wollen wir auch gewinnen.“ Das gelang am Ende auch, aber erst nach einer späten, spektakulären Wendung, mit der sich die aufopferungsvoll kämpfenden Frankfurter noch einen Punkt verdienten und erst nach Penaltyschießen mit 3:4 (1:1, 0:1, 2:1/0:1) verloren - durchaus ein Löwen-Erfolg, angesichts der Klasse des Gegners und der eigenen Ausfallliste.
Wie wichtig dieses Duell auch unter Adlern ist, hatte schon das erste Treffen in Mannheim Ende Oktober gezeigt. Da war die große SAP-Arena ausnahmsweise einmal ausverkauft, und hoch motivierte Adler-Stars zeigten beim standesgemäßen 5:1 ihre ganze Klasse. Für die Löwen war das im 16. DEL-Spiel nebenbei die erste Niederlage mit mehr als einem Tor Unterschied gewesen, eine bemerkenswerte Bilanz für einen starken Liganeuling. Bitterer noch: In Mannheim begann die heftige, immer noch andauernde Verletzungsserie. Beim Wiedersehen fehlte immerhin nur noch ein halbes Löwen-Dutzend: Carson McMillan biss auf die Zähne, Goalie Jake Hildebrand kehrte ins Tor zurück - erstmal für ein intensives, flottes erstes Drittel. Sogar mit leichten Löwen-Vorteilen und einer Frankfurter Führung, dank einer Einzelleistung des stärker werdenden David Elsner (9. Minute), auf der Tribüne jubelte Trevor Erhardt. „Wie zu meinen Zeiten“, freute sich Erhardt, noch eine Löwen-Legende, die vielleicht größte überhaupt, über die Eissporthallen-Atmosphäre.
Mannheim indes schlug zurück, durch Liga-Topscorer Matthias Plachta (20.) und im Powerplay mit Nigel Dawes (27.), und war fortan die bessere Mannschaft, Plachta traf erneut (44.). Die gebeutelten Frankfurter verloren den Zugriff gegen den souveränen Favoriten, erstmals drohte in der bislang so guten Saison eine dritte Niederlage in Folge, nach den achtbaren, aber verlorenen Auftritten gegen Straubing daheim im Penaltyschießen und in München, mitten in einem vollgepackten Programm voller Branchengrößen - und dann vollbrachten die verbliebenen Löwen mit letzter Kraft doch wieder ein kleines Wunder, wie schon so oft in dieser Runde mit sechs Feldspielern, ohne Torwart.
Erst wurschtelten die Adler sich unter ihrem Druck den Puck selbst ins Tor, der Treffer ging auf Chad Nehrings Konto (59.). Und Jerry D’Amigo, der zweite fleißige Neuzugang, der sich so über seinen Patzer vor dem 1:1 geärgert hatte, glich tatsächlich aus, 23 Sekunden vor Schluss - und der Ratsweg erbebte vor Begeisterung. Die Fans peitschten die Spieler durch eine ekstatische Extraschicht, ehe im Shootout der Tabellenzweite Mannheim doch das bessere Ende für sich hatte. Kurz wurde es stiller ums Eis-Oval, ehe die Anhängern ihre Löwen für eine Charakterleistung feierten.
Schon am Donnerstag (19.30 Uhr) geht es in Köln weiter, wieder mit dem zuletzt gesperrten Ryan Olsen, am Sonntag (13.30 Uhr) dann zu Hause gegen kriselnde Berliner Meister, vielleicht mit Comebacks von Ryon Moser und Brett Breitkreuz. Die Reihen füllen sich langsam wieder. Für den Dienstag aber blieb ein tapfer errungener Punkt - und ein weiterer Löwen-Abend mit Erinnerungswert. „Das ist unglaublich“, berauschte Verteidiger Davis Vandane der Derby-Wahnsinn, „so etwas habe ich noch nie erlebt“.