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Löwen-Ausklang mit Gänsehaut

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Von: Markus Katzenbach

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Abschiedsbild von der Löwen-Familie für diese Saison - nach dem letzten Spiel gegen Düsseldorf, mitsamt einigen Löwen-Kindern und den Fans im Rücken.
Abschiedsbild von der Löwen-Familie für diese Saison - nach dem letzten Spiel gegen Düsseldorf, mitsamt einigen Löwen-Kindern und den Fans im Rücken. © Jan Huebner

Für ihre erstklassige DEL-Saison lassen sich die Frankfurter Aufsteiger zurecht feiern. Zumal man dieser Form auch nicht mehr zusammenkommen wird.

Frankfurt -Noch einmal wurde sich gegenseitig auf Schultern und Helme geklopft, umarmt, hier und da auch mit besonderer Rührung. Es war schließlich nicht einfach nur das Ende eines Spiels, sondern das einer ganzen Saison, und mehr noch: Für gar nicht wenige, die es von den Frankfurter Löwen weg- und weiterzieht an andere Orte, war es auch das Ende eines Lebensabschnitts. Weshalb es obendrein das Ende einer Mannschaft war, die so nicht mehr zusammenkommen wird. „Wir sind eine tolle Truppe und es gibt keine andere, mit der ich es lieber machen würde“, sagte ihr Kapitän Reid McNeill ein paar Minuten später am Mikrofon des übertragenden Senders Magenta-Sport, und er hätte auch die Vergangenheitsform wählen können zum Ausklang eines Frankfurter Eishockeyjahres mit viel Erfreulichem und voller Erinnerungswerte, für die ganze Löwen-Familie.

Die Fans hatten dafür ein gutes Gespür. Sie feierten ihre Mannschaft am Freitagabend schon in den letzten Minuten des zweiten Pre-Play-off-Spiels gegen die Düsseldorfer EG mit stehenden Ovationen, und als es vorbei war und das Ausscheiden damit besiegelt, machten sie einfach weiter - Gänsehautminuten in der Eissporthalle am Ratsweg, wie es über die Runde einige gegeben hatte, in der ersten Frankfurter DEL-Saison, zwölf Jahre nach der Insolvenz der Lions-Vorgänger.

Spitzenplätze bei der Spieler-Wahl

„Wenn wir vor der Saison erahnt hätten, dass wir als Aufsteiger so eine tolle Saison spielen, hätten wir das sofort unterschrieben. Wir haben viele tolle Spiele erlebt, viele Highlights, in einer hervorragenden Atmosphäre mit unseren Fans, die uns getragen haben“, fasste Sportdirektor Franz-David Fritzmeier zusammen und konnte bilanzieren: „Wir haben viele Spieler gehalten, um den Spirit weiterzutragen, und uns in der Spitze verstärkt. Der Plan ist aufgegangen.“

Was allgemeine Bestätigung fand, etwa bei der Wahl zum DEL-Spieler des Jahres, von Trainern, Managern und Kapitänen der Clubs sowie weiteren Fachleuten: Bei der Ehrung am Samstagabend landeten Carter Rowney und Dominik Bokk hinter dem Münchner Nationalstürmer Yasin Ehliz auf Platz zwei und drei. Bemerkenswert genug, und nicht wenige Experten waren der Meinung, die Auszeichnung hätte eigentlich Rowney gebührt - in jedem Fall wie Bokk eine herausragende Frankfurter Verpflichtung.

Dabei war die Vorbereitungszeit kurz gewesen auf das erstklassige Comeback. Bis fast Ende April hatte man wie in der DEL 2 gewohnt Play-offs gespielt, um souverän als Meister aufzusteigen. Diesmal fiel nun noch Schnee, als die Zuschauer die Halle verließen. „Auf der einen Seite sind wir glücklich, weil wir eine überragende Saison gespielt haben, wir sind angekommen in der Liga. Auf der anderen Seite ist es ungewohnt, weil die Saison so früh zu Ende ist“, meinte der geschäftsführende Gesellschafter Stefan Krämer und betonte in Bezug auf die Düsseldorf-Spiele: „Wir haben auch sehr deutlich vor Augen geführt bekommen, was uns fehlt, um den nächsten nötigen Schritt zu machen.“

Das betrifft sportliche Stellschrauben wie Taktik oder Spielstruktur, da ist noch Luft nach oben, aber vor allem auch wirtschaftliche Möglichkeiten. Diese sind am Ratsweg begrenzt. Ein größerer Sprung wird erst möglich sein, wenn eines Tages eine neue Halle stehen sollte - ein leidiges Löwen-Thema, wie inzwischen die Hauptsponsoren-Suche.

Das Grundgerüst für die neuen Löwen steht

Den Sponsoren-Etat hat Krämers Co-Gesellschafter Andreas Stracke verdoppeln können, aber immer noch keinen für die Brust gefunden, bei allem Einsatz ein schwieriges Geschäft. Dafür ist auf die Fans Verlass: Mit dem Hauptrunden-Schnitt von 5992 Zuschauern liegt man im Liga-Vergleich nur hinter den großen Arenen in Köln, Berlin, Mannheim und Düsseldorf. „Es war wichtig, dass die Fans in die Halle geströmt sind und die Emotionen hineingetragen haben“, sagte Stracke.

Die neue Mannschaft wird naturgemäß teurer, allein schon, weil man nicht wieder 16 Spieler aus der zweiten Klasse mitnehmen kann. Diesmal dürfte der Umbruch auch etwas größer ausfallen als voriges Jahr: Möglich, dass höchstens ein knappes Löwen-Dutzend bleibt, mehr als ein Dutzend geht. Einige waren nicht zu halten, wie Torwart Jake Hildebrand oder Verteidiger Kevin Maginot, die größere finanzielle und sportliche Möglichkeiten nach Berlin beziehungsweise Ingolstadt locken. Das neue Löwen-Grundgerüst aber steht schon: Mit der Weiterverpflichtung Rowneys und Bokks ist Fritzmeier wieder ein Coup geglückt, auch McNeill, Daniel Wirt und Brett Breitkreuz haben verlängert, mit öffentlichen Vollzugsmeldungen, weitere werden bald folgen.

Intern ist man längst weiter. Von vorerst etwa 25 Planstellen dürften nicht so viel mehr als sechs oder sieben noch frei sein, da ist zum Teil dann aber Geduld gefragt. „Wir sind nicht die ersten, die ins Regal greifen“, pflegt Fritzmeier zu sagen. Dieser Tagen stehen Abschlussgespräche mit den Spielern an, die Saison wird aufgearbeitet. Und gefeiert, am nächsten Freitag noch einmal mit den Fans. Unter sich taten das die Spieler nach der letzten Sirene gleich kräftig, wohlverdient. Erst in der VIP-Lounge vor der Halle, später in einem Club auf der Hanauer Landstraße. In dieser Löwen-Form kommt man schließlich nicht mehr zusammen.

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