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Löwen-Wahnsinn beim Meisterbesuch

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Löwen-Jubel in Berlin: Brett Breitkreuz (Zweiter von rechts) hat eine spektakuläre Aufholjagd mit dem 4:4 gekrönt.
Löwen-Jubel in Berlin: Brett Breitkreuz (Zweiter von rechts) hat eine spektakuläre Aufholjagd mit dem 4:4 gekrönt. © dpa

Nach Verlängerung verloren, aber moralischer Gewinner: Mit einer spektakulären Aufholjagd holt Frankfurt einen Punkt bei DEL-Champion Berlin.

Berlin -Als der Meisterbesuch nach 60 Minuten erstaunlicherweise noch nicht beendet war, hatten die Fans der Gäste dazu auch das passende Liedgut. „Löwen geben niemals auf“, sangen sie, und das hatten ihre Helden zuvor tatsächlich eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Mit einer Aufholjagd, wie man sie selbst in der an Wendungen reichen Welt des Eishockeys selten sieht, zwangen die Frankfurter Löwen das in den vergangenen beiden Jahren beste deutsche Team der ersten Klasse noch in eine Extraschicht. Und auch wenn das bessere Ende dann doch den Eisbären Berlin vorbehalten blieb, fühlte sich diese 4:5 (0:2, 0:2, 4:0/0:1)-Niederlage nach Verlängerung zumindest für Franz-David Fritzmeier „fast wie ein Sieg“ an. „Das“, sagte der Frankfurter Sportdirektor ob der besonderen Dramaturgie dieses Sonntagnachmittags, „wird uns viel positive Energie geben“.

Frank Mauer hingegen schüttelte hinterher, als der ganze Wahnsinn vorbei war, den Kopf. Ob er in seiner langen Karriere so etwas schon einmal erlebt habe? „Nicht allzu oft“, knurrte der routinierte Berliner Alt-Internationale im Interview beim Sender Magenta-TV. „Wir nehmen die Punkte mit, aber der Sieg war schmeichelhafte“, wusste er. Zwei statt drei Zählern gab es so nur für den Titelverteidiger, der immerhin erstmals gewann nach zwei enttäuschenden ersten DEL-Saisonspielen. Einen verdienten sich die Frankfurter Aufsteiger sensationell für das eigentlich nicht mehr für möglich gehaltene Unentschieden nach regulärer Spielzeit.

0:4 hatten sie vor dem letzten Drittel zurückgelegen, 4:4 stand es danach. „Ganz, ganz großer Respekt für die Mannschaft“, sagte Fritzmeier. „Hier so zurückzukommen, beim Meister, wo viele von unseren Jungs noch gar nicht gespielt haben, in dieser Atmosphäre, ist aller Ehren wert.“

Tapfer allein schon, dass sich die Löwen von dem hohen Rückstand nicht entmutigen ließen. Sie versuchten weiter ihr Glück, verkürzten durch den jungen Magnus Eisenmenger früh im Schlussabschnitt (42.) auf 1:4 und blieben am Drücker. Dass Dylan Wruck (52.) mit seinem ersten Saisontreffer das zweite Frankfurter Tor nachlegte, entsprach dem Spielverlauf und schuf die Grundlage für das späte Spektakel.

Natürlich hatte Headcoach Gerry Fleming seinen Goalie Jake Hildebrand gegen Ende für einen sechsten Feldspieler aus dem Tor genommen, dieses Risiko zahlte sich aus. Erst stocherte Brett Breitkreuz, in Überzahl wie gewohnt vor dem gegnerischen Tor parkend, den Puck über die Linie, da waren es noch 67 Sekunden. Und als Eisbären-Keeper Juho Markkanen einen Schuss nicht festhalten konnte, schnappte er sich wieder die Scheibe, kurvte um Markkanen herum, zum Ausgleich, 15 Sekunden vor Schluss - und die Löwen-Fans eskalierten, daheim oder in der von 10 230 Zuschauern besuchten Mercedes-Benz-Arena. Der Zusatzpunkt ging zwar an die Berliner, für die zuvor Kevin Clark (9) und Mauer (18.) in einem offenen ersten Drittel sowie Zachary Bochuk (28.) und Giovanni Fiore (32.) in einem einseitigen zweiten getroffen hatten, dank Julian Melchioris Tor in der zweiten Minute der Verlängerung. Moralische Gewinner aber waren die Löwen.

„Der Trainer hat uns gesagt: Bleibt bei unserem Plan: Scheibe tief, Scheibe aufs Tor, hart spielen“, berichtete Breitkreuz vom einfachen Rezept für die wundersame Wende, Fritzmeier zog schon weitere Lehren. „Wir müssen noch dazu lernen. Man hat gesehen, was passieren kann, wenn wir uns zu viele Strafzeiten und Unkonzentriertheiten leisten“, kritisierte er sanft den schwächeren zweiten Abschnitt, war aber sonst nur voller Lob. „Die Mannschaft hat wieder gezeigt, dass sie mithalten kann“, urteilte er, und vor allem: „Und sie hat gezeigt, welchen Charakter sie hat.“

Weiter geht es gleich am Dienstagabend (19.30 Uhr) in Nürnberg, bei vermeintlicher Konkurrenz im Kampf um den Klassenerhalt. Mit sieben Punkten aus vier Spielen stimmt die Startbilanz für dieses Löwen-Ziel. Und der Charaktertest ist auch schon spektakulär geglückt.

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