Für die Löwen wird es nach der Heimniederlage eng

Vor
Vor dem Spiel gab es erst einmal eine emotionale Szene. Manfred und Gerda Himmighofen wurden nach 52 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit für das Frankfurter Eishockey feierlich auf dem Eis verabschiedet. „Heute ist der Tag gekommen, um Abschied zu nehmen und das Ganze Jüngeren zu überlassen“, sagte der letztmalige Leiter des Schiedsgerichtes, begleitet vom donnernden Applaus der 5870 Zuschauer.
Der Jubel ebbte auch bei der Vorstellung der Löwen nicht ab. Bis auf die Dauerverletzten Antti Ore und Stefan Chaput fehlte auch Dennis Reimer, dessen Knie in Kassel nach einem mit nur zwei Minuten geahndeten bösen Check reichlich lädiert ist. Ob er in dieser Saison noch spielen kann, ist fraglich. Alle andere Frankfurter waren auf dem Eis. Und wild entschlossen, den Gleichstand in den Play-offs zu erreichen. Ein Riesen-Transparent mit der Aufschrift „Wir haben’s doch schon einmal von Platz 5 zur Meisterschaft geschafft“ sollte den Löwen den letzten Biss verleiten.
Und tat es zunächst auch. Erst 28 Sekunden waren gespielt, da stand es schon 1:0. Nach einer Puckeroberung in der eigenen Zone bediente David Cespiva geschickt Clarke Breitkreuz, der die Scheibe im richtigen Moment zum mitgelaufenen Lukas Laub passte, der Torwart Markus Keller keine Chance ließ. Nur 20 Sekunden später jubelten die Frankfurter erneut, da aber zuvor das Tor verschoben wurde, umsonst. Um den aufkommenden vielen Nickligkeiten der Huskies Herr zu werden, schickte Schiedsrichter Marcus Brill den hitzigen Alexander Heinrich für zwei Minuten in die Kühlbox.
Im Powerplay vergab Topscorer Nick Mazzolini, als er die nach einem harten Schuss von Matt Tomassoni vorm Tor frei liegende Scheibe nicht unter Kontrolle bekam. Die nächste Chance in Überzahl folgte sogleich: Wegen eines Stockschlags musste auf die Strafbank Jean-Michel Daoust. Ein unnötiges Foul von Clarke Breitkreuz beendete diese Vorteilsituation jedoch schnell. Daoust kehrte zurück und Kassel nutzte die kurze Überzahl zum 1:1-Ausgleich durch Thomas Merl (6.). Dann waren wiederum die Löwen in Überzahl. Mike Little musste wegen Beinstellens raus. Mazzolini scheiterte erneut im Slot, auch der harte Schuss von Tomassoni fand nicht den Weg ins Netz. Als Little schon an der Bande stand und auf dem Eis statt der Powerplayformation die dritte Reihe war, bediente David Brine den vorm Tor stehenden Nico Oprée, der sich dort besser als Mazzolini behauptete (9.). Nur Sekunden nach dieser Führung musste Clarke Breitkreuz erneut raus. Die Löwen verteidigten stark, keine Gefahr für Tyler Plante.
Von den ersten zehn Minuten wurden nur zwei mit voller Anzahl der Spieler absolviert. Das zeigte auch, wie emotionsgeladen dieses Derby war. Es ging so weiter. In der 13. Minute arbeitete Nils Liesegang an der Bande zu heftig mit den Händen und musste auch für zwei Minuten raus. Das Powerplay dauerte nur 19 Sekunden. Dann wurde der pfeilschnelle Richie Mueller vom Kasseler Heinrich nur durch Haken am Break gehindert, so dass 4 gegen 4 gespielt wurde. Wieder ein Fall für Mueller, doch sein Schuss nach dem Alleingang ging knapp daneben.
Als Brett Breitkreuz protestierte, weil er bei einer Aktion seines Bruders Clarke im Torraum stehen sollte, bekam er eine zehnminütige Disziplinarstrafe. Für zwei Minuten zum Abkühlen wurde Braden Pim geschickt, der Clarke Breitkreuz zu Fall brachte. Die Löwen spielten also erneut zwei Minuten in Überzahl. Diesmal mit Erfolg. Mazzolini erspähte vorm Tor Kris Sparre, der mit einer Direktabnahme auf 3:1 erhöhte. Lukas Laub vergab freistehend das 4:1, dann gab es eine Massenkeilerei vorm Tor der Schlittenhunde, die ohne Hinausstellungen endete. Dennoch sprachen die Referees im aufregenden ersten Drittel insgesamt 26 Strafminuten aus, am Ende des Spiels waren es 22+10+10 für Frankfurt und 16+10 für Kassel. In einem der wenigen Momente, in denen beide Teams im ersten Drittel vollzählig waren, vollendete der Kasseler Carter Proft in der 19. Minute einen Konter zum Anschlusstreffer.
Das zweite Drittel begann ähnlich wie das erste. Mit einem schnellen Tor, diesmal jedoch für Kassel (Jens Meilleur). Dann musste Oprée raus. Doch nun freuten sich nicht die Nordhessen, sondern die Einheimischen. Wie schon so oft entwischte Richie Mueller allen. Sein 4:3 war der neunte Frankfurter Saisontreffer in Unterzahl (23.). Die Freude dauerte jedoch nicht lange. Just, als die Löwen wieder vollzählig waren, haben sie schlecht gewechselt und das nutzte Eric Stephan zum Ausgleichtreffer. Und dem 4:4 ließen die Huskies die erstmalige Führung folgen. Ihr Torjäger Jamie MacQueen setzte sich bei einem Break energisch gegen Patrik Vogl durch und netzte gekonnt ein.
Die nun dominierenden Nordhessen blieben am Drücker, vor allem, weil sie wieder zweimal in Überzahl spielen durften. Zwei missglückte Befreiungsversuche von Mike Card sorgten für brenzlige Situationen, aber bestraft wurden sie nicht. Die Führung der Gäste war zu diesem Zeitpunkt verdient, weil sie spritziger, schneller und stocktechnisch besser waren. Zwei Minuten vor der Sirene brannte es vor Plante wieder lichterloh. Eine Strafe gegen Tomassoni wurde angezeigt, Kassel stürmte also mit sechs Mann. Plante ließ die Scheibe zweimal nach vorne abprallen, rettete dann aber mit den Schonern, so dass der Löwen-Verteidiger den Weg zur Strafbank und Kassel-Torwart Keller den zurück zwischen die Pfosten nehmen konnten.
Im Schlussdrittel ging es ständig hoch und runter. Richie Mueller kam freistehend vor Keller zum Schuss, der Keeper bekam seinen Fanghandschuh rechtzeitig hoch. Auch Marc Schaub und Kris Sparre gelang es nicht, den starken Keller zu überwinden. Dann ließen die Offensiv-Verteidiger Sturm und Tomassoni die Fäuste sprechen und bekamen 2+2+10 Minuten. Kurze Zeit später bevölkerte die Strafbank auch Löwen-Kapitän Vogl. Brett Breitkreuz hatte in Unterzahl den Ausgleich auf dem Schläger, sein ungehindertes Solo endete jedoch mit einem Fehlschuss. Und als beim Gegenangriff Plante die Beine nicht zusammen bekam, nutzte den Fehler Manuel Klinge zum entscheidenden 6:4 für die Gäste. Zweieinhalb Minuten vor dem Ende verließ Plante seinen Kasten. Die sechs Feldspieler konnten sich aber keine zwingende Chance erarbeiten.