Maximale Löwen-Ausbeute beim alten Erzrivalen

In Bietigheim gewinnen die Frankfurter DEL-Aufsteiger mit 2:1 und sammeln wichtige Punkte für Play-off-Hoffnungen - während der Tabellenletzte dem Abstieg entgegengeht.
Bietigheim -Zwischendrin flogen die blanken Fäuste. Arvin Atwal, Raubein in Diensten der Bietigheim Steelers, und David Elsner, der eigentlich gar nicht besonders rauflustige Stürmer der Frankfurter Löwen, hatten in der Nähe des Mittelkreises ihre Handschuhe von sich geworfen, um einen Zwist auf diese Weise fortzuführen, warum auch immer - was nach einem kurzen Intermezzo mit einem Bietigheimer Punktsieg in dieser Angelegenheit endete, sei es drum: In der eigentlich für den Freitagabend angesetzten Disziplin gewannen die Löwen mit 2:1 (1:0, 0:0, 1:1) bei den alten Zweitliga-Erzrivalen, und das war wichtig. Wenn die bislang insgesamt ja über dem Soll liegenden, zuletzt aber wenig erfolgreichen Aufsteiger in die Play-offs der ersten Klasse des deutschen Eishockeys wollen, müssen sie schließlich wieder anfangen, regelmäßig Punkte zu sammeln.
„Es war nicht unser bestes Spiel, aber wir sind drangeblieben und haben die drei Punkte“, urteilte Jerry D’Amigo, der den entscheidenden Löwen-Treffer beigesteuert hatte, und betonte deren Bedeutsamkeit: „Wir haben ein wichtiges Spiel gegen Augsburg verloren und haben heute dringend einen Sieg gebraucht.“
Unter gewissem Zugzwang hatten beide Mannschaften gestanden, die Bietigheimer noch mehr, mit dem Rücken zur Wand, mit dringendem Punktebedarf, um den Abstiegskampf nicht bald frühzeitig ganz zu verlieren. Die Löwen aber auch. Am Mittwochabend hatten sie eben daheim ohne Not Zähler liegen lassen, nach einer 2:0-Führung, die sie gegen den Tabellenvorletzten Augsburg noch verspielten und 3:5 verloren - während die Konkurrenz im Rennen um die letzten freien Play-off-Plätze gerade besser punktet: Die Schwenninger Wild Wings etwa hatten zum Auftakt des 47. Spieltags am Donnerstag überraschend bei den Mannheimer Adlern gewonnen, die Nürnberg Ice Tigers noch verblüffender am Dienstag bei den enteilten Münchner Spitzenreitern.
In Bietigheim wiederum brauchten die Gäste aus dem nicht allzu fernen Hessen nur 57 Sekunden, um zu treffen: Durch Carter Rowney, im Nachschuss nach einem Solo von Dominik Bokk, zur verdienten Löwen-Führung nach dem ersten Drittel. „Aber wir müssen hinten ein bisschen aufpassen“, warnte der Frankfurter Bietigheim-Experte Yannick Wenzel, bis 2021 selbst bei den Steelers, in der ersten Pause bei Magenta-Sport, und gab als Losung aus; „Wenn wir vorne weiter so Druck machen und hinten besser stehen, passt das. Die Kleinigkeiten richtig machen: Wenn wir richtig stehen, nicht nach vorne abhauen, dann lassen wir am Ende des Tages auch nicht so viele Chancen zu.“
Was in der Folge recht gut gelang. Wobei der Steelers-Sturm den Löwen, die darauf bedacht waren, diesmal nicht zu viele Gegentore zu kassieren, das in einer bisweilen zähen Begegnung auch nicht besonders schwer machte. Vor nur 2417 Zuschauern im Übrigen in der bis auf die Frankfurter Fans erstaunlich stillen Egetrans-Arena, die so viele hitzige und so viel lautere Aufeinandertreffen dieser Duellanten erlebt hatte, der Glaube an den Klassenerhalt erscheint im Ellental verständlicherweise nicht mehr groß.
Als D’Amigo (43.) im Powerplay traf, schienen die Löwen endgültig auf dem Weg zum Sieg, angesichts der Harmlosigkeit des Tabellenletzten - um es wieder unnötig spannend zu machen: Benjamin Zientek (50.) ließen sie genug Platz für den Anschlusstreffer, es wurde doch ein Nervenspiel. Carson McMillan und der ihn hart checkende Bietigheimer Guillaume Naud lieferten noch einen zweiten Boxkampf, Tore aber fielen nicht mehr, bald war es geschafft. Am Sonntag (19 Uhr) geht es für die Löwen zu Hause am Ratsweg weiter, gegen den Tabellenvierten Straubing Tigers. Erst einmal aber konnten sie sich auf der Heimfahrt aus Baden-Württemberg freuen über den vierten Sieg im vierten und letzten Saisonspiel gegen Bietigheim - und die maximale Ausbeute von zwölf Punkten gegen einen alten Lieblingsfeind, von dem sich die Wege bald wieder trennen werden.