Mit einem guten Gefühl in die Löwen-Pause

Goalie Cannata muss in Wolfsburg am Ende noch den Frankfurter Sieg festhalten. Verdient ist der Erfolg in jedem Fall - und tut gut, nach einigen knappen Niederlagen zuvor bei solchen Gelegenheiten.
Wolfsburg -Hinterher wussten alle Frankfurter Löwen, bei wem sie sich zu bedanken hatten. Die Stippvisite eines jeden nach der Schlusssirene beim Torwart wurde begleitet von einigen kräftigeren Schulterklopfen, Umarmungen und warmen Worte, Joe Cannata strahlte. Es wäre auch ärgerlich gewesen, hätte der Eishockey-Erstligist diesen - angesichts der Etatverhältnisse gewiss nicht erwartbaren - Sieg bei den Grizzlys Wolfsburg aus der Hand gegeben. Aber dafür stand ja Cannata zwischen den Pfosten, und etwas mehr als 30 Sekunden vor Schluss war tatsächlich am Ende eines sonst für ihn gar nicht so furchtbar arbeitsamen Sonntagnachmittags noch eine Monsterparade nötig: Einen Nachschuss des Wolfsburgers Matt White hatten viele schon im Tor gesehen, zum späten Ausgleich. Doch der Goalie zuckte irgendwie noch rechtzeitig nach links, gerettet.
„Das freut für mich sehr für Cannata“, sagte Sportdirektor Franz-David Fritzmeier. Und für alle Löwen. Das 4:2 (2:0, 1:0, 1:2) in Wolfsburg, bei dem Carter Rowney noch in letzter Sekunde zum Endstand ins leere Grizzlys-Tor traf, war das Ergebnis einer starken Mannschaftsleistung, wie Fritzmeier heraushob: „Nur so können wir Spiele gewinnen.“
Gerade in den Begegnungen mit etatmäßigen Spitzenmannschaften der ersten Klasse des deutschen Eishockeys hatte man in dieser Saison einige knappe Niederlagen hinnehmen müssen - zuletzt am Dienstag in Mannheim, wo ein Sieg verdient gewesen wäre, und am Freitag gegen Ingolstadt, als das Spiel trotz eines insgesamt weniger überzeugenden Löwen-Auftritts auch auf Frankfurter Seite hätte kippen können. Umso wichtiger, dass „wir das heute über die Bühne gebracht haben“, so Fritzmeier.
Absolut verdient, vom ersten Bully weg: Die Löwen dominierten bei einem Halbfinal- und heimlichem Titelanwärter lange, und sie trafen auch. Joe Cramarossa vollendete eine Traumkombination mit Nathan Burns und Cameron Brace (6.), Dominik Bokk (14.) veredelte seinen feinen Vorstoß, mit links, nur einer Hand am Schläger, aus ganz spitzen Winkel. „Keine Ahnung, wie der Puck dann vorbeikommt“, rätselte er selbst im Pausen-Interview bei Magenta-Sport. Nebenmann Rowney legte kurz vor Ende des zweiten Drittels das 3:0 nach, mit einem stramm abgeschlossen Solo, auch wichtig für die Löwen: Ihr erster Sturm, diesmal mit Eugen Alanov ergänzt, zeigte einen deutlichen Aufwärtstrend. „Sie haben es heute gut gemacht“, lobte Fritzmeier. Insgesamt funktionierten auch die diesmal etwas kräftigeren Reihenumstellungen. „Wir wollten frischen Wind reinbringen“, erklärte Co-Trainer Jan Barta, das klappte.
Spannend wurde es trotzdem noch mal. Kapitän Reid McNeill musste vier Mal auf die Strafbank - teilweise umstritten, auf jeden Fall unnötig, Und ein Mal zu viel: Andy Miele (45.) verkürzte im Powerplay. Die Löwen ließen Konterchancen liegen, Darren Archibald (58.) brachte Wolfsburg auf 2:3 heran. Und dann rettete Cannata einen Sieg, der vor der wegen des Deutschland-Cups anstehenden DEL-Pause besonders gut tut.
Wenn es in knapp zwei Wochen weiter geht, könnte der Löwen-Sturm im Übrigen weiter verstärkt sein. Julian Napravnik, lange ein Frankfurter Wunschkandidat, aber zur neuen Saison erst einmal in den USA geblieben, hat sich dem Vernehmen nach jetzt doch für ein Angebot aus Frankfurt entschieden. „Wir sind immer in Kontakt geblieben und auch jetzt in guten Gesprächen“, erklärte Fritzmeier, endgültig vollzogen allerdings ist noch nichts, dafür war es an der Zeit für eine kleine Zwischenbilanz. „Insgesamt ist das, wo wir jetzt stehen, sehr gut. Wir sind mehr als im Soll und haben vor allem den Abstand nach unten gehalten, das hat Priorität“, urteilte Franz-David Fritzmeier nach nun 18 Partien mit 26 Punkten, ehe er zufrieden in den Mannschaftsbus stieg: „Wir fahren mit einem guten Gefühl nach Hause.“