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Nachwuchspläne unter Löwen

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Von: Markus Katzenbach

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Mike Fischer Frankfurt und Adam Mitchell Frankfurt im Dialog beim Testspiel Adler Mannheim gegen
Junger Löwe, alter Hase: Mike Fischer (links) holt sich immer wieder Ratschläge von Kapitän Adam Mitchell. © imago/Eibner

Leon Hüttl und Mike Fischer dürfen sich mit der deutschen U 20 auf die WM vorbereiten, das spricht für den Jugendtrend bei den Frankfurter Löwen. Das Spitzentreffen der DEL 2 in Ravensburg indes verpassen sie.

Vor der Reise ins nächste Abenteuer gab es noch eine Überraschung, großes Kino am Mittwochmorgen. Wie immer hatten sich die Frankfurter Löwen am Ratsweg versammelt, um zu Trainingszwecken die Schlittschuhe zu schnüren. Stattdessen aber wurden die Puckjäger allesamt ins Kinopolis im Main-Taunus-Zentrum gekarrt, quer durch die Stadt, für eine Sondervorführung: „Bohemian Rhapsody“, der Film über die legendäre Band Queen. „Starker Film, gute Aktion“, meinte Leon Hüttl hinterher, als er dann im Auto Richtung Süden saß. Dem Mannschaftsgeist schließlich kann es nur helfen, ab und an auch mal einen Betriebsausflug außerhalb der Eisflächen zu unternehmen. Nach dem Kinobesuch indes trennten sich die Wege – während die Kollegen sich auf den DEL-2-Gipfel in Ravensburg am Freitagabend (20 Uhr) einstimmten, begann für Hüttl und auch für Mike Fischer eine andere Mission: Sie bereiten sich mit der deutschen U-20-Nationalmannschaft auf die Heim-Weltmeisterschaft in Füssen vor.

Vom 9. bis 15. Dezember sind Österreich, Norwegen, Lettland, Weißrussland und Frankreich die Gegner in diesem Turnier der Division 1A, der Sieger klettert in die erste Liga. Keine Frage für Franz-David Fritzmeier: „Das Ziel kann für Deutschland nur der Aufstieg sein. Die Mannschaft ist gut besetzt.“ Für den Frankfurter Sportdirektor ist es eine Auszeichnung, dass sich darunter zwei seiner Löwen befinden: Fischer wohl sicher, und auch Hüttl werden gute Chancen eingeräumt, bei der endgültigen Nominierung nächste Woche dabei zu bleiben. Zwei Festangestellte des Frankfurter Eishockey-Zweitligisten bei einem großen Nachwuchsturnier? Daran war in der Vergangenheit kaum zu denken. Gegenwärtig stehen Hüttl und Fischer so auch beispielhaft für den neuen Löwen-Weg in eine ersehnte erstklassige Zukunft.

Wie dieser aussehen soll, beschreibt Fritzmeier nebenbei, wenn er über die Aufgabe bei den Ravensburg Towerstars spricht, den Tabellenführern, die zweitplatzierte Frankfurter zum Spitzentreffen der zweiten Klasse empfangen. „Wir wollen natürlich näher heranrücken an Ravensburg, aber der Vergleich hinkt ein bisschen“, meint er: „Sie leben für den Moment, wollen jetzt Meister werden und machen da auch sehr gute Arbeit. Wir müssen beides schaffen: Jetzt erfolgreich sein – und uns gleichzeitig so weiterentwickeln, dass wir in der Lage, dem Stand zu halten, was da kommt, wenn das Ziel Aufstieg irgendwann erreicht ist. “

„Ein großer Faktor“

Vieles ist am Ratsweg schon ausgerichtet auf 2021, wenn sich die Tür in die oberste Etage wieder öffnet. Dafür hat man das Trainertrio Matti Tiilikainen, Marko Raita und Valtteri Salo angeheuert und einen entwicklungsfähigen Kader zusammengestellt, mit verheißungsvollen Talenten, neben erfahrenen Anführern wie Kapitän Adam Mitchell. „Als Franz Fritzmeier mir erzählt hat, dass drei junge finnische Trainer kommen, war ich sehr überzeugt, weil ich weiß, was in Finnland für die Jugend geleistet wird“, meint Mike Fischer. „Für mich als junger Spieler ist es wichtig, dass ich eine gute Ausbildung bekomme, genug Eiszeit, das Vertrauen von den Trainern.“ Hüttl sagt: „Ich wusste, dass wir junge Trainer bekommen, die auf junge Spieler setzen. Das war ein großer Faktor bei der Entscheidung für Frankfurt.“

Das half Fritzmeier bei den Verhandlungen, einfach war es trotzdem nicht. Bei den U-20-Mitspielern hat Fischer schon gehört, wie interessiert DEL-Clubs daran sind, junge Hoffnungen unter Vertrag zu nehmen. Auch wenn sie vielleicht erstmal anderswo geparkt werden, wie der zuletzt in Bad Nauheim auftrumpfende, aber bei der Düsseldorfer EG angestellte Torwart Hendrik Hane, ebenfalls im vorläufigen WM-Kader. In den nächsten Jahren werden U-23-Spieler besonders wichtig für die Vereine, da im Zuge der Nachwuchsförderung die Zahl älterer Profis auf dem Spielberichtsbogen schrittweise auf 16 begrenzt wird. Darunter würden auch der jetzt 18-jährige Hüttl und der ein Jahr ältere Fischer noch fallen, sollten die Löwen 2021 aufsteigen.

Die Löwen-Kultur vorleben

Der Jugendtrend hat verschiedene Facetten. „Wir wollen Spieler in der eigenen Stadt entwickeln, die irgendwann für uns Stammspieler in der DEL sein können, die uns auch helfen, eine Löwen-Identität aufzubauen und die Vereinskultur vorzuleben“, erklärt Fritzmeier. „Dafür muss man jetzt schon planen.“ Und früh dran sein. Der Bad Tölzer Verteidiger Hüttl hat einen Vertrag über drei Jahre, der Heilbronner Stürmer Fischer über deren zwei, beide ohne Ausstiegsklausel. Jetzt wäre das kaum noch möglich – weil beide gleich in ihren ersten Löwen-Monaten derartige Leistungssprünge gemacht haben, dass sie noch begehrter geworden sind.

„Sie haben sich gut entwickelt, es ist auch gut mit ihnen gearbeitet worden“, betont Fritzmeier. Und beide haben viel mehr Eiszeit bekommen, als sie selbst erwartet hätten. Hüttl hat höchstens ein, zwei Spiele nicht oder nicht voll bestritten, Fischer war in jeder der bisherigen 22 Partien im Einsatz – zuletzt in der vierten Reihe mit den Eisenmenger-Brüdern Max und Magnus, weitere Beispiele für die Nachwuchspläne der Löwen, nur nicht mit so langen Arbeitspapieren ausgestattet. Zudem ist der eine etwas zu alt und der andere noch nicht lang genug in Deutschland am Puck, um gerade bei der U 20 mitzumischen. Dafür sind die Eisenmengers heute in Ravensburg dabei, anders als Hüttl und Fischer.

Deren Fehlen glaubt Fritzmeier verkraften zu können. „Sie sind zwar wichtige Spieler für die Zukunft, aber jetzt noch nicht so entscheidend.“ Zumal es mit dem lange verletzten Antti Kerälä nun eine erfahrene Sturm-Alternative gibt. Der nächste Betriebsausflug ist auch schon geplant: An ihrem ausnahmsweise spielfreien Sonntag besuchen die Löwen die Eintracht-Fußballer beim Bundesliga-Kick gegen Wolfsburg, diesmal nicht ganz geschlossen: Leon Hüttl und Mike Fischer haben anderes vor.

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