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Neue Herausforderung in der Heimat

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Mit Löwen-Kopf auf dem Unterarm, das passt: Julian Napravnik geht jetzt in Frankfurt aufs Eis.
Mit Löwen-Kopf auf dem Unterarm, das passt: Julian Napravnik geht jetzt in Frankfurt aufs Eis. © Löwen

Julian Napravnik zieht es nach sieben USA-Jahren heimwärts. Sein Löwen-Engagement soll und könnte eine „Win-Win-Situation“ für alle Beteiligten sein.

Frankfurt -Ein Lächeln hat Julian Napravnik im Gesicht, etwas müde aber schaut er schon aus. Jedenfalls auf dem Foto, das die Frankfurter Löwen mitsamt der Verkündung seiner Verpflichtung verschickten. Es sind schließlich spannende, aber auch vollgepackte Tage für den 26-jährigen Eishockeyspieler, gebürtig aus Bad Nauheim, in Ilbenstadt verwurzelt, der nun unweit des Elternhauses seine nächste Herausforderung findet. „Ich freue mich auf ein neues Kapitel in meiner Karriere“, sagt Napravnik in der Löwen-Mitteilung, und: „Umso mehr, wieder in meiner Heimat vor Freunden und Familie zu spielen“.

Tatsächlich könnte das für alle Beteiligten eine „Win-Win-Situation“ sein, wie es Franz-David Fritzmeier formuliert. „Uns fehlen schon etwas reifere Spieler in dem Alter, die das Potenzial haben zu Top-Spielern“, erklärt der Sportdirektor. Zumal solche mit deutschem Pass. Und für Napravnik, der lange in den USA für seinem Traum von der Superstarliga NHL kämpfte, war es an der Zeit, sich anderweitig zu orientieren. „Das heißt nicht, dass er seinen Traum aufgeben muss“, meint Fritzmeier, „er geht nur einen anderen Weg“.

Davon, dass der Löwen-Weg richtig ist für seine Neuverpflichtung, ist der Manager überzeugt. Gut hätte der einstige Junioren-Nationalstürmer, 2022 auch schon mal vom damaligen Bundestrainer Toni Söderholm zum A-Team eingeladen, bei einem Spitzenteam aus Deutschland oder dem europäischem Ausland anheuern können, für mehr Geld. „Er hat sich aber bewusst für uns entschieden“, betont Fritzmeier.

Das höchste Gehalt der DEL können die Löwen nicht bieten, dafür mit Perspektiven und klaren Vorstellungen punkten. „Die Spieler sehen, wie wir uns entwickeln“, sagt der Löwen-Manager. Was die Betreuung oder die Infrastruktur rund um die Mannschaft angeht beispielsweise. Und sie sehen, wie junge Spieler in Frankfurt gefördert und vorangebracht werden, mit Dominik Bokk in der vorigen Saison als Paradebeispiel.

„Das kommt auch immer darauf an: Welche Rolle willst du spielen?“, sagt Fritzmeier. Anders als bei einem der Großen winkt in Frankfurt vielleicht weniger Geld, aber dafür mehr Eiszeit - und eben eine prominentere Rolle innerhalb des Teams. „Wir haben ihm einen klaren Plan aufgezeigt“, berichtet Fritzmeier. „Er ist schnell, torgefährlich und sicher ein Top-Sechs-Stürmer.“ Schon vor der Saison war Napravnik sein Wunschkandidat als Nebenmann von Bokk und Carter Rowney in der ersten Reihe, bei den bisherigen anderen Lösungen blieb dann doch Luft nach oben. So oder so traf es sich, dass die Tür bei Napravnik wieder aufging.

Auch für die nächste Saison unterschrieben

Richtig kennengelernt hatte man sich im Sommer 2022, als dieser aus der nahen Wetterau kommend über Wochen bei den Löwen mit trainierte. Seitdem blieb man in Kontakt - und Napravnik dann zu dieser Saison doch erst einmal in den USA, bei den Hershey Bears, Meister der AHL, der zweiten Klasse des nordamerikanischen Eishockeys. Wo Juha Lehtola Torwarttrainer ist, ein Helfer Fritzmeiers in dessen Frankfurter Anfängen, gut bekannt auch mit den Löwen-Trainern Matti Tiilikainen und Janne Kujala. „Von ihm habe ich auch nur Gutes über ihn gehört“, berichtet Fritzmeier in Sachen Napravnik.

Die vorläufige Absage nahm er ihm nicht krumm, im Gegenteil: „Wir wollen ja Spieler, die hart arbeiten für ihre Ziele und nicht so leicht aufgeben.“ So wie Napravnik das über sieben Jahre in Amerika getan hat. Mit überragenden Werten und Erfolgen für die Minnesota State University in der hoch geschätzten Universitäts- und College-Liga NCAA, allein für solche Statistiken bekamen andere einen NHL-Vertrag. Und dann eben in Hershey in der AHL - allerdings mit wenig Einsätzen für Napravnik. Da waren andere, unter anderem schon für die NHL vorgesehene Kollegen, höher gehandelt. Und als in der neuen Saison noch gar keine Eiszeit in Aussicht stand, erfolgte das Umdenken.

Der Kontakt nach Frankfurt stand ohnehin. In Augsburg vor zwei Wochen, am Rande einer etwas ärgerlichen Löwen-Niederlage, traf Fritzmeier Napravniks Berater, dann ging alles schnell. Innerhalb einer guten Woche war das Wesentliche festgezurrt, obwohl noch andere Interessenten auf den Plan traten und manches zu verhandeln war, die Laufzeit beispielsweise. Dass Napravnik auch für die nächste Saison unterschrieb, ist wichtig für die Löwen. Die Arbeit an Verpflichtungen ist ein ständiger Prozess und wirkt sich über geknüpfte Kontakte und Netzwerke, frühere Sichtungen und Bekanntschaften bisweilen erst später aus, auch dafür sind Bokk und Napravnik Beispiele. Ganz konkret wird hinter den Kulissen indes schon längst am Kader für die Runde 2024/2025 gebastelt - und da hilft es, einen verheißungsvollen Spieler mit deutschem Pass unter Vertrag zu wissen.

Erst einmal geht es jetzt an die gemeinsame Gegenwart. Noch waren für Julian Napravnik nach sieben Jahren in den USA dort einige Angelegenheiten zu klären, die Wohnung zu kündigen, den Hausstand aufzulösen und manches mehr. Am Samstag ist die Landung in Frankfurt vorgesehen, am Sonntag vielleicht schon das erste Training, nächsten Freitag im ersten Spiel nach der Deutschland-Cup-Pause daheim gegen Straubing aller Wahrscheinlichkeit nach der erste Einsatz, mit der Nummer 75.

„Ich bin sehr dankbar für das Vertrauen, das die Löwen in mich setzen. Es ist eine Ehre, Teil dieses Teams zu sein und diese Chance zu bekommen“, heißt es in der Pressemitteilung auch von Julian Napravnik, der aus der Jugend von zwei Frankfurter Erzrivalen stammt: Bad Nauheim und Mannheim. Auf dem Foto aber zeigt er auf eine Tätowierung am linken Unterarm: ein großer Löwenkopf, das passt.

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