1. Startseite
  2. Sport
  3. Löwen Frankfurt

Löwen-Rückenwind aus der Weltklasse

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Markus Katzenbach

Kommentare

Jubel im Nationaltrikot: Leon Hüttl (rechts) und Torwart Hendrik Hane.	foto: imago images
Jubel im Nationaltrikot: Leon Hüttl (rechts) und Torwart Hendrik Hane. Foto: Imago Images © imago images/CTK Photo

Den Schwung von der U-20-WM wollen Leon Hüttl und Co. nach Frankfurt in die DEL 2 mitnehmen.

Frankfurt. Für den Wechsel zwischen zwei Eishockey-Welten war nicht viel Zeit, so schnelllebig wie die Puckjagd eben ist. Am Sonntag erst hatte Leon Hüttl mit der deutschen Junioren-Nationalmannschaft im tschechischen Ostrava bei der U-20-WM endgültig den Klassenerhalt erkämpft und damit eine schwierige Mission über vier Wochen und eigentlich noch viel mehr vollendet, am Dienstagnachmittag saß er nach einem kurzen Heimatbesuch bei der Familie in Bad Tölz dann schon wieder im Auto, unterwegs zu seinem Arbeitsplatz. Tags drauf schließlich meldete er sich wie seine Auswahl-Mitstreiter Luis Schinko und Daniel Wirt bei den Frankfurter Löwen im Training zurück - um an diesem Freitagabend (19.30 Uhr) bei der Partie gegen die Bietigheim Steelers daheim in der Eissporthalle am Ratsweg auch wieder in den Spielbetrieb der DEL 2 einzusteigen.

"Ich komme mit großer Lust zurück", versichert Hüttl, was für Schinko und Wirt ebenso gilt. Den Schwung aus den Begegnungen mit der Weltklasse gilt es mitzunehmen in die zweite Klasse des deutschen Eishockeys. Wie es den anderen Löwen dort in ihrer Abwesenheit ergangen ist, haben die drei 19-Jährigen genau verfolgt. "In Gedanken sind wir immer in Frankfurt", betonte Luis Schinko, als das Turnier noch lief. Das erfolgreich beendete Open-Air-Spektakel in Offenbach gegen die Bad Nauheimer Nachbarn Mitte Dezember kurz nach ihrer Abreise verfolgten sie ebenso live vor Fernseh- oder Laptopschirmen wie die meisten anderen Ligapartien. Was alles viel besser aussah als vorher befürchtet.

"Das Team ist mit weniger Spielern total zusammengerückt", lautet Hüttl grundsätzliche Ferndiagnose, Franz-David Fritzmeier hat noch andere Erklärungen. "Irgendwann hat auch der Letzte verstanden, dass wir einfacher spielen müssen und in dieser engen Klasse Spiele nicht im Vorbeigehen gewinnen", erklärt der Sportdirektor. "Wir haben einige Punkte hergeschenkt wegen unserer nonchalanten Spielweise. Jetzt haben wir die Leichtsinnigkeit abgelegt, uns mehr auf Kleinigkeiten konzentriert, sind weniger Risiko eingegangen und haben defensiv besser gestanden." Dass das Team die Qualität besitze, Spiele zu gewinnen, habe man dann gesehen. Sieben von acht Partien in dem Monat ohne Hüttl und Co. hatten ein gutes Löwen-Ende - die beste Bilanz aller 14 Zweitligisten, und das ohne zehn, elf verletzte oder abwesende Spieler. Nach einer Durststrecke, die ein Abrutschen auf den neunten Platz und einige Sorgen im Umfeld ausgelöst hatte.

"Die Mannschaft hat das sehr gut gemeistert", lobt Fritzmeier nun, da sich die Löwen als Tabellenvierter wieder in gewohntem Revier wiederfinden. Mit der Aussicht, durch Erfolge gegen Bietigheim und am Sonntag (17 Uhr) bei Schlusslicht Crimmitschau noch höher zu klettern. Der Sportdirektor gibt indes zu Bedenken: "Die Ausfälle muss man in Summe erst einmal verkraften, das tut der Mannschaft schon weh."

Viel Aufmerksamkeit für junge Löwen

Noch immer fehlen sechs Verletzte, dabei droht jetzt auch Carter Proft eine längere Zwangspause. Eine weitere Nachverpflichtung ist so gut möglich, und die Entlastung durch die Rückkehr von Hüttl, Wirt und Schinko kommt gerade recht. Für die mit deren internationalem Engagement verbundene Aufmerksamkeit galt das auch. Drei Spieler eines deutschen Zweitligisten bei einer Junioren-WM der ersten Klasse durfte Fritzmeier als "aller Ehren wert" einstufen: "Wir sind oft erwähnt worden, das war sehr positiv für die Außendarstellung"

Es gehört zum Frankfurter Weg in Richtung DEL, auf die Jugend zu setzen - zumal die Statuten eine steigende Anzahl an jüngeren Spielern auf den Spielberichtsbögen vorschreiben, zum Zweck der Nachwuchsförderung. Im nächsten Jahr sind Hüttl, Wirt und Schinko, alle länger mit Frankfurter Verträgen ausgestattet, zu alt für die U 20, Drei Spieler für dieses Turnier abstellen werden die Löwen in der kommenden Saison so oder so nicht. Dann darf der DEL-2-Meister wieder aufsteigen. Und "dann können wir uns das nicht mehr erlauben", so Fritzmeier: "Für die Clubs ist das schon eine Herausforderung."

Schon im August begannen erste Vorbereitungen, immer wieder reisten die Talente zu Lehrgängen. Gelohnt hat es sich - mit dem nicht selbstverständlichen Klassenerhalt an der Weltspitze für den Verband und unschätzbaren Erfahrungen für jeden Spieler. "Das macht uns schon stolz", sagt Hüttl, der obendrein die Ehre hatte, die Mannschaft als stellvertretender Kapitän mit anzuführen. "Highlight" war für ihn der 4:3-Coup gegen Gastgeber Tschechien. Insgesamt nötigte das deutsche Auftreten in der "Hammergruppe" (Fritzmeier) mit dem späteren Weltmeister Kanada, Finalist Russland, dem eigentlichen Favoriten USA und eben Tschechien Respekt ab - auch wenn für den Nicht-Abstieg drei Spiele gegen Kasachstan nötig waren.

"Alle drei haben eine relativ große Rolle gespielt und das sehr gut gemacht", lobt Fritzmeier seine jungen Löwen. Hüttl kam im Schnitt auf 17 Minuten Eiszeit pro Spiel, bei Wirt und Schinko, Torschütze gegen Kasachstan, waren es 14. Beim Treffen der weltbesten Talente, das die Fans der Spitzennationen elektrisiert und etwa in Kanada gleichberechtigt mit NHL-Spielen über die Bildschirme der Sportbars flimmert.

"Wie viele Fans aus Kanada rübergeflogen sind, wie die Stimmung in den Hallen war, zeigt den enormen Stellenwert", meint Leon Hüttl. Angehende NHL-Stars, auch schon aktuelle Jungprofis der nordamerikanischen Eliteliga tummelten sich in Tschechien, "Wenn du mit ihnen auf dem Eis bist, überspielen die dich auch nicht so einfach", sagt Hüttl selbstbewusst, Fritzmeier findet: "Um mit den NHL-Jungs mitzuhalten, ist es noch ein Weg. Aber Leon, Luis und Daniel haben gezeigt, dass sie auf internationalem Niveau mitspielen können."

Nun sind sie zurück, rechtzeitig zum Kräftemessen mit kriselnden Bietigheimern um die alten Löwen Tim Schüle und Brett Breitkreuz - mit sieben WM-Spielen in zehn Tagen in den Beinen, aber auch viel Rückenwind. "Das war ein brutal cooles, lehrreiches Turnier", sagt Leon Hüttl, der junge Allgäuer: "Da nehmen wir einiges mit." 

Auch interessant

Kommentare