Schwitzen für die nächste Eiszeit

Bei den Eis-Löwen hat die Vorbereitung auf die neue Runde begonnen – nach einem Umbruch, der größer kaum sein könnte.
Ganz am Ende beginnt das große Scheibenschießen. Die jüngsten Löwen tollen übers Eis und donnern einen Puck nach dem anderen in die Netze, gerade hat Leon Hüttl einen Volltreffer gelandet und dreht spaßeshalber übertrieben jubelnd ab. So schwer war es dann doch nicht, schließlich sind die Tore leer, die Torhüter wie alle anderen schon in der Kabine, und Hüttl und Co. eigentlich nur deshalb noch nicht selbst dort verschwunden, weil die Nesthäkchen nach dem Training alter Sitte folgend die Spielgeräte einzusammeln haben. Aus der Pflichterfüllung wird eine ausgelassene Sonderschicht, Franz Fritzmeier schaut lächelnd zu. „Schön zu sehen, wenn die Jungen fleißig sind“, sagt der Sportdirektor der Frankfurter Löwen und fachsimpelt auf der Tribüne mit Nachwuchsleiter Toni Raubal: „Sie müssen auch die sein, die die Energie reinbringen.“
Noch inmitten der Hitzerekorde des Hochsommers sind schweißtreibende Vorbereitungen auf die nächste Eiszeit in der zweiten Deutschen Eishockey-Liga aufgenommen worden, eine möglicherweise ziemlich spannende: Seit Montag wird in der Eissporthalle am Diezer Heckenweg an der Basis für die Mitte September beginnende Saison gearbeitet, endlich. „Alle haben mit den Hufen gescharrt“, berichtet Fritzmeier, Adam Mitchell bestätigt: „Wir haben super hart gearbeitet. Aber es macht viel Spaß, wieder zu trainieren“, sagt der mit reichlich Erfahrung in der erstklassigen DEL gekommene Flügelstürmer, fest als Anführer eingeplant.
Für Fritzmeier sind die Diezer Tage besonders interessant. Selbst erst seit Dezember im Amt, hat der Sportdirektor den Sommer zur kräftigen Blutauffrischung genutzt. Nicht immer ganz freiwillig, Topscorer C.J. Stretch etwa war einfach nicht zu halten. Insgesamt aber durchaus gewollt, nach einer Saison, die nach der Meisterschaft 2017 mit dem Halbfinal-Aus gegen die Bietigheim Steelers und überhaupt enttäuschend war.
Eine neue Mischung
Das Trainer-Trio Matti Tiilikainen, Marko Raita und Valtteri Salo ist neu, viele weitere Betreuer auch, 17, 18 Spieler ebenso, zwei Drittel des Kaders: Größer kann ein Umbruch kaum sein. Aus gestandenen Profis wie Mitchell, die nicht nur gemütlich ihre Karriere ausklingen lassen wollen, einer Mittelschicht schon erfahrener, aber doch eher noch am Anfang stehender Spieler wie dem aus Bad Nauheim geholten Torwart Felix Bick und verheißungsvollen Talenten um Leon Hüttl hat Fritzmeier eine neue Mischung zusammengestellt. Nun sieht er erstmals auf dem Spielfeld, wie sie funktionieren könnte, wenigstens im Trainingsbetrieb. „Die Balance muss stimmen“, sagt der Sportdirektor. Die ersten Eindrücke? „Wir sind auf einem guten Weg. Jeder ist fit, die Intensität ist hoch. Die Trainer sind vorbereitet, die Vorgaben werden gut umgesetzt“, sagt er und fasst zusammen: „Jeder ist bereit, aber es ist noch Luft nach oben.“
Was auch so gewollt ist. Der Plan lautet: „Wir wollen gleich am Anfang erfolgreich sein, aber am Ende erst unser bestes Eishockey spielen. Es soll eine stetige Entwicklung sein“, erklärt Fritzmeier. In Richtung Spitze, versteht sich. Das gilt für diese Saison und darüber hinaus. Mittel- bis langfristig wollen die Löwen in die erste Klasse des deutschen Eishockeys. Spätestens 2020/2021, wenn wieder Auf- und Absteiger ermittelt werden sollen. Gerne schon vorher, wenn durch eine geplatzte Lizenz oder Ähnliches ein Platz frei wird. Dann will man bereit sein – und dafür auf allen Ebenen wachsen, auf DEL-Niveau.
Vorbildliche Spitzenwerte
Bei diesem Anspruch ist es klar, dass man in der Zweiten Liga nun „natürlich um den Titel mitspielen wolle“, erklärt Fritzmeier. An mangelnder Vorbereitung soll es nicht scheitern. Vier Tage Sommercamp in Diez, wo es anders als daheim am Frankfurter Ratsweg jetzt schon Eis für die Löwen gibt, haben sie hinter sich, auf den ersten Test am Sonntag bei DEL-Club Bremerhaven folgen drei weitere. Mit täglich zwei Mal Training auf dem Eis, zwei Fitnessrunden, taktischen und anderweitigen Besprechungen.
Einige Beobachtungen stimmen Franz Fritzmeier jetzt schon zuversichtlich. Etwa dass die erfahrenen Führungskräfte bei den Fitnesstests allesamt vorbildliche Spitzenwerte vorwiesen, das war in der Vergangenheit nicht immer so. „Sie haben den Jungen gezeigt, wo der Hammer hängt“, meint er, so soll es sein. Auch einige Routiniers üben nach dem eigentlichen Trainingsende noch ausdauernd Schlagschüsse von der blauen Linie, ehe sie das Feld für Hüttl und Co. räumen. Sieht so aus, als wären nicht nur die jungen Löwen heiß aufs Eis.