Viele große Erinnerungen

In der DEL 2 liegen die Roten Teufel Bad Nauheim im direkten Vergleich mit den Löwen Frankfurt mit 7:5-Siegen vorne. Doch heute (19.30 Uhr) gastieren die Wetterauer in dem emotionalen Derby am Frankfurter Ratsweg als krasser Außenseiter.
Dieses Duell mobilisiert die Eishockey-Fans. Viermal vermeldeten die Löwen Frankfurt in der DEL 2 nach diesem Derby ein ausverkauftes Haus, bei den beiden anderen Matches blieben in der knapp 7000 Zuschauer fassenden Eissporthalle nur rund 800 Plätze unbesetzt.
Die Derby-Atmosphäre sorgt nicht nur für Spannung auf den Rängen, sondern auch unter den Spielern auf dem Eis. Ein besonderes Ereignis ist dieses Spiel vor allem für diejenigen, die in beiden, nur 40 Kilometer voneinander entfernten Eis-Stadien aktiv waren.
Drei auf jeder Seite befinden sich in den aktuellen Teams. Bei den Löwen spielten für Bad Nauheim Torwart Felix Bick (2015/16 und 2017/18), der derzeit verletzte Stürmer Dominik Meisinger sowie Verteidiger Marius Erk (beide 2016 bis 2018). Von den Roten Teufeln waren für die Frankfurter aktiv: Stürmer Dennis Reimer (2014 bis 2017), Torwart Jan Guryca (2004/05) und Angreifer Radek Krestan (2006 bis 2008).
Obwohl zwischen Erk und Krestan in vielerlei Beziehung Welten liegen – der erste steht am Anfang seiner Karriere, beim Routinier Krestan neigt sie sich vielleicht bald dem Ende zu – gibt es zwischen beiden auch Parallelen: Beide sind gleich groß und gleich schwer, bei beiden war Frankfurt irgendwie der Ausgangspunkt.
Für den 1996 in Bad Soden geborenen Marius Erk traf das buchstäblich zu. „Als ich vier Jahre alt war, nahm mich mein Vater in die Eissporthalle mit, danach fast zu jedem Heimspiel. Mit Fünf bekam ich zum Geburtstag eine Eishockey-Ausrüstung.“ Bis 2013 durchlief Erk sämtliche Nachwuchsteams der Löwen, dann wechselte er nach Köln, um dort in der Deutschen Nachwuchsliga (DNL) zu spielen. Als Förderlizenspieler spielte er in der Oberliga für die Füchse Duisburg, die damals vom heutigen Löwen-Sportdirektor Franz Fritzmeier trainiert wurden.
Als Profi etablierte sich der heuer 22-Jährige bei den Roten Teufeln, für die er 74 Spiele bestritt. „Mit 15 Bad Nauheimern habe ich in der vergangenen Saison noch im Team gespielt. Das macht die Begegnung für mich besonders reizvoll. Ich habe viele Freunde dort, mit meinem dortigen Zimmerkollegen Nico Kolb pflege ich einen engen Kontakt.“
In Bad Nauheim hat er unter einem finnischen Trainer gespielt, in Frankfurt stehen an der Bande wieder Finnen. „Hier wird mehr Wert auch auf die Vorbereitung außerhalb des Eises gelegt. Und im Training ist alles in einem viel höheren Tempo“, sagt der Verteidiger.
„Eine tolle Zeit“
Solche Vergleiche kann Radek Krestan nicht ziehen. Der gebürtige Tscheche war 24, als er unter Rich Chernomaz an der Seite von Stars wie Pat Lebeau und Dwayne Norris auf Torejagd gehen durfte. „Es war eine tolle Zeit, an die ich die besten Erinnerungen habe. Ich war noch unerfahren, habe viel von den Routiniers gelernt. Jetzt versuche ich den jungen Mitspielern etwas von meiner Erfahrung zu vermitteln“, sagt der 36-Jährige.
2008, in seinem letzten Frankfurter Jahr, wurde sein Sohn Tobias geboren. „In Hanau, denn wir haben in Lämmerspiel gewohnt.“ Tobias spielt inzwischen auch schon Eishockey. Am Mittwoch nahm ihn Vater Radek nach Köln mit, um live das Match der Haie gegen das NHL-Team Edmonton Oilers zu sehen. „Die Arena war voll, mein Sohn fasziniert. Und ich erzählte ihm, dass ich hier mein letztes Match für Frankfurt machte. Damals war die Arena auch ausverkauft. Es war das Play-off-Halbfinale in der DEL, das fünfte und entscheidende Match. Zwei Minuten vor der Sirene erzielte Mirko Lüdemann das 3:2 und die Saison war für uns kurz vorm Ziel beendet.“
Tolle Erinnerungen hat er auch an die Frankfurter Eissporthalle. „Wenn sie voll ist, so wie beim Derby gegen Bad Nauheim immer, ist die Stimmung super. Hier hat sich nichts geändert, mir kommt alles noch so vertraut vor.“ Er freue sich auf das Derby. „Die Tabelle ist da außer Kraft gesetzt. Es ist ein stets spannendes Match auf Augenhöhe. Ich hoffe, mit einem glücklichen Ende für uns.“