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Abschied: Warum Jake Hirst seine Profi-Laufbahn mit 27 Jahren beendet

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Von: Michael Nickolaus

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Jake Hirst aus Bad Nauheim zieht nach fünf Spielzeiten in der Fußball-Regionalliga Südwest einen Schlussstrich und stellt sich mit 27 Jahren einer neuen sportlichen und beruflichen Herausforderung. © Red

Kickers Offenbach, FC Gießen, FSV Frankfurt - Jake Hirst hat in den vergangenen fünf Jahren in der Fußball-Regionalliga gespielt. Jetzt beendet er mit 27 Jahren seine Laufbahn. Hier spricht der Bad Nauheimer über seine neue Herausforderung.

Tennis statt Fußball. Geschäftsführer im Familienbetrieb statt Berufssportler. Jake Hirst beendet im Alter von nur 27 Jahren seine Laufbahn als Profi-Kicker und wird im Sportpark Bad Nauheim neue Herausforderungen miteinander verknüpfen.

124 Spiele in der Regionalliga Südwest. 38 Tore für Kickers Offenbach, den FC Gießen und den FSV Frankfurt. Ein Erfolg im Hessenpokal-Finale gegen den TSV Steinbach Haiger (3. Juni, 16.45 Uhr, Stadion am Bornheimer Hang) wäre nun zum Abschluss das i-Tüpfelchen. Jake Hirst verabschiedet sich nach fünf Jahren aus dem (semi)professionellen Fußball. »Ich habe neue interessante Aufgaben, die mir am Herzen liegen, und viele Pläne, die mich mehr kitzeln als eine weitere Regionalliga-Spielzeit«, erklärt der Bad Nauheimer seine Entscheidung. Froh und dankbar sei er für die »zweite Chance«, die er 2018 überraschend bekommen habe. Künftig leitet er zusammen mit seinem Vater David (»David’s Tennis World«) als Geschäftsführer den Sportbetrieb im Sportpark Bad Nauheim und findet parallel im Tennissport eine neue und zugleich bereits alte Herausforderung. »Hier auf der Anlage bin ich groß geworden. Ich sehe die Arbeit, aber auch das Potenzial, das sich bietet«, sagt Hirst, der parallel zu organisatorischen Tätigkeiten auch sportlich-ambitioniert zum Schläger greifen wird. Für die Herren des TC Steinbach will das Multitalent in der Hessenliga spielen, zudem bei Turnieren »sehen, was ich darüber hinaus noch erreichen kann«.

Rückblende: Im Juli 2018 schreibt Jake Hirst ein persönliches Sommermärchen. Mit 51 Toren in 28 Spielen hatte der damals 22-Jährige den Türkischen SV Bad Nauheim zur Meisterschaft in der Kreisoberliga geführt. Daniel Steuernagel, seinerzeit Trainer bei Kickers Offenbach, war auf den 1,94 Meter-Schlacks aufmerksam geworden und hatte diesem zum Probetraining eingeladen. Der Stürmer überzeugte, wechselte aus der achten in die vierte Liga. Und das war nur der Anfang: Hirst erzielte sieben Tore in sieben Spielen. Der OFC-Fanblock feierte den Bad Nauheimer mit »Jake Hirst on fire«-Sprechchören, der »Kicker« widmete ihm eine Story. »Das war schon cool. Die ersten Wochen in Offenbach - das war natürlich gleich der Höhepunkt der gesamten Zeit«, sagt Hirst rückblickend. Intern hatte er sich gegen Teamkollegen durchgesetzt, die teilweise ihre komplette Jugend in Nachwuchsleistungszentren ausgebildet worden waren, er spielte vor 14 000 Zuschauern im Stadion am Bieberer Berg. »Die vergangenen fünf Jahre haben mir Erfahrungen ermöglichst, die ich nie gemacht hatte. Das hat mich reifen lassen.«

Zugleich hat er auch die negativen Seiten des Geschäfts kennengelernt. So habe er bei seiner Vertragsverlängerung auf Zusagen und Bedingungen vertraut, die sich am Ende aber so nicht dargestellt hätten. Nach wenigen Wochen der Saison 2019/20 zog es Hirst zum damalige Liga-Konkurrenten nach Gießen, im Sommer 2020 unterschrieb er dann beim FSV Frankfurt, mit dem er in den kommenden Tagen Platz fünf in der Meisterschaft und eben den Pokal-Triumpf anstrebt. »Das wäre ein Riesen-Erfolg« sagt er Hirst mit Blick auf den personellen Umbruch, der im vergangenen Sommer am Bornheimer Hang vollzogen worden war.

Ein Sprung in die 3. Liga hätte ihn nun noch einmal reizen können (»Ich hätte mir das zugetraut«), die durch den Tod von Prof. Dr. Johannes Peil im Sportpark eingeleiteten Veränderungen (das Vater-Sohn-Duo Hirst verantwortet nun den Sportbereich) habe die Entscheidung, die Fußball-Laufbahn zu beenden, in den vergangenen Wochen reifen lassen. Einen begleitenden Wechsel, eine Rückkehr in den Fußballkreis Friedberg, kann sich Jake Hirst aktuell nicht vorstellen. »Wenn ich etwas mache, dann richtig.« Seine Entwicklung im Tennis sei stets durch den überlagerten Fußball-Spielbetrieb ausgebremst worden. »Und jetzt will ich mich auf Tennis konzentrieren.«

Zusammen mit seine Vater, zugleich Jugendwart des kooperierenden TC Rot-Weiß Bad Nauheim, hat er bereits Pläne geschmiedet. Insbesondere im U10-Bereich solle die Ausbildung intensiviert werden. Technik, Koordination und Beweglichkeit sollen im Sportpark mit seinen sechs Hallenplätzen vor allem in den Wintermonaten verstärkt gefördert werden. Man wolle »keine Kinder bei anderen Klubs abgreifen«, sondern diese für den Sommer und die Medenspiele in ihren Heimatvereine belassen. »Der Begriff Akademie muss sich nicht nur auf Leistungssport beziehen. Die Kids sollen einfach öfter auf dem Platz stehen können. Damit ist am Ende allen geholfen; den Kindern, wie auch Vereinen und ihrer Nachwuchsarbeit«, sagt David Hirst, der seit 1994 das Tennis-Training im Sportpark verantwortet und als »Macher« der Verbandsliga-Damen von Rot-Weiß den Aufstieg in die Hessenliga anstrebt. »Tennis in Bad Nauheim boomt«, beschreibt er seine Erfahrung und will zusammen mit seinem Sohn darauf bauen. »Wir wollen hier den nächsten Schritt. Der Sportpark bietet als Anlage alles, was wir brauchen«, sagt Jake Hirst, der in den kommenden Wochen sein Fernstudium der Betriebswirtschaftslehre abschließen wird.

Zuvor heißt es Abschiednehmen. Am Samstag geht für Hirst und den FSV Frankfurt im letzten Punktspiel gegen den VfR Aalen. Am darauffolgenden Wochenende wollen die Bornheimer die Saison mit dem Pokal-Sieg krönen.

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