Amelie Tortell läuft allen davon

(web). In Hanau gingen am Wochenende die regionalen Hallenmeisterschaften für das Rhein-Main-Gebiet über die Bühne - mit sehr erfolgreicher Beteiligung der Wetterauer Leichtathleten. Während die Landeswettkämpfe dieser Tage noch durchweg gut besucht waren, sahen die Startfelder in Hanau teilweise dünner aus und boten so auch den Athleten der zweiten Reihe eine gute Chance auf vordere Platzierungen.
Erfolgreichster heimischer Verein war der VfL Altenstadt, der mit fünf Regionalmeistertiteln zurückkehrte. Insgesamt 31 Medaillen, darunter 15 Titel, gingen an die Wetterauer Athleten.
Auch beim VfL wurden nicht alle Disziplinen besetzt, da am nächsten Tag die Kreismeisterschaften anstanden. Trotz allem reichte es für fünf Triumphe und drei Treppchenplätze. Über die 60 Meter Hürden konnten sich Lea Sophie Franosch und Ronja Kottke im Gegensatz zu ihrem ersten Auftritt bei den Hessischen Meisterschaften auf deutlich unter zehn Sekunden verbessern und belegten mit 9,75 bzw. 9,98 Sekunden die Plätze drei und vier in der W14. Über 60 Meter flach ließen es die Rangerste und -zweite der »Hessischen« dann noch einmal richtig krachen: Diesmal in umgekehrter Reihenfolge lief Lea Sophie Franosch in 8,23 Sekunden vor Ronja Kottke (8,34 sec.) ins Ziel.
Hannah Schneider (W13) konnte sich - hoch gemeldet in die W14 - über 60 Meter für das B-Finale qualifizieren, gewann dieses in 8,87 Sekunden und belegte damit Gesamtplatz sieben. Die Altenstädter 4x-100-Meter-Staffel der U16 rannte mit Lea Sophie Franosch, Ronja Kottke, Sofia Chwatal und Liana Henes zum deutlichen Sieg in 52,44 Sekunden. Direkt im Anschluss musste Henes zu ihrem 800-Meter-Lauf in der W15 antreten. Die Staffel hatte einige Körner gekostet, aber in 2:33,46 Minuten reichte es zur Silbermedaille und dem Platz auf dem Treppchen.
Die männlichen VfL-Starter schafften über 800 Meter gar das Triple: Lenny Luca Frank erlief sich einen Start-Ziel-Sieg in 2:28,66 Minuten in der M14. Kjell Jona Credner siegte in 2:09,59 Minuten in der U18, und Marc Bunzendahl triumphierte bei den Männern in 2:01,71 Minuten. Die Plätze vier und fünf über 800 m belegten Paul Sommer in 2:31,31 Minuten in der M15 und Leopold Kohler in 2:16,73 Minuten in der U18.
Masson und Scholz sprinten zu Silber
Paul Masson und Henrik Scholz vom LSC Bad Nauheim gingen bei den Regionalmeisterschaften nur über die 60-Meter-Sprintstrecke an den Start. Am Tag darauf wartete mit der Kreismeisterschaften die nächste Herausforderung (die WZ berichtete).
Den Auftakt machte Masson in der Altersklasse männliche Jugend U20. Angespornt durch eine sehr ansprechende Vorleistung bei den Hessenmeisterschaften war die erneute Verbesserung der persönlichen Bestleistung angepeilt. Die Konkurrenz bot den entsprechenden Rahmen: Der Dritte der Landesmeisterschaft startete auf der Nebenbahn. Mit dem Startschuss war aber bereits klar, dass eine Verbesserung nicht möglich war. Ein komplett verschlafener Start raubte Masson die Hoffnung. Der LSC-Sprinter kam als Zweiter in einer passablen Zeit von 7,51 Sekunden ins Ziel. Immerhin konnte er sich damit über einen Vize-Regionalmeistertitel freuen.
Henrik Scholz nahm in der Altersklasse M15 eine Standortbestimmung vor. Seine letzte 60-Meter-Zeit war ein Jahr alt und deutlich außerhalb der hessischen Spitze. Auf der nicht optimalen Bahn sechs gelang ihm ein hervorragender Start. Nach einem engagierten Lauf landete Scholz in 8,00 Sekunden auf Rang zwei. Auch er ist neuer Vize-Regionalmeister und verbesserte seine Zeit um knapp eine halbe Sekunde.
Die Superlative gehen aus
Auch die Leichtathleten der LG ovag bzw. des TSV Friedberg-Fauerbach schnitten in Hanau sehr erfolgreich ab. Ganz vorne dabei war erneut Amelie Tortell! Eine Medaille ist für das Karbener Lauftalent mittlerweile eigentlich Standard geworden. Doch jedes Rennen muss erst gelaufen und vor allem gewonnen werden. In Hanau hatte Tortell über 800 Meter in der Altersklasse W15 damit keine Probleme. In tollen 2:21,71 Minuten hatte die TSV-Athletin am Ende zwölf Sekunden Vorsprung auf den Rest der Konkurrenz. Da gehen selbst Trainer Holger Beims mittlerweile die Superlative aus. »Vom ersten Meter an lief sie alleine vorneweg. Ganz locker, ohne sich groß anzustrengen, blieb Amelie sogar nur knapp über ihrer Bestzeit«, erklärte Beims.
Toll war auch die Leistung von Khaled Abbassi im 60-m-Sprint der männlichen Jugend U20. Wenn er den Start etwas besser erwischt hätte, wäre vielleicht sogar noch mehr drin gewesen als die Bronzemedaille in 7,57 Sekunden.
Im ersten Versuch direkt 12,07 Meter - damit war der Titel für den Fauerbacher Ben Gerlach im Kugelstoßen der Altersklasse U18 schnell klar. Keiner der Konkurrenten konnte dem LG-Werfer ansatzweise gefährlich werden. Am Ende gab es Gold für Gerlach mit eineinhalb Metern Vorsprung.
Einen aufregenden Wettkampf erlebte Lenja Kümmerle über 60 Meter der W15. Nach starken 8,68 Sekunden im Vorlauf steigerte sich die TSV-Athletin im Finale noch mal auf 8,63 Sekunden. Kümmerle verbesserte somit ihre persönliche Bestleistung um stolze zwei Zehntel, obwohl sowohl Vor- als auch Endlauf durch Fehlstarts und einen Protest ziemlich turbulent waren. Der Lohn war die verdiente Silbermedaille im Sprint.
Auch in den Staffelrennen ging es in Hanau heiß und etwas chaotisch her. Das junge 4x-100-Meter-Quartett des TSV mit Elisa Linkenbach, Hannah Puchta, Katharina Discher und Lenja Kümmerle behielt aber die Nerven und überzeugte am Ende mit einem tollen U16-Rennen. 55,63 Sekunden bedeuteten den Silberrang hinter Altenstadt.
In der jüngsten Altersklasse W14 gab es eine weitere Medaille für die Kreisstädter. Staffelläuferin Elisa Linkenbach sprintete über 60 Meter mit einer sehr starken Leistung in 8,38 Sekunden zu Bronze und neuer Bestzeit. Sophie Schneider lief die Kurzsprintstrecke in der W15 in 9,26 Sekunden.
In der U18 feierte Melina Kautz die Bronzemedaille im Weitsprung. Mit ihrem weitesten Satz landete sie im fünften Durchgang bei 4,71 Metern. Die Weiten waren in Hanau durch den relativ trockenen Sand und die damit eher widrigen Bedingungen allesamt nicht besonders gut. Über 60 Meter wurde Kautz im Endlauf Fünfte in flotten 8,66 Sekunden. Teamkollegin Julia Blum steigerte ihre persönliche Bestzeit bereits im Vorlauf und legte dann im Finale noch mal nach. In 8,62 Sekunden verpasste sie eine Medaille nur um zwei Hundertstel.
Auch die Frauen und Männer der LG ovag Friedberg-Fauerbach brachten Medaillen mit nach Hause. Manuel Christoph gewann wenige Tage nach seinem Deutschen Hochschulmeistertitel mit der Staffel die 200 Meter auf Regionalebene in 23,86 Sekunden. Christoph konnte seine Saisonbestzeit deutlich steigern und lag am Ende vor den Teamkollegen Tim Dillemuth (24,06 sec.) und Dirk Leiacker (24,87 sec.).
Bei den Frauen lief es auch wieder besser. Anna Hülsmann sprintete über 200 Meter 26,00 Sekunden und verpasste nur knapp die 25 vor dem Komma. Der Lohn war die Silbermedaille. Rang drei ging an Dana Prada, die sich mit 27,05 Sekunden ebenfalls steigerte. Auch über 60 Meter verbesserte sich die mehrfache Seniorenmeisterin deutlich, lief im Vorlauf 8,34 und im Finale 8,39 Sekunden (Platz vier). Bronze holte hier Hülsmann, die in 8,07 Sekunden ihre Saisonbestzeit einstellte.
Fun-Ball-Talent Gajic jubelt doppelt
Mit drei Athletinnen trat der SV Fun-Ball Dortelweil bei den Regionalmeisterschaften an. Gleich zum Auftakt konnte Anabel Gajic (Jg. 2007/U18) mit einem furiosen 60-Meter-Sprint in 8,31 Sekunden und damit nur ein Hundertstel über ihrer frischen Bestzeit den Titel erringen. Gajic holte sich im Anschluss mit einer neuen Hallenbestweite von 5,02 Metern im Weitsprung sogar den zweiten Titel.
Vereinskollegin Emma Piel (Jg. 2007/U18) trumpfte beim Kugelstoßen (3 kg) mit einer neuen Bestleistung von 9,64 Metern auf und schaffte hiermit überraschend den dritten Platz. Auch Kim Lungershausen (U18) verbesserte im 800-Meter-Lauf ihre Hallenbestzeit um zwei Sekunden auf starke 2:39,61 Minuten und konnte sich mit einem kämpferischen Schlussspurt 150 Meter vor dem Ziel den Titel der Regionalmeisterin erkämpfen.
Start-Ziel-Sieg für Marie Burchard
Marie Burchard, der Neuzugang des Athletics Team Karben, startete bei den Frauen über 800 Meter. Mit einem Start-Ziel-S ieg in 2:17,59 Minuten kam sie über 20 Sekunden vor ihren Konkurrentinnen ins Ziel. »Dies war ein gutes Vorbereitungsrennen für die Deutschen Hallenmeisterschaften in der 3x-800-Meter-Staffel der Frauen«, freute sich ihre Trainerin Uta Tortell. Der nationale Höhepunkt im Langstaffellauf findet im Rahmen der Deutschen Hallenmeisterschaften der Jugend am 25./26. Februar in Dortmund statt.
Ben Hladjk ist zweifacher Meister
Die Athleten des TV Rendel verbuchten bei den Regionalmeisterschaften derweil sieben Medaillenplätze. Doppel-Regionalmeister wurde dabei Ben Hladjk in der M14. Zwei Wochen zuvor war er Hürden-Hessenmeister geworden und hatte auch am vergangenen Wochenende über 60 Meter flach in 8,05 Sekunden sowie über die Hürdenstrecke in 9,41 Sekunden die Nase vorn.
TVR-Mehrkämpfer Luca Barowski sicherte sich indes den Regionalmeistertitel im Weitsprung der U18. Mit einer Weite von 6,04 Metern blieb er nur zwei Zentimeter unter seiner persönlichen Bestmarke und ließ die Konkurrenz aus Rodgau und Freigericht hinter sich. Schneller als Luca Barowski über 60 Meter war nur der Frankfurter Laurin Hanke, somit sicherte sich der TVR-Athlet in 7,41 Sekunden die Silbermedaille.
Sebastian Fuhr stieg bei der Regionalmeisterschaft erst in seine Wettkampfsaison ein - und gewann mit 12,24 Metern gleich Gold im Kugelstoßen der Männer. Mit 5,91 Metern gewann er zudem Bronze im Weitsprung. W12-Weitspringerin Julia Bungic, die zur W14 hochgemeldet wurde, zeigte sich unerschrocken. Gegen die ältere Konkurrenz sprang sie nicht nur als Dritte auf das Podest, sondern auch zur neuen Bestleistung von 4,66 Metern.
Die Plätze fünf, sieben, acht und neun belegten Leonie Barowski, Marla Hercek, Julia Bungic und Yvonne Vogel über 60 Meter Hürden der W14. Im 800-Meter-Lauf der W14 wurden Yvonne Vogel in 2:49,73 Minuten und Charlotte Woltmann in 2:52,36 Minuten Vierte bzw. Fünfte.
