Anabel Gajic Hessenmeisterin

Bei den Hessischen Mehrkampfmeisterschaften der Leichtathletik überzeugten Anabel Gajic (Fun-Ball Dortelweil) und Luca Barowski (TV Rendel).
Vier Punkte fehlen für DM-Quali
Die für den SV Fun-Ball Dortelweil startende Mehrkämpferin Anabel Gajic, die dem jüngeren Jahrgang ihrer Altersklasse U18 angehört, erzielte bei den hessischen Mehrkampfmeisterschaften in Darmstadt einen Sensationserfolg. Im hochklassigen Feld von 24 Teilnehmerinnen erzielte sie in vier Disziplinen Bestleistungen und setzte sich insbesondere gegen die starke Julia Badenhausen (Eintracht Frankfurt) durch.
Schon die erste Disziplin, der 100-m-Hürdenlauf, startete mit einem Paukenschlag. Während die anderen Athletinnen mit dem starken Gegenwind von 2,1 Metern pro Sekunde haderten, lieferte Gajic einen technisch annähernd perfekten Lauf ab und verbesserte ihre Bestzeit um eine halbe Sekunde auf 15,27 Sekunden. Auch Trainerin Amaliya Sharoyan war erleichtert, da gerade die Hürden in den letzten Wettkämpfen problematisch und einer der Trainingsschwerpunkte der vergangenen Wochen gewesen waren. Im Hochsprung folgte dann die zweite Bestleistung mit 1,53 m - trotz Kälte und Regen eine deutliche Verbesserung um drei Zentimeter. Mit der 3-kg-Kugel dann der erste Rückschlag: Hier blieb Gajic mit 10,50 m etwas unter ihrer Bestmarke von 11,32 m. Und beim abschließenden 200-Meter-Lauf verhinderte nur der Gegenwind die dritte Bestleistung des ersten Tages: 27,32 Sekunden.
Am zweiten Tag bei deutlich besseren Bedingungen startete Gajic mit 4,99 m im Weitsprung gut in den Wettkampf und hielt den Kontakt zur führenden Julia Badenhausen, die die Fünf-Meter-Marke knackte (5,05 m). Die Entscheidung folgte dann im Speerwerfen: Gajic setzte den gerade mit Wurftrainer Thomas Stewens erlernten Zehn-Schritt-Anlauf um, verbesserte ihre Bestleistung um unglaubliche fünf Meter auf jetzt 34,11 m und legte so fast zehn Meter Unterschied zwischen sich und ihre schärfste Konkurrentin. Julia Badenhausen hingegen suchte als beste Läuferin im Feld ihre Chance im 800-Meter-Lauf und ging das Rennen sehr schnell an. Gajic folgte dem zu hohen Anfangstempo nicht und auch die zeitweilige Lücke von etwa 40 Metern machte sie nicht nervös. In der zweiten Runde zollte ihre Konkurrentin dem hohen Anfangstempo Tribut, während Gajic ihre Geschwindigkeit bis ins Ziel hielt. Mit diesem klugen Rennen verbesserte sie ihre Bestzeit um fast zehn Sekunden auf jetzt 2:35,46 Minuten. Einziger Wehrmutstropfen dieser sensationellen Leistungssteigerung: Aufgrund der widrigen Verhältnisse - vor allem im 200-m-Lauf - verpasste Gajic mit einer Gesamtpunktzahl von 4446 Punkten die Qualifikationsnorm für die DM um lediglich vier Punkte.
Starker Nachwuchs in der U16
Auch in der U16 traten zwei Athletinnen unter Trainerin Lilly Weisenstein die Reise nach Darmstadt an und machten mit tollen Leistungen auf sich aufmerksam. Viktoria Jordan sammelte im Vierkampf der W15 insgesamt 1665 Punkte, was Platz zwölf in einem großen Teilnehmerfeld bedeutete. In der ersten Disziplin des Tages stieß sie die Kugel auf 6,58 m. Die meisten Punkte konnte sie allerdings mit 4,48 m beim Weitsprung sowie beim anschließenden 100-m-Lauf (14,27) sammeln. Beim abschließenden Hochsprung überquerte sie die Latte bei einer Höhe von 1,32 m.
Für Clara Schwarze lief ihr erster Siebenkampf ebenfalls sehr gut. Ganze sechs Disziplinen beendete sie mit Bestleistungen: Besonders stark zeigte sie sich in ihrem ersten offiziellen Hochsprung-Wettkampf (1,32 m), beim Speerwurf (16,87 m) und im Weitsprung (4,22 m) - wie auch bei Viktoria Jordan sprangen dort für Clara Schwarze die meisten Punkte heraus. Abgeschlossen wurden die zwei anstrengenden Wettkampftage von ihrer Paradedisziplin, den 800 Metern, wo sie sich ebenfalls auf 2:40,96 Minuten steigern konnte.
Zweimal Silber und einmal Bronze
Der nächste Schritt ist vollzogen: Das U18-Talent des TV Rendel, Luca Barowski, qualifizierte sich in Darmstadt für die nationalen Titelkämpfe im September in Hannover - ein Jahr früher als im »Zeitplan« vorgesehen. Im Fünfkampf und Zehnkampf der Jahrgänge 2006 und 2007 erreichte er als Bester des Jahrgangs 2007 jeweils den zweiten Platz und damit zwei Silbermedaillen. Im Siebenkampf gewann der Rendeler W14-Team Bronze.
5800 lautete die Sehnsuchtszahl für Luca Barowski, kennzeichnet diese doch die Qualifikationsnorm für die Mehrkampf-DM des Doppeljahrganges 2006/07 und damit das Saisonziel für den Wahl-Rendeler. Luca Barowski startete mit dicken Ausrufezeichen in den Zehnkampf: In 11,63 Sekunden trotzte er im 100-m-Sprint (1,8 m/s Gegenwind) und ging zeitgleich mit dem letztjährigen deutschen 100-m-Meister seines Jahrgangs, Tom Bingel (TV Windecken), über die Ziellinie. Im Weitsprung (6,44 m) und Kugelstoßen (10,96 m) legte Luca Barowski gleich zwei persönliche Bestleistungen nach - und schuf sich eine ideale Ausgangsposition im Kampf um Medaillen und die DM-Qualifikation. Im verregneten Hochsprung-Wettkampf standen danach immerhin noch 1,66 m für Barowski zu Buche - »nur« vier cm unter Bestleistung und damit vor dem Hintergrund der schwierigen Bedingungen Schadensbegrenzung. Beim 400-m-Sprint, der traditionell den ersten Zehnkampf-Tag beschließt, legte Barowski mit 53,01 Sekunden (nur 0,05 s über PB) dann noch mal eine ganz starke Zeit auf den Tartan - Platz zwei nach der Hälfte der Disziplinen hinter dem klar favorisierten Nicolas Ziegler (Eintracht Frankfurt) sowie die Silbermedaille im Fünfkampf.
Tag zwei begann ähnlich verheißungsvoll wie der erste: Mit 15,23 Sekunden über 110 m Hürden und 3,60 m im Stabhochsprung sorgte Barowski gleich wieder für zwei überzeugende persönliche Bestleistungen - und jede Menge Rückenwind im Kampf um Silbermedaille und DM-Quali, und Rückenwind auch für Barowskis Wackeldisziplin Diskuswurf, die als nächstes folgte. Und erneut hatte er hier Probleme: 28,23 m bedeuteten einen ersten Euphorie-Dämpfer in diesem bislang so erfolgreichen Zehnkampf. Barowski fing sich wieder und blieb im Speerwurf mit 38,95 m im Bereich seiner bisherigen Bestleistung - mit besten Chancen, im abschließenden 1500-m-Lauf seine »Schäfchen ins Trockene« zu bringen.
Der Maintaler ließ sich weder die Silbermedaille, noch die Qualifikation zu den deutschen Mehrkampf-Meisterschaften nehmen und kam in 4:58,05 Minuten als Dritter der starken Konkurrenz in Ziel. 5904 Punkte waren gleichzeitig ein klares Statement, dass mit Barowski - spätestens in einem Jahr, wenn er dem älteren U18-Jahrgang angehört - bei der DM zu rechnen sein wird. Bis dahin muss vor allem an den Würfen gefeilt werden.
Zwei Jahrgänge unter Barowski hat der TV Rendel in den letzten Jahren eine durchaus schlagkräftige W14-Mannschaft geformt, die durch Lucas Schwester Leonie Barowski - als Neunte im Siebenkampf das Teammitglied mit dem besten Einzelergebnis in Darmstadt - »angeführt« wird und deren weitere Protagonisten Marla Hercek, Yvonne Vogel und Charlotte Woltmann heißen.
Obwohl längst nicht alles nach Plan lief, gewannen die TVR-Damen in Darmstadt die Bronzemedaille im Siebenkampf (8828 Punkte) - tatsächlich der bislang größte Erfolg für den TV Rendel auf Mannschaftsebene überhaupt.

