Wie der hessische Verband Mädchen-Eishockey fördern will

Der Eishockey-Verband Hessen sichtet aktuell Spielerinnen aller Vereine im Land. Über 30 Mädchen waren kürzlich zu einem Lehrgang nach Lauterbach gekommen; darunter gleich 17 Spielerinnen der Roten Teufel Bad Nauheim.
Das Kichern und Lachen ist bis auf den Flur zu hören. Gut 30 Mädchen im Alter von acht bis 16 Jahren haben sich kürzlich für ein Wochenende in der Jugendherberge in Lauterbach getroffen. Es war der zweite Lehrgang des Eishockeyverbands Hessen, der in dieser Saison begonnen hat, Frauen-Eishockey im Land zu fördern.
Die Mädchen lachen und kreischen im Besprechungsraum, während Lena Gratzl den Mädchen erklärt, mit welchen Übungen sie zu Hause an Kraft, Schnelligkeit und Mobilität arbeiten können. »Es ist so wichtig, den Mädchen zu zeigen, wie sie selbst weiter an sich arbeiten können«, sagt Gratzl, die als Pädagogin bei den Jungadlern Mannheim arbeitet, eine der Talentschmieden für Eishockey in Deutschland. Sie weiß, wovon sie redet, hat sie doch selbst jahrelang Fraueneishockey auf höchstem Niveau gespielt.
»Wir wollen Begeisterung wecken und den Mädchen die Aufmerksamkeit und die Zukunftsperspektive geben, die sie in den Vereinen oft nicht bekommen«, erklärt Maren Valenti, die der Eishockey-Verband Hessen als Landestrainerin für Frauen und Mädchen verpflichtet hat und die dabei eng mit dem Landestrainer und langjährigem ehemaligen Profi der Roten Teufel Bad Nauheim, Alexander Baum, zusammenarbeitet.
Die Mädchen der Roten Teufel
Emilia Dolze, Leni Pfannmüler, Kira Schilling, Viktoria Kettner, Emma Mitchell, Wanda Blechschmied, Alina Euler, Lotta Hellwig, Lucia Ließmann, Toni Pfannmüller, Charlotte Hartmann, Aline Hiller von Gärtringen, Philine Napravnik, Leonie Pak, Klara Emma Pötzsch, Emma Zellekens, Felicia Irene Naulin.
Maren Valenti selbst zählt zu den großen Namen im europäischen Frauen-Eishockey. Mehrmals war sie deutsche Meisterin und Vizemeisterin, spielte in Kanada, bei Olympischen Spielen, bei Europa- und Weltmeisterschaften und wurde 2009 in die Hockey Hall of Fame Deutschland aufgenommen.
Baum und Pak im Trainer-Team
Aus ganz Hessen sind die jungen Spielerinnen bei Eis, Schnee und herrlichem Sonnenschein angereist: aus Kassel, Darmstadt, Frankfurt und Bad Nauheim. Vom gastgebenden Verein Luchse Lauterbach kamen drei Spielerinnen - alle drei spielen als Torhüterinnen.
Nach Mittagessen, Athletiktraining und Vorträgen sind die Spielerinnen bald schon wieder in voller Montur auf dem Eis in der Eissport-Arena Lauterbach. Immer wieder holt Trainer Danilo Valenti die Mädchen an die Bande heran, wo er ihnen die nächste Aufgabe erklärt. Typische Spielsituationen stehen auf dem Programm, zum Beispiel das schnelle Umschalten von Angriff auf Verteidigung. Zusammen mit Lena Gratzl und Murat Pak, Teamarzt des EC Bad Nauheim und Nachwuchstrainer bei den Löwen Frankfurt, zeigt er den Mädchen, was sie verbessern können. Das ist konzentrierte, intensive Arbeit. »Ich will den Mädchen keine fertigen Aufgaben vor-geben«, erklärt Danilo Valenti. »Ich stelle ihnen eine Aufgabe, und sie müssen selbst die beste Lösung finden - ich will vor allem die Spielintelligenz fördern.«
Konzentriert gehen die Mädchen zur Sache. Unterdessen üben die Torhüterinnen auf der Mitte der Eisfläche die typischen Bewegungsabläufe unter den wachsamen Augen von Torhütertrainer Marc Hansconrad, der sonst die Nachwuchstorhüter der Löwen Frankfurt trainiert. Diese Bewegungen sehen leicht und geschmeidig aus. Tatsächlich erfordern sie viel Kraft.
Nach diesem intensiven Trainingstag gehen die Mädchen erschöpft vom Eis. Doch bald ist schon wieder fröhliches Gekichere und Lachen aus den Kabinen zu hören. »Ich bin ehrlich überrascht von dem Niveau der Spielerinnen, die wir hier versammelt haben«, sagt Maren Valenti voller Anerkennung.
Keine Frage, Mädchen-Eishockey ist in den Fokus des Verbands gerückt. »Es ist mir ein persönliches Anliegen, Eishockey als Mädchensport in Hessen zu fördern«, sagt Hendrik Ansink, der Vorsitzende des Eishockey-Verbands Hessen. »Mädchen wurden im deutschen Eishockey viel zu lange vernachlässigt. Deshalb werden wir jetzt Schritt um Schritt das Mädcheneishockey verselbstständigen.« Das klingt so, als habe der Verbandspräsident noch viel mit den Mädchen vor. »Mädchen sollten sich viel mehr trauen, sich beim Eishockeyverein in ihrer Nähe anmelden. Wir bauen auf die gute Arbeit in den Vereinen vor Ort und fördern gezielt den Weg in Hessen zum Fraueneishockey im Leistungssport und im Breitensport«, meint Ansink. Im März werden sich Hessens Eishockeymädchen schon wieder treffen. Drei bis vier solcher Lehrgänge, vielleicht sogar auch ein Sommercamp, soll es künftig in Hessen in jeder Saison geben.
Christian von Hiller