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Comeback nach Nierentransplantation

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Kilian Hinterdobler hat am Donnerstagabend - ein Jahr nach einer Nierentransplantation - sein Comeback auf dem Eis feiern können. © Red

Vor einem Jahr wurde dem Schiedsrichter Kilian Hinterdobler eine Niere transplantiert. Jetzt steht er in der Deutschen Eishockey-Liga wieder auf dem Eis.

Dass sein Comeback in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) auf den 29. September 2022 fiel, gab der Geschichte noch einen Ausgerechnet-Aspekt. Es geschah also zum Jahrestag. Denn am 29. September 2021 war an Hochleistungssport für den Schiedsrichter Kilian Hinterdobler nicht zu denken. Im Münchner Klinikum Rechts der Isar wurde ihm eine Niere transplantiert. Die seiner Mutter.

Kilian Hinterdobler ist 29, er stammt aus der »Eishockey-Urkraft« Reichersbeuern, er spielte im Nachwuchs des EC Bad Tölz. Mit den späteren Nationalspielern Yasin Ehliz, Leo Pföderl, Kony Abeltshauser, gegen die Landshuter Tom Kühnhackl, Nico Krämmer, Tobias Rieder. Er hat sein Talent wohl richtig eingeschätzt, als er mit 17 beschloss: »Ich werde Schiedsrichter, da kann ich es in die höchste Liga schaffen.«

Seine Krankheitsgeschichte beginnt mit einem Vorlauf um eben diese Zeit. Bei einem Generalcheck fand Kilian Hinterdoblers Hausärztin die zweite Niere nicht. Ein Spezialist fand heraus, »dass ich eine funktionierende und eine Schrumpfniere habe. Aber es war kein Problem, die intakte hat für die andere mitgearbeitet.« Das Leben ging einfach weiter - ohne große Gedanken: »Halbjährige Kontrolle, doch ich konnte machen, worauf ich Lust hatte.«

Bis im Juni 2021 alles anders wurde. An einem Samstag bekam Hinterdobler Bauchschmerzen, »die Nacht auf Sonntag war grausam«. Er ging ins Tölzer Krankenhaus, zu Fuß. Vielleicht Nierensteine, lautete ein erster Verdacht. Man legte ihm eine Infusion, verabreichte Schmerzmittel. Am Nachmittag dann doch die Notaufnahme. »Der Arzt wurde nervös, er rief in den nahen Krankenhäusern an.« Kilian Hinterdobler wurde nach Murnau verlegt. Dort bekam er gesagt: »Ihre Niere ist nicht mehr zu retten, Ihre Situation lebensgefährlich.« Ihm wurde ein Katheter in den Hals gesetzt für die Notfalldialyse.

Es war eine Situation, in der sich alles neu ordnete und der Sport die geringste Priorität hatte. »Das große Ziel war eine Transplantation mit einer Lebendspende.« Doch das bedeutet in Deutschland, wo es der aktiven Zustimmung zur Spende darf, eine Wartezeit von sieben Jahren. Für Kilian Hinterdobler wäre das »nicht zu ertragen gewesen«. Naheliegender Spender in der Not ist dann oft ein Angehöriger. Er hatte Glück: »Meine Mama sagte: ,Kilian, das kriegen wir hin.‹“ Sie war bereit zu spenden, über drei Monate zogen sich die Untersuchungen hin, ob das klappen kann. In dieser Zeit ging Hinterdobler wieder seinem Beruf als Sales Manager bei einem E-Training-Anbieter nach. Er musste halt zur Dialyse. Bei ihm ging eine Bauchfelldialyse: »Man bekommt permanent einen Schlauch in den Bauch, kann es aber zuhause machen und muss nicht in ein Zentrum. Es war halt ein bisschen wie eine Fußfessel.«

Die Transplantation verlief erfolgreich, Mutter Hinterdobler sagt, ihr gehe es hervorragend, als hätte es den Eingriff nie gegeben. Und Sohn Kilian fand zurück ins uneingeschränkte Alltagsleben - und schließlich in den Sport. In der Reha brachte er den Körper langsam wieder in Schwung, im Februar 2022 lief er Schlittschuh auf dem zugefrorenen See, im Juli nahm er an einem Trainingslager bayerischer Schiedsrichter in Pilsen teil und spürte, »dass ich wieder eineinhalb Stunden Vollgas geben kann«. Was er ohnehin immer getan hat: Eishockey studieren, um das Gefühl für das Spiel nicht zu verlieren. Kilian Hinterdobler weiß nun: Ein Spiel zu lesen und zu leiten - »das verlernt man so wenig wie das Radfahren«.

Aus dem Eishockey hat er, während er weg war, viel Zuspruch erfahren. Und dass man ihn wieder auf die Liste der DEL-Schiedsrichter setzte, ist auch schon ein Erfolg. Vier Spiele in der DEL2 hat Kilian Hinterdobler diese Saison zum Wiederaufbau hinter sich gebracht, an diesem Donnerstag pfiff er Düsseldorf - Iserlohn. Ein Tag wie ein Geburtstag.

GÜNTER KLEIN

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