Das Ende vor dem Anfang

Für drei Reserven im Kreis Friedberg kam das Ende schon, bevor die Fußball-Saison begonnen hatte. Was auf den ersten Blick nicht erklärbar scheint, hat durchaus verständliche Hintergründe.
Unschöne Nachrichten zum Rundenanfang für die Wetterauer Fußballer. Mit dem SV Steinfurth, dem FC Ajax Rödgen und der SKG Albanischer Verein Friedberg zogen drei Clubs im Kreis Friedberg schon vor dem ersten Pfiff am vergangenen Wochenende ihre zweiten Mannschaften aus dem Spielbetrieb zurück. Nur wenige Wochen nach der Meldung der Teams für die Saison 2022/23 entschied man sich an diesen Standorten dafür, mit der Reserve lieber doch nicht anzutreten. Bei solcher einer Personallage stellt sich natürlich die Frage, warum überhaupt erst eine Mannschaftsmeldung erfolgt ist
»Die Meldungen müssen ja beim Verband bis Anfang Juni abgegeben werden, damit genug Zeit bleibt, um die Spielpläne zu machen. Das ist nun mal so. Und danach kann natürlich noch einiges passieren in Sachen Transfers«, erklärt Sören Marx, Torwart und Vorsitzender beim FC Ajax. So verließ die Rödgener noch der eine oder andere Akteur zum offiziellen Saisonende am 30. Juni. Dazu kam, dass nicht alle Kicker aus dem Bad Nauheimer Stadtteil aktiv am Spielbetrieb teilnehmen möchten. »Wir haben einige altgediente Spieler, die vielleicht noch mal ein Trainingsspielchen machen wollen, aber nicht mehr jeden Sonntag unter Wettkampfbedingungen antreten wollen«, verrät Marx. Die Gemengelage verschärfte sich noch, als in der Vorbereitung fünf Langzeitverletzte das Lazarett füllten.
Für die Rödgener gab es dann laut Marx keine Alternative mehr zum Rückzug der Reserve aus der C-Liga (Gruppe 1). Auch das Norweger-Modell oder mehrere Spielverlegungen, um zumindest die verletzungsbedingten Engpässe zu überbrücken, schienen ungeeignet. Auf ein Pokerspielchen, um die zwei erlaubten kampflosen Absagen pro Saison auszureizen, wollte man sich ebenfalls nicht einlassen. »Dazu hätten wir jeden vom Sofa runterholen müssen. Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende«, sagt Marx.
Um die Kicker bei Laune zu halten, die schon noch Lust auf Fußball haben, aber in der verbleibenden B-Liga-Mannschaft nicht zum Zug kommen, will der FC Ajax nun den Soma-Bereich ausbauen und das eine oder andere Freundschaftsspiel vereinbaren.
Beim SV Steinfurth gestaltet sich derweil der Neuanfang holprig. Der Club hat drei Rückzüge innerhalb von nur vier Monaten hinter sich. Anfang April war für die »Erste« in der Gruppenliga Schluss, nachdem man die dritte Partie der Saison 2021/22 kampflos hatte absagen müssen. Mitte Mai zogen die Rosendörfler ihre Reserve aus der A-Liga zurück, spielten die Runde zwar noch zu Ende, standen aber schon als erster Absteiger in die B-Liga fest. Dort sollte es nun weitergehen. Ende letzter Woche folgte dann der neuerliche Rückzug. Der SVS II steht somit als Absteiger in die C-Liga fest.
»Wir sind schon in die Vorbereitung gegangen, ohne zu wissen, ob es mit zwei Mannschaften klappt. Von den aufgerückten Jugendlichen haben nun einige einen Studienplatz außerhalb von Hessen bekommen. Die fallen also auch weg«, erklärte Fußball-Abteilungsleiter Torben Müller, der nach den jüngsten Schlüsselbeinbrüchen und Kreuzbandrissen schon einige Langzeitverletzte zu beklagen hat.
Wie Kreisfußballwart Karl-Ernst Kunkel zu verstehen gab, hatte der SV Steinfurth kurzfristig versucht, mit der Reserve in der C-Liga starten zu können. »Das habe ich aber abgelehnt, da die Einteilung der Klassen bereits feststand«, erklärte Kunkel und deutete an, dass ein etwas zeitigeres Ersuchen der Rosendörfler wohl Aussicht auf Erfolg gehabt hätte. Eine Geldstrafe für die Rückzüge wird übrigens nicht fällig.
Beim SKG Albanischer Verein Friedberg II, der aus der C-Liga (Gr. 2) gestrichen wird, waren weder Abteilungsleiter Dalip Abdullahu noch Stellvertreter Altin Hamiti für eine Stellungnahme zu erreichen.